Die Super-Rebsorte
Schweizer Stolz, weltweiter Ruhm: Pinot noir im Fokus

Keine Rebsorte wird so hoch geschätzt wie Pinot noir. Sie liefert den Stoff für teure Wein-Ikonen und krasse Kriminalfälle. Pinot ist Bestandteil vieler Schaumweine und geniesst in der Schweiz ideale Anbaubedingungen.
Publiziert: 13.04.2025 um 13:50 Uhr
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Für Wein eignet sich diese Pinot-Traube im Clos de Vougeot nicht. Die Geiztraube ist nachgetrieben und zu wenig reif. Aber zum Naschen ist sie perfekt.
Foto: Getty Images
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Ursula GeigerRedaktorin Wein

Pinot noir hat eine kühle Seele. Hitze verträgt die Sorte nicht. Dafür mag sie kalkhaltige Böden. Ihr Ursprung liegt im Burgund.

Dass Pinot noir schon sehr lange in den Weinbergen Mitteleuropas wächst, verraten die 300 Synonyme. In der Deutschschweiz heisst sie Blauburgunder, in Deutschland Spätburgunder. Am Zürichsee ist die Sorte auch unter dem Namen Clevner bekannt und irgendwo auf der Welt wird sie Möhrchen genannt.

Was Pinot-Fans lieben

Weichsel, Rote Johannisbeere und Himbeere. Pinot-Fans lieben die typischen, frischen Fruchtaromen. Je nach Region und Terroir kommt noch etwas Lakritze dazu oder Noten von Speck. Wenn Pinot noir im Abgang ganz leicht nach Bittermandel oder Kirschkernen schmeckt, ist es das perfekte Trinkvergnügen.

Pinot-Breitengrade

Die Schweiz ist nicht das Burgund, aber teils liegen die helvetischen Rebberge auf dem gleichen Breitengrad wie die Spitzen-Lagen des renommierten französischen Anbaugebiets. Weil die Schweiz sehr viel verschiedene Klimaräume hat, ist die geschmackliche Vielfalt enorm.

Schweizer Pinot-Regionen

Hotspots für Spitzen-Pinots finden sich in der ganzen Schweiz. Von Nord nach Süd. Von Schaffhausen über den Aargau bis ins Wallis. Die Bündner Herrschaft ist über Schweizer Grenze hinaus bekannt. Eine Entdeckung wert ist das Drei-Seen-Land, das drei Kantone einschliesst: Bern (Bielersee), Neuenburg (Neuenburgersee) und Fribourg (Murtensee).

Ohne Pinot keinen Champagner

Pinot noir ist ein wichtiger Bestandteil der Champagner-Cuvée. Die andere wichtige rote Rebsorte ist Pinot meunier. Eine Mutation von Pinot noir, die seit 1690 bekannt ist und in Süddeutschland Schwarzriesling heisst.

Hoch hinaus in Südtirol

Im Etschtal kann es ganz schön heiss werden. Wegen der Klimaerwärmung begann der Winzer Franz Haas (†) in Montan schon im letzten Jahrtausend, seine Pinot-Nero-Weinberge höher zu legen. Auf 1'150 Meter über Meer bewirtschaftet das Gut einen der höchsten Pinot-Rebberge im Alpenraum.

Pinot an der US-Westküste

In Kalifornien wächst Pinot noir in Sonoma. Bekannt ist das Russian River Valley. Die Region war früher eine Hochburg für Apfelbäume und die Cider-Produktion war, bevor Pinot noir dort heimisch wurde. Auch in Oregon und die Washington State profitiert die Traube vom kühlen Klima.

DRC — die Burgunder-Ikone

Die Domaine de la Romanée-Conti (DRC) ist alleinige Besitzerin der gleichnamigen Spitzenlage im Burgund. Nur 1,8 Hektar gross ist der Weinberg und die jährliche Produktion liegt bei maximal 7'000 Flaschen. Für eine Flasche DRC braucht es Pinot-Trauben von drei Rebstöcken. Bei der Versteigerung alter Jahrgänge werden Rekordsummen im sechsstelligen Bereich bezahlt — für eine Flasche.

Wegen DRC-Fälschungen ins Gefängnis

Für den indonesischen Weinhändler Rudy Kurniawan (49) endete die Gier nach teurem Pinot im Gefängnis. Er verkaufte DRC-Fälschungen und bekam den Hals nicht voll. Weil zu viele Flaschen des raren Weins im Umlauf waren, kam man Kurniawan auf die Schliche. Er wurde 2012 in den USA zu zehn Jahre Haft verurteilt. 2021 kam er frei und wurde nach Indonesien abgeschoben.

In Singapur soll er heute legal Spitzenweine «klonen». Die Originalflaschen werden ihm von seinen Kunden zur Verfügung gestellt. Kurniawan stellt dann eine Cuvée zusammen, die dem Original geschmacklich gleicht.


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