In guten Jahren produzieren die rund 7000 Bordeaux-Weingüter jährlich über 800 Millionen Flaschen Wein. In Bordeaux geht es nicht nur um viele Flaschen, sondern auch um viel Geld: Der Gesamtwert der Jahresproduktion des 2018er-Jahrgangs betrug über 4 Milliarden Euro. Rund die Hälfte der Bordeaux-Weine wird in alle Welt exportiert.
Das Problem: Die Weinmenge ist zu gross. Dies betrifft vor allem Weingüter abseits der bekannten Gebiete, die sich auf billigen Bordeaux spezialisiert haben. Solche Weine kosten in der Herstellung oft weniger als ein Euro pro Flasche und landen in den Regalen von Supermärkten, sowohl in Frankreich wie insbesondere auch in China, England und den USA.
Schwierige Zeiten für Billig-Bordeaux
Gleich mehrere Faktoren bereiten den Winzern von billigen Bordeaux-Weinen Kopfschmerzen. Zum einen trinken die Franzosen immer weniger Wein, weshalb die Verkäufe in Frankreich rückläufig sind. Auch die Chinesen sind in der aktuellen wirtschaftlichen Situation zurückhaltender geworden, was den Kauf von billigem Bordeaux betrifft. Im günstigsten aller Preissegmente tobt zudem ein grosser Konkurrenzkampf, weil Länder wie Spanien, Chile oder Australien für denselben Preis mindestens gleich gute oder bessere Weine anbieten.
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Das Problem des Überangebots an Weinen existiert nicht nur in Bordeaux, sondern auch in anderen EU-Ländern. Bis ins Jahr 2006 wurde Weinbauern eine Prämie von 15'000 Euro pro Hektar Rebfläche in Aussicht gestellt, wenn sie ihre Reben herausreissen und das Land anderweitig nutzen. In Bordeaux dürfen Weinbauern allerdings keine solchen EU-Beträge mehr einfordern und sind gezwungen, ihr Land mit Weinreben bepflanzt zu lassen.
In Anbetracht der aktuell schwierigen Situation wird zurzeit deshalb heftig darüber debattiert, ob eine solche Prämie wieder eingeführt werden soll. Manche fordern eine Wiedereinführung der Prämie zum Herausreissen von Weinreben von 10'000 Euro pro Hektar Rebland.
Sogar der aktuelle Präsident des Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux (CIVB), Allan Sichel (60), wünscht sich eine Reduktion der Bordeaux-Rebflächen um rund zehn Prozent, um Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es ist allerdings unklar, ob eine solche Massnahme die aktuelle Situation tatsächlich entspannen würde.