Wir treffen Daniel Koch (66) früh am Morgen im Wald ausserhalb von Bern: «Dann ist es für die Hunde noch nicht zu heiss.» Seit seiner Pensionierung hat der ehemalige Mr. Corona mehr Zeit für seine Leidenschaft: Canicross. Dabei lässt er sich von seiner Scandinavian-Hound-Hündin Bundji (2) joggend oder auf dem Velo ziehen. Boxer-Hündin Akira (9) schaut dabei etwas neidisch vom Bus aus zu. Seit sie wegen eines Zeckenbisses schwer krank wurde, ist sie als Athletin in den Ruhestand getreten.
Wie sind Sie auf diesen Hundesport gekommen?
Daniel Koch: Wegen Akira. Sie war immer etwas schwierig im Umgang mit anderen Hunden, also haben wir alles Mögliche ausprobiert, sogar Dog-Dancing. Funktioniert hat es beim Canicross. Wichtig ist, dass ein Hund eine Beschäftigung hat.
Wie streng sind Ihre Hunde erzogen?
Mit Akira haben wir uns viel beschäftigt, sie gehorcht recht gut. Meine Hunde müssen nicht ständig bei Fuss sein. Bei Bundji ist es etwas anders. Sie ist vor zwei Jahren als Welpe zu mir gekommen. Das war kurz vor meiner geplanten Pension. Ich dachte mir, dass die letzten Monate beim BAG nicht so streng sein würden. Dann kam Corona, ich arbeitete weiter, und die Erziehung ist völlig bachab. Das macht aber nichts, denn Bundji ist sehr lieb und macht keine Probleme. Ausser dass sie das Sofa zerkaut. Dafür kann sie rennen wie Mujinga Kambundji, und darauf kommt es an.
Zweimal die Woche trainiert Daniel Koch mit Bundji und geht mit ihr an Rennen, um sich für die Weltmeisterschaften im nächsten April in Frankreich zu qualifizieren – in der Altersklasse 60 plus. Mit Akira hat er bereits Pokale gesammelt, zusammen mit ihr ist er Ex-Europameister und Vizeweltmeister in Canicross. Während des anschliessenden Gesprächs in Kochs Wohnzimmer schmatzt die Boxer-Hündin freudig an den Füssen der Journalistin herum.
Wo setzen Sie Ihren Hunden Grenzen?
Dort, wo sie für die anderen anfangen. Man soll darauf achten, niemanden zu belästigen, auch bei Kindern gilt Vorsicht. Meine Hunde dürfen ziemlich viel, ich wohne allein, und mich stört es nicht, solange sie nicht allzu wild sind.
Dürfen Sie auch ins Bett?
Ja, und aufs Sofa. Darum habe ich einen Schaukelstuhl, den haben sie weniger gern, darauf bin ich der Chef.
Woher kommt Ihre Liebe zu den Vierbeinern?
Ich bin mit Hunden aufgewachsen. In der Arztpraxis meines Vaters gab es manchmal mehr Tiere als Menschen, das gehört zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen. Wir hatten einen Irish Setter, den führte ich schon als 5-Jähriger an der Leine. Ich erinnere mich auch, dass er mich einmal umgerissen hat, das hat meiner Liebe zu Hunden aber keinen Abbruch getan.
Warum jetzt ein Boxer?
Das hat auch mit einem Erlebnis aus der Kindheit zu tun. Damals gab es im Circus Knie eine Nummer mit einem Boxer, die ist mir geblieben. Als ich in Salvador fürs Internationale Rote Kreuz arbeitete und meine zweite Tochter zur Welt kam, legten wir uns einen jungen Boxer zu. Samantha wurde über 14 Jahre alt und zog mit uns von einem Krisengebiet ins nächste, gestorben ist sie dann in der Schweiz.
Warum nicht ein Hund aus dem Tierheim?
