Nach dem abendlichen Zähneputzen setzt man sich noch schnell die Kontaktlinsen ein. Verkehrte Welt? Nein, Nachtlinsen sind genau dafür gemacht. Statt tagsüber korrigiert man die Sicht während des Schlafs. Am Morgen entfernt man sie – und sieht wieder klar.
Einfacher Mechanismus
Der Mechanismus ist einfach: «Durch sanften Druck modelliert die Nachtlinse die Hornhaut, sodass sie sich temporär verformt und keine Korrektur mehr nötig ist», sagt Optometrist Dr. Martin Loertscher. «Allerdings nimmt die Hornhaut nach etwa 24 Stunden wieder ihre ursprüngliche Form an. Das heisst, man muss die Linsen jeden Abend einsetzen.»
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Am besten funktionieren die speziellen Linsen bei Kurzsichtigkeit bis zu minus 6,50 Dioptrien. «Auch eine Hornhautverkrümmung kann bis zu einem gewissen Grad korrigiert werden», sagt Dr. Loertscher. «Prinzipiell muss das Auge aber gesund sein, damit diese Sehhilfe funktioniert.» Wegen des Risikos bakterieller Entzündungen müssen die hygienischen Massnahmen peinlich genau eingehalten werden. Das heisst, die Linsen jeden Morgen mit dem empfohlenen Reinigungsmittel säubern und danach in die passende Aufbewahrungslösung legen.
Aufwendige Anpassung
Die Anpassung von Nachtlinsen ist aufwendiger als die von Tageslinsen. Zudem sollte sie von einem diplomierten Augenoptiker durchgeführt werden, der in der Verordnung von speziellen Kontaktlinsen ausreichende Qualifikationen besitzt. Der Optiker braucht dafür einen Keratografen: Mit diesem Gerät kann er die Augenoberfläche auf Hundertstelmillimeter genau vermessen. Das genaue Abbild der Augenform wird dann auf die Innenseite der neuen Linse übertragen.
Die Angst, dass Nachtlinsen während des Schlafens verrutschen, ist unbegründet. «Richtig angepasst, verschieben sie sich nur geringfügig um 0,1 bis 0,5 Millimeter», sagt Dr. Loertscher.