In wenigen Tagen wirds wieder schaurig-schön! Die grössten Halloweenpartys gehen am kommenden Wochenende über die Bühne. Während es dort in der Schweiz nach wie vor eher traditionell zu- und hergeht, setzt man in den USA schon lange nicht mehr nur auf Hexen und Horror-Clowns.
«In Amerika gleicht Halloween der Fasnacht», erklärt Reto Hanselmann (42), Organisator von Season of the Witch, der berühmtesten Halloweenparty der Schweiz. «Hierzulande denken zwar viele, man müsse sich noch als Zombie verkleiden. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.»
Barbie und Arielle trenden in den USA
Ennet dem Grossen Teich dürfte man heuer vor allem Barbie und Ken zu Gesicht bekommen. Ein Sprecher von Halloweencostumes.com sagte dem US-Portal TMZ, dass sich Barbie-inspirierte Looks neunmal mehr verkauft haben als noch im vergangenen Jahr. Grund dafür ist der Erfolgsstreifen von Greta Gerwig (40), die mit dem Film mit Margot Robbie (33) den Kinohit des Jahres lieferte. Auch die Realverfilmung des Disney-Klassikers «Arielle, die Meerjungfrau» mit Halle Bailey (23) hat laut dem Sprecher viele inspiriert.
Auch wenn Kurt Oetterli (62), Inhaber des Kostümladens Atop in Zürich und Stäfa ZH, diese Trends hier nicht beobachtet, sieht er dennoch eine Bewegung weg von den Grusel-Outfits. «Die klassischen Halloweenkostüme wie Hexen und Draculas laufen nach wie vor gut, doch auch allgemeine Kostümierungen sind im Kommen», erzählt er. «Vor allem Achtzigerjahre-Sportanzüge laufen super. Da haben wir auch welche mit Blutflecken drauf.»
Harry-Potter-Kostüme erleben in Bern Revival
In Bern ist es anders. Dort setzen die Leute gemäss Manuela Pieren (65) vom Kostümverleih Häxebäse nach wie vor auf den Grusel-Faktor. «Dieses Jahr stelle ich ein Comeback von Harry-Potter-Kostümen fest. Und auch die Addams Family ist gefragter als sonst.» Auch wenn sie in ihren Beratungen immer wieder betone, dass jedes Kostüm für Halloween infrage komme, «ist in Schweizer Köpfen weiterhin fest verankert, dass zu Halloween ein Grusel-Kostüm gehört».
Halloween geht auf ein Brauchtum im katholischen Irland zurück. Irische Auswanderer haben diesen dann in den USA weiter ausgeschmückt. Und seit den 90ern breitet sich das Fest auch in Europa immer mehr aus. «Da wir mit Räbeliechtli-Umzügen einen ähnlichen Brauch kennen, fand das Ganze auch hier Anklang», erklärt die Sozialwissenschaftlerin Meret Fehlmann (47) von der Universität Zürich. Zudem seien wir sehr offen gegenüber amerikanischer Populärkultur.
Bei Kindern wird der Grusel verharmlost
Dass in den USA Halloween kostümtechnisch weniger gruselig darherkomme, könne an der Mentalität liegen. «In Amerika ist immer wieder die Angst vor Satanismus verbreitet», so Fehlmann. «Das kann einer der Gründe sein, wieso man dort nicht nur auf gruselige Figuren setzt.» Hierzulande beobachtet sie, dass der Grusel für Kinder verharmlost wird. «Sogar Vampire sind dann die netten Freunde von nebenan.»
Vampire wird es wohl auch am nächsten Samstag im Zürcher Kaufleuten zu sehen geben. Dann geht Reto Hanselmanns Halloweenparty über die Bühne. Ganze drei Dancefloors werden aufwendig dekoriert. Die Gästeliste ist gespickt mit Prominenz aus In- und Ausland. «Mir ist es wichtig, dass sich jeder mit seinem Kostüm wohlfühlt.» Bei ihm müsse sich nicht jeder mit Schminke vollkleistern, sondern könne auch auf dezentere Kostüme setzen. «Bei Heidi Klums Halloweenparty sieht man beispielsweise auch Zahnärzte mit verspritzten Kitteln, da brauchts kein aufwendiges Make-up.»
Melanie Winiger setzte positives Beispiel
Als positives Beispiel nennt er das Outfit, das Melanie Winiger (44) an seiner letztjährigen Party trug. Sie zeigte sich erstmals mit Freund Timo Todzi (29) an ihrer Seite. Sie präsentierte sich als sexy Sandy vom Musical «Grease», er war passend dazu als Danny kostümiert. «Ein perfektes Beispiel dafür, dass Halloween mehr ist als Zombies und Geister. Mir hat das supergut gefallen.»
Für Reto Hanselmann ist die Zeit um Halloween die strengste des Jahres. Darum macht er es sich in Sachen Kostüm einfach: «Dieses Jahr setze ich wieder auf eine gruselige Verkleidung.» Vor zwei Jahren habe er sich als vollbusige Cabaret-Frau kostümiert, letztes Jahr als Horror-Harlekin. Was genau er kommende Woche trägt, will er nicht verraten. «Nur so viel: Vielen dürfte das Lachen bei meinem Anblick vergehen.»