Weinexperten – insbesondere Weinkritiker – verlassen sich gerne auf eine beschreibende, bildliche Sprache, um zu vermitteln, was die Flasche Wein so einzigartig macht. Dumm nur, dass einige dieser Begriffe manchmal unglaublicher als der Wein selbst sind.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem schicken Restaurant und der Sommelier sagt Ihnen mit einem entzückten Gesichtsausdruck, dass dieser Sauvignon Blanc «Noten von Katzenurin» hat. Wie bitte?
Am Anfang schmecken die meisten Weine nach Wein. Erst, wenn man anfängt, verschiedene Sorten zu probieren und ihre Aromen zu vergleichen, lassen sich die Nuancen wirklich erkennen.
Primär, sekundär, tertiär
Jeder Wein hat eine Vielzahl von primären Aromen, die von den Trauben stammen. Diese Aromen sind meist fruchtig, blumig, krautig, erdig oder würzig.
Die sekundären Noten, wie beispielsweise Nuss- oder Butternoten, stammen aus dem Prozess der Weinherstellung und die tertiären Aromen, wie zum Beispiel Vanille, Kakao oder Backgewürze, entstehen durch die Alterung in der Flasche.
Wein lässt Raum für Fantasie – und Interpretation
Wir Weinexperten werden gerne kreativ, wenn es darum geht, diese Geschmacksnoten zu beschreiben. Hauptsächlich, damit wir uns selber nicht langweilen. Ein Kollege von mir hat einmal einen Wein als «intellektuell befriedigend» bezeichnet. Was das bedeutet? Keine Ahnung. Ihre Vermutung kann genauso zutreffend sein wie meine.
Einige Beschreibungen sollen die Essenz oder das Gefühl für ein Glas Wein vermitteln, andere Worte hingegen spezifisch ein bestimmtes Aroma im Wein widerspiegeln.
Hier finden Sie eine (nicht vollständige!) Liste mit seltsamen Weinbegriffen, die Sie kennen sollten – und was diese bedeuten.
1. Ungeschickt
Weinexperten bezeichnen einen Wein als ungeschickt oder sperrig, wenn er keine Struktur hat oder seine Komponenten (Körper, Säure, Frucht, Alkohol) nicht ausgewogen sind.
2. Pferdestall
Dieses wilde Aroma wird als eine gute Sache angesehen – zumindest von Weinkennern. Insbesonder von denjenigen, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind oder positive Assoziationen mit Pferdeställen haben. Das Aroma beinhaltet einige Düfte, darunter Leder, Heu, Speck und, jetzt kommts: Mist. Dieser Geruch stammt von der Brettanomyces, einer wilden Hefe, die manchmal auf den Traubenschalen oder in den Eichenfässern vorkommt und in den Wein gelangen kann.
3. Katzenpipi
Dieser Duft, der dem Katzenurin auf unheimliche Weise ähnelt, kann einem Weinexperten sagen, dass er einen besonders guten Sauvignon Blanc trinkt. Verrückt, aber wahr.
4. Langweilig
Ein langweiliger Wein hat im Laufe seiner Alterung an Komplexität und Aromen verloren. Es ist noch nicht tot – aber eben langweilig. Manchmal wird er auch dumm genannt.
5. Extravagant
Ein Wein ist extravagant, wenn er eine grosse Fülle von Aromen aufweist und der Weinexperte das Gefühl hat, dass der Wein versucht, anzugeben. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes. Man kann sich höchstens über den Weinexperten wundern.
6. Fleischig
Fleischig bezieht sich weniger auf den Geschmack als vielmehr auf die Textur des Weins. Ein fleischiger Wein fühlt sich auf der Zunge schwer an und man hat das Gefühl, dass man den Wein fast kauen könnte.
7. Benzin
Im deutschen Riesling findet sich manchmal eine Benzin- oder Petroleumnote. Daran können Kenner erkennen, dass die Trauben ein bisschen zu viel Sonne erwischt haben.
8. Rustikal
Rustikal kann gut oder schlecht sein. Wenn das Wort dafür verwendet wird, um einen gereiften Wein oder einen Wein zu beschreiben, der nach altmodischer Methode hergestellt wurde, dann ist es eine gute Sache. Wenn ein Wein, der eigentlich frisch und fruchtig schmecken soll, als rustikal beschrieben wird, ist das nicht so gut.
9. Vegetal
Auch dieser Begriff kann positiv oder negativ gemeint sein. Er wird verwendet, wenn das Aroma an Pflanzen oder Gemüse erinnert. Bei einem Cabernet Sauvignon gilt eine leichte vegetabile Note als positiv. Erscheint diese Note jedoch in einem Wein, der diese nicht haben soll, gilt der Wein als fehlerhaft.
10. Alkoholisch
Ernsthaft. Aber Obacht: Natürlich sagt man das aber nicht zu jedem Wein (auch wenn jeder richtige Wein alkoholisch ist. Es ist kompliziert.) Als alkoholisch wird ein Wein mit hohen Alkoholdämpfen bezeichnet. Diese Dämpfe sind so stark, dass es sich anfühlt, als würden sie einem die Nasenlöcher verbrennen.
11. Toastig
Nein, der Wein wurde nicht getoastet. Toasty bedeutet auch nicht, dass der Wein nach Toast schmeckt. Der Begriff bezeichnet im Allgemeinen einen Wein mit einer Note von gebranntem Karamell, die aus der Eichenreifung stammt. Das Eichenfass hingegen wurde tatsächlich getoastet – mehr dazu ein anderes Mal.
Und nun können Sie sie an Ihrer nächsten Soirée ganz hervorragend angeben!