Trotz Drogenszene und Rotlichtmilieu Stadtfans
Die Hochqualifizierten

Familie Roest Vontobel wohnt mit Kind und Kegel in Kleinbasel – und kämpft gegen den schlechten Ruf des Stadtteils an.
Publiziert: 29.04.2018 um 12:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:25 Uhr
Dana Liechti

Sonja Roest Vontobel (39) sitzt mit Tochter Leana (5) und Sohn Jaron (2) am Tisch und pickt mit der Gabel Tortellini um Tortellini auf, schiebt gleichzeitig ihrem Kleinsten Gurkenscheibchen in den Mund. Sie hat Mamitag, wie immer einen Tag unter der Woche. Wie ihr Mann Johannes Vontobel (38) arbeitet sie in einem 80-Prozent-Pensum. Er als Anwalt, sie in der Verwaltung des Justiz- und Sicherheitsdepartements. Wer denkt, dass die Roest-Vontobels in einer grossen Villa am Rhein wohnen, täuscht sich.

Ihre Wohnung befindet sich im Kleinbasel, das als kriminellste Ecke der Stadt verschrien ist. Zu Unrecht, sagt Sonja Roest Vontobel. Denn trotz Drogenszene, Rotlichtmilieu und nahem Empfangszentrum sei das Quartier sehr familienfreundlich. Passiert sei ihr auch noch nie etwas – obwohl sie im Kleinbasel wohnt, seit sie 17 ist. Für die Baslerin war stets klar, dass sie hier ihre Kinder grossziehen möchte. Ihr Mann, auf dem Land aufgewachsen, sei zwar erst skeptisch gewesen, «aber heute ist auch er Feuer und Flamme für Kleinbasel».

Mit dem Velo kommt Familie Roest Vontobel in Basel von A nach B.
Foto: Thomas Meier

Roest Vontobel ist es wichtig, dass ihre Kinder in der Mitte der Gesellschaft aufwachsen, lernen, dass es Menschen aus allen Schichten und mit verschiedener Herkunft gibt und man friedlich miteinander umgehen kann. «Mich nervt es, wenn deutschsprachige Eltern ihre Kinder ab schulpflichtigem Alter in Privatschulen schicken, aber trotzdem hier wohnen bleiben», sagt sie. Denn von einer guten Durchmischung könnten alle Kinder profitieren.

Ihren eigenen Kindern scheint es zu gefallen. Während sie, im Velokasten sitzend, neben Graffitis, kleinen Gemüseläden und Trams vorbeidüsen, kringeln sie sich vor Lachen. Und rufen den Jugendlichen, die auf dem Sportplatz Basketball spielen, laut Hallo zu, obwohl sie sie nicht kennen.

Vom Kleinbasel wegziehen würden ihr Mann und Sonja Roest Vontobel nur, wenn sie ein Häuschen mit Garten fänden. In der Stadt. Denn aufs Land ziehen, das kann sich die 39-Jährige auf keinen Fall vorstellen. «Dort tötelet es mir zu sehr», sagt sie schmunzelnd, während sie Leana und Jaron nach einem Halt wieder in dem Kasten auf ihrem Velo anschnallt, um Leana zum Theater zu fahren.

Unabhängig sein von einem Auto. Neben den unzähligen Kitaplätzen und Freizeitangeboten ein Grund mehr, der die Baslerin darin bestärkt, dass die Stadt die beste Wohnwahl ist. Und mit zwei Katzen zu Hause, die ins Freie können, und einem Hochbeet auf der Terrasse holt sie sich das, was ihr am Landleben gefallen könnte, ganz einfach in die Stadt.

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