Wie eine Achterbahnfahrt mutet die Entwicklung der Geschäftszahlen des prestigeträchtigen Schaumweins an: Im Corona-Jahr 2020 brach der Absatz um 18 Prozent ein, um im Jahr 2022 mit 326 Millionen verkaufter Flaschen den drittbesten Wert seit 1999 zu erreichen.
Traditionell präsentiert das Comité Champagne die Zahlen für das vergangene Jahr Mitte Januar. Es verkündete für 2023 einen Absatz von 299 Millionen Flaschen, was ein Absatzminus von 8,2 Prozent gegenüber 2022 bedeutet.
Umsatzhoch trotz Absatzminus
Besonders in Frankreich selbst griffen die Konsumenten weniger häufig zum Champagner. Die Inflation habe dem Inlandsmarkt stärker zugesetzt als den Exportmärkten, analysiert das Comité die Absatzflaute.
Rund 57 Prozent der Champagnerproduktion werden exportiert. Vor zehn Jahren waren es noch 45 Prozent. Hauptexportmarkt sind die USA. Die Schweiz lag 2022 auf Platz acht. Den Rückgang im Exportmarkt erklärt das Comité auch mit Hamsterkäufen der Händler aus Angst vor Engpässen im Jahr 2022. Das habe zu einer Überbevorratung geführt.
Auf hohem Niveau stabil bleiben hingegen die Umsatzzahlen. Im Jahr 2022 erzielten die Champagnerproduzenten einen Rekord-Umsatz von 6,3 Milliarden Euro. Für das Jahr 2023 rechnet das Comité mit rund 100 Millionen Euro weniger.
Reserve-Weine als Preistreiber
Grund für das hohe Preisniveau ist der Wertzuwachs beim Produkt selbst. Viele Champagner-Häuser arbeiten mit Reserve-Weinen. Diese lang gereiften Weine verleihen der Champagner-Cuvée Finesse und prägen die einzigartige Stilistik einer Marke.
Bis zu 50 verschiedene Jahrgänge können in den tiefen Kellern eines Traditionsbetriebes lagern. In Fässern, in Stahltanks, aber auch 50-Liter-Glasballons. Das bindet Kapital in der wertvollsten Appellation der Welt.
Verhaltener Absatz auch in der Schweiz
Schweizer Weinhandelshäuser, die auf internationalem Parkett handeln, spüren den Absatzrückgang schon seit einigen Monaten. Die Konsumenten hielten sich zurück und auch die Gastronomie scheue sich, Geld zu binden, erzählt eine Weinhändlerin im Gespräch mit Blick.
Für die Champagne wird 2024 kein einfaches Jahr werden. Im November sind die Präsidentschaftswahlen im wichtigsten Exportland. Mit Trump im Weissen Haus könnten erneut Strafzölle auf Champagner zum Thema werden.