Iris Wolff, «Lichtungen» (2024)
Die Karte kommt aus Zürich, darauf nur ein Satz: «Wann kommst du?» Geschrieben hat ihn Kato, erhalten Lev. Seit Kindertagen besteht zwischen den beiden eine Bindung. Doch während Kato nach dem Zusammenbruch des Ostblocks Rumänien Richtung Westen verliess, wandelt Lev auf den Spuren der Kindheit in der alten Heimat. Ein poetischer Roman von der deutschen Autorin Iris Wolff (46) über die langen, zarten Bande der Liebe.
Alex Capus, «Léon und Louise» (2011)
Léon und Louise lernen sich in der Normandie kennen und lieben. Im Küstenstädtchen Le Tréport verbringen sie 1918 ein Wochenende und geraten auf dem Rückweg in einen Fliegerangriff. Schwer verletzt voneinander getrennt, hält jeder den anderen für tot – bis sie sich zehn Jahre später in Paris wiedersehen. Léon hat nun aber eine Familie. Doch das hält die Liebe nicht auf. Eine wunderbare Ménage à trois vom Schweizer Schriftsteller Alex Capus (62).
Alice Munro, «Der Bär klettert über die Berge» (1999)
Fiona und Grant sind seit 50 Jahren verheiratet; wegen Demenz kommt sie in ein Pflegeheim. Als Grant sie dort besucht, wendet sie sich einem anderen Mann zu – bis ihn dessen Ehefrau mangels Geld nach Hause nimmt. Nun will Grant seinen «Nebenbuhler» zurückholen. «Wem am Ende dieser Erzählung die Tränen gekommen sind, während ein breites Lächeln sein Gesicht erhellt, der kann kein schlechter Mensch sein», schrieb die «FAZ» über die Short Story der kanadischen Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro (92).
Tschingis Aitmatow, «Djamila» (1958)
Djamila arbeitet während des Zweiten Weltkriegs auf kirgisischen Feldern, während ihr Mann an der Front kämpft. Bei der täglichen Getreidefuhr zum Bahnhof lernt sie den kriegsversehrten Danijar kennen. Als er eines Tages zu singen beginnt, verliebt sich Djamila in ihn. Um miteinander leben zu können, verlassen sie das Dorf. «Ich schwöre, es ist die schönste Liebesgeschichte der Welt», schrieb Louis Aragon (1897–1982) über diese Novelle von Tschingis Aitmatow (1928–2008).
Emily Brontë, «Sturmhöhe» (1847)
Oben der windgepeitschte Gutshof «Wuthering Heights» der Familie Earnshaw, unten das feudale Herrenhaus «Thrushcross Grange» der Familie Linton: Über drei Generationen zieht sich dieser Schmachtfetzen voller Begehren, Ablehnung und Rache aus der Feder der englischen Autorin Emily Brontë (1818–1848) – bis am Schluss der Liebe zwischen den beiden Häusern nichts mehr im Weg steht und Catherine und Linton zueinanderfinden.
Murasaki Shikibu, «Die Geschichte vom Prinzen Genji» (1001)
Genji ist der spätgeborene Sohn eines alternden, japanischen Kaisers. Der Prinz widmet seine Zeit den schönen Künsten und dem anderen Geschlecht – er hat mehrere Affären. Unter anderem auch mit Murasaki, der Nichte einer von ihm früher verehrten Hofdame. Nach Murasakis Tod verliert Genj seinen Lebenswillen. Die japanische Autorin Murasaki Shikibu (973–1014 oder 1025) war selber eine Hofdame und schuf mit «Genji Monogatari» den wohl ersten Liebesroman.
Altes Testament, «Hohelied Salomos» (300 v. Chr.)
In der Bibel ist nicht alles heilig – im «Hohelied» geht es zuweilen heftig zur Sache: «Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; ja, deine Liebe ist köstlicher als Wein.» Frau und Mann besingen in schwärmerischen und erotischen Worten ihre Liebe zueinander. «Deine beiden Brüste sind wie zwei Kitze, Zwillinge einer Gazelle, die unter den Lotosblumen weiden.» Als Verfasser galt lange der legendäre König Salomon, der 700 Frauen geheiratet und 300 Geliebte gehabt haben soll.