Ich hatte auch schon einen Hund aus dem Heim. Der Vorteil: Ältere Hunde sind ruhiger, und man kennt ihren Charakter schon. Zugleich muss man mit der Herkunft umgehen können, manche Tiere kommen aus problematischen Verhältnissen.
Wie haben Sie es mit Katzen?
Ich habe alle Tiere extrem gerne. Meine Hunde und Katzen, das würde allerdings nicht so gut gehen. Ein Erlebnis, das ich nie vergesse: Ich war mal tauchen in Mexiko, dabei kam es zur Begegnung mit Seehunden, sie kamen von selber zu uns zum Spielen. Ein Junges hat sich an mich herangekuschelt. Dass ein wildes Tier von sich aus den Kontakt sucht und eine Umarmung, das hat mich sehr berührt und bleibt eines meiner schönsten Erlebnisse.
Sie sind neu Mr. Hund statt Mr. Corona. In welcher Rolle fühlen Sie sich wohler?
Die neue gefällt mir besser. Ein Stück weit gibt es ja auch einen Zusammenhang mit Corona. Viele Leute haben sich in dieser Zeit einen Hund zugelegt, leider oft unüberlegt und aus unseriösen Zuchten und übers Internet. Das ist problematisch. Es braucht Aufklärung im Interesse des Tierwohls.
Können Sie nachvollziehen, dass Corona einen Hundeboom ausgelöst hat?
Natürlich, Hunde können einem sehr viel geben, sie sind gut für die Seele. Auch ich war sehr froh, dass ich in dieser Zeit die Gesellschaft von Akira und Bunji hatte. Aber man darf nicht vergessen, dass Tiere Ansprüche und Rechte haben. Sie sind keine Ware oder kein Spielzeug, das man einfach bestellt. Man kann sie nicht einfach allein lassen, wenn man stundenlang arbeiten geht. Darum landen jetzt viele Hunde im Tierheim.
Werden Sie sich als Hundebotschafter dafür einsetzen, dass man Vierbeiner mit ins Büro bringen darf?
Absolut! Sie nützen der Arbeitswelt, dazu gibt es Studien. Betriebe, die Hunde erlauben, steigern ihre Produktion und sie sorgen für ein besseres Arbeitsklima. Zu Zeiten, als ich noch beim BAG arbeitete, hatte ich eine Ausnahmebewilligung und konnte meinen Boxer mit ins Büro nehmen.
Manche haben Angst vor Hunden.
Selbstverständlich muss man das berücksichtigen und absprechen. Mein Hund durfte zum Beispiel nicht aus dem Büro. Dafür sind dann viele Mitarbeiter zu mir gekommen, um Akira zu streicheln.
Wie reagieren die Leute unterwegs auf Sie?
Im Winter war es einfach mit der Maske, ich konnte wieder in Läden gehen, ohne dass ich sofort erkannt wurde. In der Regel sind die Leute sehr nett. Es kommen noch immer welche auf mich zu, die sich bedanken, das ist sehr rührend, obwohl ich nicht denke, dass ich das verdient habe. Negative Erlebnisse habe ich so gut wie keine. Für viele bin ich das Gesicht von Corona. Ich kann verstehen, dass das nicht nur Freude auslöst.
Der Mediziner Daniel Koch stammt aus Biel BE und wuchs im Wallis auf. Als Arzt war er für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes in Krisengebieten tätig. Im Frühjahr 2020 wurde er nach Ausbruch von Corona als Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG durch seine mediale Präsenz schweizweit bekannt. Seit Juni 2020 ist er pensioniert und als Krisenberater tätig. Koch setzt sich für Tierschutz ein und ist vom Hundedachverband SKG zum Botschafter des Hundes berufen worden. Er ist geschieden und hat zwei Töchter.
