Die Bedeutung von Wein, sowohl zum Trinken als auch zum Investieren, hat in den letzten Jahren zahlreiche Weinkritiker hervorgebracht. Sie degustieren, beschreiben und bewerten. Dabei kommt es sehr selten vor, dass mehrere Weinkritiker denselben Wein auch gleich beurteilen.
So ist es umso wichtiger, den richtigen Nasen zu folgen. Am Ende des Tages sollte man sich aber immer auch auf seinen ganz persönlichen Geschmack verlassen. Denn nur man selber weiss am besten, welche Weine einem Freude bereiten.
Robert M. Parker, Jr. (74) – die Legende
Obwohl der Amerikaner seit Jahren im Ruhestand ist und keine Bewertungen mehr von ihm publiziert werden, ist seine Präsenz in der Weinwelt immer noch spürbar. Die berühmten Parker–Punkte haben über Erfolg oder Misserfolg eines Weines am Markt entschieden, im Extremfall hatten sie sogar Einfluss auf die Weinerzeugung (Parker liebt konzentrierte Weine mit viel Alkohol).
Lisa Perrotti-Brown (53) – Parkers Nachfolgerin
Die US-amerikanische Weinkritikerin übernahm 2013 die Chefredaktion von Robert M. Parker, Jr.s Publikation «The Wine Advocate». Heute schreibt sie für die Website «Robertparker» mit einem Fokus auf Bordeaux und das Napa Valley. Sie gilt als eine der einflussreichsten Frauen im Wein-Universum und ist gleichzeitig eine Master of Wine, wovon es weltweit nur rund 350 Menschen gibt.
Neal Martin (50) – auf dem Weg zur Legende
Der englische Weinkritiker begann seine Karriere bei einem auf Bordeaux und Burgund spezialisierten japanischen Importunternehmen. Durch regelmässige Besuche beider Regionen lernte er schnell ihre Weine und Winzer kennen. 2003 entdeckte er seine Liebe zum Schreiben, bevor er später die Aufmerksamkeit von Robert M. Parker, Jr. auf sich zog. Martin schrieb dann mehrere Jahre für ihn, bevor er 2018 zu «Vinous» wechselte. Letztes Jahr gewann er die renommierte Auszeichnung Best Wine Critic of the World.
Jancis Robinson (71) – die Grande Dame der Weinwelt
1984 erlangte die gebürtige Engländerin den gefragten Master of Wine–Titel und gehört seither zu den bekanntesten Weinexpertinnen. Sie ist Herausgeberin des «Oxford Weinlexikon», schreibt eine Kolumne in der «Financial Times» und bewertet Weine vorwiegend für «Jancisrobinson». Vor einigen Jahren stritt sie sich mit Robert M. Parker, Jr., weil ihre Meinungen zum Château Pavie Jahrgang 2003 (ein kräftiger, wegen seiner üppigen Art kontrovers diskutierter Bordeaux) weit voneinander entfernt waren.
James Suckling (63) – der Zigarrenliebhaber
Bekannt geworden als Chefredaktor des «Wine Spectator Magazine» zählt er heute zu den wichtigsten Akteuren auf dem Feld der Weinbewertung. Nur gerade 23 Jahre alt war er, als seine erste Bewertung veröffentlicht wurde. Heute führt er mit seinem Sohn Jack sein eigenes Portal «Jamessuckling» und schreibt auch gerne über Zigarren. Vor Jahren verlegte Suckling seinen Wohnort nach Florenz in der Toskana, deren Weine er besonders mag.
René Gabriel (64) – der Schweizer Weinpapst
Nachdem der gelernte Koch in Sempach ein Restaurant übernahm, wechselte er 1990 zu Mövenpick, wo er bis ins Jahr 2005 Chefeinkäufer der Weinhandelsgruppe war. Gabriel schrieb mehrere Weinbücher und hat sich über die Jahre unter den renommierten Weinkritikern Europas etabliert. Auf «Bxtotal» sind über 50'000 ausführliche Verkostungsnotizen der wichtigsten Bordeaux–Weingüter gelistet. Heute fokussiert sich Gabriel auf reife Weine, während André Kunz über junge Weine schreibt.
Allen Meadows – der Burgunder-Versteher
Wenn es um Weine aus dem Burgund geht, hören alle – zumindest hinter vorgehaltener Hand – auf den amerikanischen Weinkritiker Allen Meadows. Seit über 30 Jahren beschäftigt er sich mit der Region und ihren Weinen und schreibt auf «Burghound». Zuvor arbeitete er in der Finanzbranche und galt als leidenschaftlicher Weinsammler.
Stephan Reinhardt (53) – unser bester Freund
Der Deutsche ist offizieller Parker–Degustator unter anderem für Schweizer Weine und veröffentlicht seine Degustationsnotizen auf «Robertparker». Nachdem er im Dezember 2014 einen Pinot Noir aus dem Kanton Neuenburg mit 95/100 Punkten bewertete – das gab es vorher noch nie für einen Schweizer Rotwein – wurde das Weingut über Nacht zur Legende (die Rede ist von der Domaine de la Rochette).
Antonio Galloni – Parkers Ziehsohn
Nachdem er mehrere Jahre für den «Wine Advocate» von Robert M. Parker, Jr. arbeitete, machte sich Antonio Galloni 2013 mit «Vinous» selbstständig. Vinous richtet sich an eine breite Schicht weininteressierter Menschen und berichtet regelmässig über Neuerscheinungen, aktuelle Jahrgänge sowie auch über Degustationen von älteren Weinen.
Michel Bettane (69) – Frankreichs Wein-Koryphäe
Michel Bettane ist ein französischer Önologe. 2004 gründete er das Magazin «La Revue du vin de France» und fokussierte sich auf französische Weine. 2006 veröffentlichte er ein Buch über die 365 besten Weine der Welt. Seine Urteilskraft und sein Wissen um die Weinberge der Welt haben ihn zu einem international anerkannten Experten gemacht.