Wein als Aphrodisiakum
Warum (und welcher) Wein anmacht

Es gab schon immer einen Zusammenhang zwischen Alkohol und Sex. Ob es zu fantastischen Stunden oder einem Fehler, den man am nächsten Tag bereute, führte: Viele Menschen haben wohl an irgendeinem Punkt in ihrem Leben eine solche Erfahrung gemacht. Wie kommts?
Publiziert: 20.01.2022 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2022 um 16:30 Uhr
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Wein wird schon seit jeher gibt eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben.
Foto: Getty Images
Shirley Amberg

Wir hatten vermutlich alle schon mal Nächte, in denen wir ein bisschen zu viel Alkohol getrunken und etwas getan haben, das wir sonst vielleicht nicht getan hätten: Sei es auf einem Tisch tanzen oder beim Karaoke ein Lied schmettern, obwohl man genau weiss, dass man nicht singen kann.

Verringerte Hemmungen können dazu führen, dass man ein Gespräch beginnt, das man sonst vielleicht nie geführt hätte. Es ist aber auch ein wenig gefährlich, da zu viel Wein Hemmungen so weit abbauen kann, dass man etwas tun, was man bereut – oder etwas, an was man sich gar nicht mehr erinnern will.

Es ist ein schmaler Grat

Natürlich ist dies für die allermeisten nichts Neues. Aber wussten Sie, dass es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die darauf hinweisen, dass Alkohol tatsächlich ein Aphrodisiakum ist, das über den Abbau von Hemmungen hinausgeht?

Kurzgefasst: Das Gesamtergebnis der Studie war die Feststellung, dass diejenigen, die regelmässig Alkohol trinken, tendenziell einen höheren Sexualtrieb und mehr Freude am sexuellen Akt haben, als diejenigen, die keinen Alkohol trinken.

Die Studie kam auch zu einem weiteren interessanten Ergebnis: Es stellte sich heraus, dass Rotwein in dieser Hinsicht von allen untersuchten alkoholischen Getränken am «wirksamsten» zu sein scheint.

Wie bei jedem Alkohol kann auch das Trinken von zu viel Rotwein den gegenteiligen Effekt auf Ihren Sexualtrieb haben. Ein Übermass an Alkohol kann sogar zu depressiven Gefühlen führen, die jeden Funken, den man sich im Schlafzimmer erhofft hat, sofort vertreiben. Dazu kommt das körperliche Problem: Einige Männer, die dies lesen, werden sich wahrscheinlich an ein oder zwei Gelegenheiten erinnern können, als sie ein bisschen zu viel des vergorenen Rebensaftes hatten; und dann, sozusagen, der Gelegenheit nicht gewachsen waren.

Es kommt (wie immer) auf Mässigung an. Forscher sind sich im Allgemeinen einig, dass ein oder zwei Gläser Rotwein genügen, um die Sinne positiv zu stimulieren.

Welcher Wein macht an?

Frauen neigen dazu, sich von moschusartigen, erdigen, holzigen, Lakritze- und kirschartigen Aromen verführen zu lassen.

Obwohl keine schlüssigen Beweise vorliegen, komme ich nicht umhin, dass diese Geschmacksbeschreibungen sehr nach Wörtern klingen, die verwendet werden, um Nebbiolo, Barbera, Sangiovese, Zinfandel oder Pinot noir zu beschreiben.

Männer werden tendenziell von Lavendel-, Karamell-, Butter-, Orangen-, Süssholz-, Backgewürz- und Vanillearomen betört. Auch hier kann ich keine Versprechungen machen, doch finden sich viele dieser Aromen häufig in Champagner, Moscato, Grenache, Syrah, Roséweinen, Sherry oder Port.

Unser Geruchsgedächtnis konditioniert uns unbewusst

Geruchserinnerungen oder olfaktorische Erinnerungen gehören zu den stärksten und am längsten anhaltenden Erinnerungen, die wir besitzen. Wir alle haben wahrscheinlich schon explizite Geruchserinnerungen erlebt, bei denen bestimmte Aromen bestimmte Erinnerungen sehr lebendig aus der Vergangenheit wachrufen.

Es gibt aber auch implizite olfaktorische Erinnerungen, die unbewusst sind und uns auf gewisse Situationen vorbereiten: Wenn man also bei einem bestimmten Wein wirklich wilde Nächte verbracht hat, ist es gut möglich, dass man unbewusst so eingestellt wurde, dass einem die Aromen des Weines auch noch viele Jahre später in eine erregte Stimmung versetzen können.

Um diese «Aroma-Erinnerungen» aufzubauen, müsste man sich natürlich die Zeit nehmen, den Wein richtig zu beschnuppern – was in jenen Momenten dann aber vermutlich doch eher von sekundärem Interesse sein dürfte.

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