Der Mediziner Daniel Koch stammt aus Biel BE und wuchs im Wallis auf. Als Arzt war er für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes in Krisengebieten tätig. Im Frühjahr 2020 wurde er nach Ausbruch von Corona als Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG durch seine mediale Präsenz schweizweit bekannt. Seit Juni 2020 ist er pensioniert und als Krisenberater tätig. Koch setzt sich für Tierschutz ein und ist vom Hundedachverband SKG zum Botschafter des Hundes berufen worden. Er ist geschieden und hat zwei Töchter.
Apropos Masken, anfangs waren Sie gegen die Masken, dann doch dafür. Halten Sie sich für die tiefe Impfbereitschaft mitverantwortlich, da diese auch von einer anfänglichen Behördenskepsis herrührt?
Die Kommunikation rund um die Maske war von Anfang an schwierig. Es hiess, wir hätten sie nur nicht empfohlen, weil wir keine hatten. Das stimmt so nicht, damals gab es wenig Beweise, dass Masken im öffentlichen Raum viel bringen. Die aktuelle Regelung, dass man Masken in Innenräumen und im ÖV trägt, macht Sinn. Wie lange man daran festhalten muss, wird sich zeigen. Ich glaube, die Schweiz geht da einen guten Weg. Was die Impfbereitschaft betrifft, bin ich nicht so sicher, dass das vor allem mit der Behördenskepsis zu tun hat. Es ging alles sehr schnell, und da ist es verständlich, dass viele Leute Mühe haben. Ausserdem gibt es sehr viele Falschinformationen in den sozialen Medien, was vor allem die Jüngeren stark verunsichert.
Der Bundesrat hat entschieden: Wer sich nicht impfen lässt, trägt das Risiko künftig selber. Was halten Sie davon?
Das ist ein vernünftiger Weg. Irgendwann werden die Leute einsehen, dass man nicht ständig testen kann, nicht nur wegen der Kosten, die man dafür selber übernehmen muss. Mit Druck geht es nicht, man muss die Leute überzeugen. Das Problem ist, dass es jetzt pressiert.
Wie soll man das Impfen beschleunigen?
Man muss weiterhin klar informieren: Dieser Impfstoff ist sicher, inzwischen wurden weltweit so viele Dosen verabreicht. Niemand soll das Risiko eingehen, schwer zu erkranken. Wenn das die Impfung verhindern kann, dann lohnt sich das.
Sie waren Gesundheitsberater der Uefa für die Fussball-EM.
Würden Sie das wieder genau so machen?
Ja. Man muss unbedingt schauen, dass wir zu einem normalen Leben zurückkommen. Dazu gehört, dass wir Sport schauen und machen können. Wir leben nicht nur fürs Arbeiten. Bis vor Corona sprach man von der Work-Life-Balance, die darf man auch jetzt nicht vergessen. Man darf die Leute nicht auch noch bestrafen.
Japan hat die Olympiade ohne Zuschauer durchgeführt.
Das finde ich sehr bedauerlich. Ich bin der Meinung, dass eine Olympiade mit Publikum möglich gewesen wäre. Aber Asien ist ganz eine andere Strategie gefahren, mit einer Null-Toleranz für Corona. Auf Dauer wird das nicht funktionieren: denn null Risiko, das gibt es nirgendwo im Leben.
In der Schweiz leben mehr als eine halbe Million Hunde, sie haben eine wichtige soziale Bedeutung und positiven Einfluss auf die Lebensqualität. Am 4. September 2021 findet erstmals der Tag des Hundes Schweiz statt. Etwa 60 Vereine aus allen Regionen laden zu Aktivitäten und Kursen ein. Organisiert vom Dachverband der Hundehalter und -züchter, der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft SKG, skg.ch
In der Schweiz leben mehr als eine halbe Million Hunde, sie haben eine wichtige soziale Bedeutung und positiven Einfluss auf die Lebensqualität. Am 4. September 2021 findet erstmals der Tag des Hundes Schweiz statt. Etwa 60 Vereine aus allen Regionen laden zu Aktivitäten und Kursen ein. Organisiert vom Dachverband der Hundehalter und -züchter, der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft SKG, skg.ch