Rioja-Spezialist David Schwarzwälder (63) kennt sie alle. Die historischen Parzellen am nördlichen und südlichen Ufer des Ebro, die unwegsamen Rebberge in den Höhenlagen des kantabrischen Gebirges sowie die Weinmacher und ihre Ideen.
In Fachkreisen heisst es, dass aktuell wohl die besten Weine in der Geschichte der 66'000 Hektar grossen Weinregion gekeltert würden. Der enorme Qualitätsschub in der Rioja hat verschiedene Gründe, die Schwarzwälder in der Masterclass im Restaurant Mammertsberg in Roggwil TG aufzeigt. Chef Silvio Germann und seine Equipe servierten nach dem Tasting präzise abgestimmte Köstlichkeiten zu den Weinen.
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Nur elf Prozent der Rioja-Rebfläche ist mit weissen Sorten wie Viura, Garnacha blanca und Tempranillo blanco bepflanzt. Die weisse Viura wird nach wie vor in Minimengen als Verschnittpartnerin in den roten Blends verwendet. Doch viele Weinmacher heben die Traube mit sortenrein ausgebauten Weinen aufs Podest. Wie der Añadas Frías Pujanza, der als erster weisser Kultwein der Rioja gilt und nur in kühlen Jahren gekeltert wird. Dann ist die Reifezeit lang und die Säure bleibt erhalten. Der 2021er duftet nach gelben Blüten wie Butterblumen und Huflattich. Die frischen Zitrusnoten am Gaumen schaffen Tiefe und Eleganz.
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Wilde Weinmacher
Eva Valgañon und Oscar Alegre gehören zu den jungen Wilden, die viel Dynamik in die Region bringen und mit Rebbergen arbeiten, die ihre Väter längst roden wollten. Sie bewirtschaften nach biologischen Kriterien, betreiben regenerative Landwirtschaft und päppeln alte Rebbestände wieder auf. Ihr Garnacha blanca duftet nach Feuerstein, Wiesenkräuter, Popcorn und Honig. Die Aromenvielfalt und die dichte Struktur am Gaumen passte zu den Umami-Noten des gebratenen Igelstachelbarts, einem seltenen Speisepilz.
Traditionalisten mit altem Wissen
Marqués de Riscal gehört zu den grossen Namen der Rioja. Das Traditionsgut keltert aus den Tempranillo-Trauben von der Einzellage Las Tapias einen monumentalen Rioja. Die Buschreben wurden 1969 auf einer Terrasse hoch über dem Nordufer des Ebros gepflanzt. Die Trauben müssen perfekt reif sein. Das Zeitfenster für die Lese beträgt nur 16 Stunden. Danach ist der legendäre Tapias-Geschmack verloren. Die dunkle Frucht, die extreme Dichte, die reife, aber knackige Säure und das seidige Tannin sind das Ergebnis dieser Präzisionsarbeit.