Die Weinsprache ist ein Universum für sich. Stetig kommen neue Vokabeln hinzu. Manche sind beschreibend, andere nichtssagend – und dann gibt es noch die Skurrilitäten.
Garagenwein fällt sicher in die letzte Kategorie. Dass es sich nicht um Wein handelt, der neben dem Rasenmäher gelagert wird und nach Benzin müffelt, hast du bestimmt schon geahnt.
Anfänge in Bordeaux
In der Mitte der 1990er Jahre haben unabhängige Winzer in Bordeaux damit angefangen, ihre Gewächse von winzigen Rebbergen in verschwindend geringen Mengen auf den Markt zu bringen. Umso grösser waren ihre Ambitionen und die Qualität der auf einige hundert bis tausend begrenzten Exemplare. Das Phänomen der Mikroproduktion, die in einer Garage Platz gefunden hätte, war mehrheitlich in Pomerol und Saint-Émilion zu beobachten.
Château Valandraud und Château Le Pin standen an der Spitze der Bewegung und fanden bei bekannten Kritikern zunächst grossen Anklang. Der Wein der «Garagisten» zeichnete sich durch einen damals für Bordeaux äusserst modernen Stil aus. Das heisst, sehr reif, äusserst konzentriert und geprägt von kräftigen Holznoten vom Ausbau in neuen Barriques.
Anfangs war die Nachfrage immens. Die Kultweine aus Merlot- und Cabernet Sauvignon-Trauben erreichten vierstellige Beträge pro Flasche. Doch wie bei jedem Hype flaute auch die Begeisterung für die Garagenweine wieder ab. Bemängelt wurde in der Szene vor allem ihre Austauschbarkeit. Wegen der intensiven Frucht und der «Holzschminke» konnte sich das Terroir im Wein nicht widerspiegeln und der Gesamteindruck wirkte dadurch schlicht uninteressant. Um 2007 erreichte der Trend seinen Tiefpunkt, der Untergang der Mikro-Cuvées war besiegelt.
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Neuer Stolz
Nachdem das Wort Garagenwein vom hübscher klingenden und weniger abgegriffenen «Boutique Weingut» abgelöst wurde, hört man ihn heute wieder öfter.
Selbstbewusst bringen kleine Produzenten auf der ganzen Welt damit zum Ausdruck, dass sie nicht für die breite Masse, sondern für anspruchsvolle Weinliebhaber im Weinberg und im Keller schuften.