Sie machen Knochenarbeit, sind oft mies entlohnt und stehen im Schatten der Halbgötter in Weiss: die Krankenschwestern. Schlimmer noch als im realen Leben zeigt sich das im Kino und am TV. Vielleicht auch weil Ärzte immer noch als Traum- Schwiegersöhne gelten, erfreuen sich Ärzte-TV-Serien ungebrochener Beliebtheit. Mit der Schwarzwaldklinik fing es hierzulande einst an, mittlerweile sind wir via «Greys Anatomy» und «Dr. House» bei unzähligen Ärzte-TV-Serien angelangt. Pflegefachkräfte kommen darin kaum vor.
Ein klein wenig nur hat sich in Film und Fernsehen das Bild der Pflegefachkräfte gewandelt. Die nicht mehr ganz jüngsten Semester unter den Lesern werden sich vielleicht daran erinnern, dass in der «Schwarzwaldklinik» die Krankenschwester Christa Mehnert (Gaby Dohm) eigentlich nur dazu da war, den gut aussehenden Doktor Brinkmann senior (Klausjürgen Wussow) anzuhimmeln, manchmal leicht abgelenkt durch den ebenfalls gut aussehenden Dampfplauderi Brinkmann junior (der ewige Schwiegermuttertraum Sascha Hehn). Sobald sie sich aber den Chirurgen senior gesichert hat, passt das Bild der Krankenschwester nicht mehr, und Schwester Christa bildet sich flugs zur Ärztin weiter. Erst Jahrzehnte später, in der internationalen Grosserfolgs-Serie «Dr. House», darf eine Krankenschwester sogar mal patzig sein oder zur Quasi-Assistentin einer Ärztin mutieren.
Entweder weisser Engel oder kaputte Problemhaufen-Psychopathen – dazwischen gibt es wenig
Aber ansonsten sei fast alles beim Alten geblieben, sagt Yvonne Ribi (44), Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands Pflegefachpersonen (SBK): «Entweder kommen Pflegepersonen wie etwa bei ‹Grey's Anatomy› gar nicht vor, und der Arzt hält dem Patienten das Händchen bis vor die Haustür, oder es bleibt bei Stereotypen der Aufopferung und quasi-heiligen Anlaufstelle für alles, wie wir sie aus der TV-Serie ‹Für alle Fälle Stefanie› kennen, dem Engel in Weiss. Dazwischen gibt es wenig.»
Da hilft es auch kaum, dass mittlerweile ein paar wenige Serien und Filme sogar Krankenschwestern zur Hauptperson haben – denn in «Nurse Jackie» (2009 bis 2015) klaut die titelgebende Krankenschwester auch gern mal Medikamente und hat Suchtprobleme, im B-Horrorstreifen «Nurse 3D» (2013) ist die Krankenschwester, gespielt von Paz de la Huerta (36), eine psychopathische Serienmörderin, und das konventionellere «Hawthorne» (2009 bis 2011) mit Jada Pinkett Smith (49) in der Hauptrolle endet – natürlich – erst dann, wenn Schwester Hawthorne den Chefchirurgen geheiratet hat.
«Mit der Realität des Berufs hat das alles herzlich wenig zu tun», sagt Ribi. Sie ist froh, hat die Pandemie den Menschen ins Bewusstsein gebracht, was Pflegende überhaupt alles leisten – ganz abgesehen von den Fernsehklischees.
Weibliche Pflegepersonen sind, so will es das Klischee, nicht nur selbstlose, sich aufopfernde Engel, sondern möglichst auch sexy. Besonders im angelsächsischen Raum zeigt sich das: An nahezu jeder Halloween- oder sonstiger Verkleidungsparty ist jemand in einem «Sexy Nurse»-Kostüm anzutreffen. Die tiefe Verankerung des Klischees zeigt ein kurzer Aufruf auf Google. Sagenhafte 12,1 Millionen Links folgen auf die Suchanfrage «Sexy Nurse». Auf «Nurse Costume» folgen 1,4 Millionen. Zum Vergleich: «Pirate Costume» generiert 2,5 Millionen Links – da sind aber Kinder, die sich ja traditionellerweise eher verkleiden als Erwachsene, mit eingerechnet.
Weibliche Pflegepersonen sind, so will es das Klischee, nicht nur selbstlose, sich aufopfernde Engel, sondern möglichst auch sexy. Besonders im angelsächsischen Raum zeigt sich das: An nahezu jeder Halloween- oder sonstiger Verkleidungsparty ist jemand in einem «Sexy Nurse»-Kostüm anzutreffen. Die tiefe Verankerung des Klischees zeigt ein kurzer Aufruf auf Google. Sagenhafte 12,1 Millionen Links folgen auf die Suchanfrage «Sexy Nurse». Auf «Nurse Costume» folgen 1,4 Millionen. Zum Vergleich: «Pirate Costume» generiert 2,5 Millionen Links – da sind aber Kinder, die sich ja traditionellerweise eher verkleiden als Erwachsene, mit eingerechnet.