Es gibt fast unendlich viele Wörter, mit denen ein Wein beschrieben werden kann. Oft startet man mit der Farbe des Weins, die bei Weissweinen von zitronengelb über gold und bernstein bis hin zu dunkelbraun reichen kann. Für die Beschreibung der Aromen und Geschmäcker sowie Abgang und Qualitätsurteil gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Wörtern.
Wenn ich finde, dass ein in amerikanischer Eiche ausgebauter Rioja nach getrockneter Kokosnuss riecht, ist dieser Geruch für andere gut nachvollziehbar. Problematisch wird ein Weinbeschrieb, wenn er Wörter enthält, die nicht für alle Menschen dieselbe Bedeutung haben, wie zum Beispiel ein Vorhang. Gibt es einen typischen Vorhanggeruch? Riechen meine Vorhänge gleich, wie die meines Nachbarn? Unklare Begriffe gehören darum in keinen für andere nachvollziehbaren Weinbeschrieb.
Frauenwein ist ein unlogischer Begriff
Richtig absurd wird es dann, wenn bei der Weinbeschreibung der Begriff Frauenwein fällt. Der Ausdruck ist frauenfeindlich und macht keinen Sinn. Ich will trotzdem versuchen, die möglichen Gedanken herzuleiten, die jemanden dazu verleiten könnten, von einem Frauenwein zu sprechen.
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Ein schwerer, körperreicher Rotwein, zum Beispiel ein teurer, kalifornischer Zinfandel mit knapp 16 Prozent Alkohol, wirkt kräftiger als ein günstiger, blumiger Blauburgunder aus Hallau mit gerade mal zwölf Prozent. Und weil der Hallauer weniger kräftig als der Kalifornier ist, so wie Frauen in der Regel weniger kräftig als Männer sind, sei der Hallauer halt ein Frauenwein.
Im Umkehrschluss würde dies aber bedeuten, dass Weine, die weniger lange haltbar sind als andere, automatisch Männerweine sind. Denn laut Statistik haben Männer im Durchschnitt eine geringere Lebenserwartung als Frauen. Der hochpreisige, kalifornische Zinfandel wird ziemlich sicher länger haltbar sein als ein günstiger Hallauer Blauburgunder. Das würde bedeuten, dass umgekehrt eigentlich der kräftige Kalifornier der Frauenwein ist und nicht der leichte Hallauer.
Wer von Frauenweinen spricht, argumentiert also nicht nur frauenfeindlich, sondern auch einfach unpräzise. Daher ist es ratsam, beim Weinbeschrieb auf diesen Begriff zu verzichten. Im Übrigen stellt sich sowieso die Frage, wie viel Ahnung jemand überhaupt von Frauen hat, wenn von Frauenweinen gesprochen wird.