Kein profanes Getränk
Diese Rolle spielt Wein in der Bibel

Das Christentum ist keine Abstinenzlerbewegung: Wein kommt in der Bibel sogar ziemlich oft vor – und zwar im Alten wie auch im Neuen Testament. Und von all den Dingen wählte Jesus den Wein, um uns sein Blut zu repräsentieren.
Publiziert: 17.04.2022 um 14:04 Uhr
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Erstes Wunder Jesu: Die Verwandlung von Wasser zu Wein.
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Shirley Amberg

Um ganz genau zu sein: Es gibt 176 Textstellen in der Bibel, in denen es sich um das Thema Wein dreht. Zählt man die Passagen dazu, in denen zwar das Wort «Wein» nicht vorkommt, es aber darum geht, kommt man sogar auf über 500 Bibelstellen.

Noah als erster Winzer der Bibel

Die erste Passage findet sich bereits im 1. Buch Mose, also in der Genesis: Hier wird sehr anschaulich beschrieben, dass Wein auch negative Folgen haben kann: Der gute Noah trank zu viel Wein – und benahm sich prompt daneben, indem er sich im Vollrausch entblösste.

Noah gilt übrigens als der erste Mensch, der einen Rebberg pflanzte. Nach der Sintflut beackerte er die Erde und pflanzte einen Rebberg. Er erntete, kelterte Wein – und trank.

Wein als Segen Gottes

In Sprüche 3:9-10 heisst es, dass wenn wir den Herrn ehren, «dann werden eure Scheunen mit Überfluss gefüllt und eure Bottiche mit Wein bersten». Wein wird wiederholt unter den reichlichen Segnungen aufgeführt, die Gott Israel verspricht.

Der Verlust von Wein galt hingegen als Beweis für Gottes Fluch. «Fremde Nationen würden sie ihrer Ernte berauben, einschliesslich ihrer Weinberge», heisst es in der Bibel. Bei mehreren Gelegenheiten vertrocknet Gott den Wein seines ungehorsamen Volkes und zweimal verflucht Gott das Land Moab, indem er das Rebland austrocknet.

Wein als Opfer, für den Magen und das Herz

Wein und andere berauschende Getränke wurden als Opfergabe auf dem Altar gegossen. Er war aber nicht nur eine gute Opfergabe, sondern galt auch als Medizin bei Magenbeschwerden. Paulus rät seinem Sohn Timotheus: «Trink nicht mehr nur Wasser, sondern trinke ein wenig Wein um deines Magens und deiner häufigen Leiden willen.»

«Wein erfreut Gott und die Menschen.» In den Psalmen wird Gott für seine Versorgung gelobt: «Du lässt Gras wachsen für das Vieh und Pflanzen für den Menschen, damit er Nahrung aus der Erde und Wein hervorbringen kann, um das Herz des Menschen zu erfreuen, Öl, um sein Angesicht leuchten zu lassen und Brot, um das Herz des Menschen zu stärken.»

Gott lädt sein Volk ein, in seiner Gegenwart mit Wein zu feiern. «Geben Sie das Geld für alles aus, was Sie wollen: Ochsen oder Schafe oder Wein oder starke Getränke, was auch immer Ihr Appetit begehrt. Und du sollst dort essen vor dem Herrn, deinem Gott, und dich freuen, du und dein Haus.»

In der hebräischen Tradition war Wein bei Hochzeiten sehr beliebt. Besonders anschaulich zeigt sich dies bei dem Hochzeitsfest, das Jesus in Kana besucht: Dort verwandelt Jesus auf wundersame Weise Wasser zu Wein.

Jesus mochte Wein

«Johannes der Täufer ist gekommen, um kein Brot zu essen und keinen Wein zu trinken», sagte Jesus der Menge, «aber der Menschensohn ist gekommen, um zu essen und zu trinken». Viele Gelehrte glauben, dass Johannes der Täufer von Geburt an ein Nasiräer war, denn der Engel Gabriel soll dem Vater von Johannes gesagt haben: «Er darf weder Wein noch starkes Getränk trinken.» Johannes war ein Mann der Wildnis, er und seine Jünger fasteten oft.

Im Gegensatz dazu war Jesus für sein fröhliches Festessen bekannt, sodass er von seinen Kritikern sogar den Ruf eines «Vielfrasses und Trunkenbolds» erlangte.

Jesus wählte Wein, um sein Blut darzustellen

Während Jesu letztem Mahl wurden mehrere Becher Wein unter den Jüngern geteilt. Gleich nach dem Essen nahm Jesus einen Kelch Wein, dankte seinem Vater und sagte dann: «Trinkt alle davon, denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch, ich werde nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken, bis ich sie neu mit euch im Reich meines Vaters trinke.»

Während Jesus am Kreuz einen qualvollen Tod starb, wurde ihm Wein mit Myrrhe gemischt. Die Überlieferung sagt, dass angesehene Frauen aus Jerusalem diesen Wein als Betäubungsmittel an Kriminelle abgaben, die gekreuzigt wurden. Jesus lehnte diesen Wein ab und entschied sich dafür, den Schmerz des Kreuzes mit vollem Bewusstsein zu ertragen.

Hätte er doch auf Platon, der einige Hundert Jahre vor ihm lebte, gehört, denn der griechische Philosoph sagte: «Wein ist ein Geschenk der Götter. Sie haben den Wein dem Menschen aus Erbarmen gegeben.»

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