Youtube-Star Bianca Heinicke (25), bekannt durch ihren Kanal «Bibis Beauty Palace», ist schwanger und teilt ihr Mutterglück mit der ganzen Welt. Ihr Babybauch-Foto mit Partner Julian Classen (25) erreichte auf Instagram innerhalb von zwei Stunden eine halbe Million Likes.
Heinicke ist nicht die Einzige. Auch Model und Playmate Sarah Harrison (26) zelebriert sich als Mutter auf Instagram, zuerst mit Babybauch und Erzeuger Dominic Harrison (26), dann mit Tochter Mia Rose. Die Pose ist die gleiche, die Daniela Katzenberger (31) 2015 in der Doku-Soap «Daniela Katzenberger – mit Lucas im Babyglück» vorgemacht hat: Der glückliche Vater kniet vor der werdenden Mutter und küsst seinen Nachwuchs quasi durch den Bauch hindurch.
Das Schneewittchenfieber
Das ungeborene Baby wird zur Lifestyle-Trophäe in den sozialen Medien und die Mutterschaft zur Einnahmequelle – denn jeder Klick der Follower bringt Geld. «In den letzten Jahren konnte man die Entstehung eines neuen Mutterkults beobachten. Viele Stars lassen sich mit entblösstem kugelrundem Bauch abbilden, schwärmen von der Mutterschaft als höchster Erfüllung», erklärt Angelika Hager (55), Journalistin aus Wien. In ihrem Buch «Schneewittchenfieber» schreibt sie vom «Retroweibchen», das die von der Frauenbewegung hart erkämpfte Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt aufgibt und wieder freiwillig in die Rolle der Hausfrau und Mutter schlüpft.
Die Instagram-Posts erinnern die Autorin an Madonnenbilder. «Die Frau wird als die Erhabene beleuchtet und der Mutterschaft eine Art Heiligenschein umgelegt. In diesen Inszenierungen wird die Frau zu einem Symbol der Fruchtbarkeit. Der Mann, der sich um den Erhalt seiner Dynastie kümmert, kniet in ritterlicher Pose.» Die meisten dieser Insta-Mütter seien zwar wirtschaftlich unabhängig und erfolgreich, liessen sich aber in diesen Szenarien auf den Status der Gebärmaschine reduzieren, findet Hager. «Denken wir nur an die Herzogin Kate von Cambridge, die diese Rolle in voller Angepasstheit erfüllt. Ihre Schwägerin Meghan wird das hoffentlich anders gestalten.»
Inszenierungen sind narzisstisch und peinlich
«Die ständige Selbstinszenierung in den sozialen Medien des vermeintlich ständigen Glücks ist für Normalsterbliche immer schwieriger zu ertragen», findet der Zürcher Werbeexperte Frank Bodin (54), selber Vater von drei Töchtern. «Wenn dann noch ungefragt die eigenen Kinder – dazu gehört auch das noch ungeborene Leben – zu dieser Form der geschönten, klischierten Selbstdarstellung herhalten müssen, ist das in meinen Augen ein Weggucker.»
Im Netz hagelts auch schon Kritik, weil diese Bilder die unbequeme Seite einer Schwangerschaft ausblenden. «Viele dieser Selbstinszenierungen sind narzisstisch und entsprechend peinlich», findet Autorin Hager. Die Akteure würden die Distanz zu ihren Posts verlieren und damit auch das Gefühl, wo der Exhibitionismus aufhören sollte. «Natürlich entwickelt diese Ästhetik eine Eigendynamik, weil eine die andere kopiert. Deswegen kann man die Damen auch zunehmend weniger voneinander unterscheiden. Irgendwie sehen sie alle gleich aus.»
Die Geburtenzahlen sind so hoch wie seit 25 Jahren nicht mehr. In den Schweizer Städten gibt es einen Babyboom. Vier Familien erzählen, wieso die Stadt der beste Ort für Kinder ist.
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Die Blase kann platzen
Nicht immer aber steht die Inszenierung für ein Happy End: Auch Model Bonnie Strange (31) hat ihren kugelrunden Bauch gekonnt in Szene gesetzt und am 21. Mai eine Tochter auf die Welt gebracht. Der Vater ist jedoch auf keinem Bild zu sehen. Leebo Freeman (29) hat die frische Mama im neunten Monat betrogen und wurde am Tag der Geburt aus dem Krankenhaus geschmissen. Das Babyglück ist also doch nicht immer perfekt.