Köstliche Keller-Küche
Rehcarré mit Rosenkohl-Birnenstrudel

Lässt die Natur nichts Frisches mehr reifen, greifen Köche oft zu eingelagerten Gemüsesorten. Neu kombiniert, ermöglichen sie ganz besondere Köstlichkeiten.
Publiziert: 11.01.2016 um 07:27 Uhr
|
Aktualisiert: 24.09.2019 um 10:25 Uhr
Von Michael Merz
Rehcarré mit Maroni, Quitten und Rosenkohl-Birnenstrudel auf Rotkrautfond.
Foto: René Frauenfelder

Ein Gericht für 4 Personen

Zutaten

Rehcarré 
500 gRehrücken, ausgelöst
 Gewürzmischung aus Salz, Pfeffer, Paprika und Thymian
40 gErdnussöl

 

Maroni-Espuma 
100 gMaroni, gekocht (aus Vac-Pack)
20 gZwiebeln, gehackt
10 gKnoblauch, fein gewürfelt
0.5 dlWeisswein
80 gKartoffelwürfel (Bintje)
1 lGemüsefond
1 dlRahm
10 gGoldmelissenblätter
 Salz
 weisser Pfeffer
 Berghonig

 

Quitten-Maroni 
Je 100 ggekochte Quitten und Maroni
20 gButterfett
10 gPeterli
10 gGoldmelissenblätter
 Meerrettich, frisch gerieben

 

Strudel 
1 PackungStrudelteig
200 gRosenkohl
100gBirnen, gewürfelt
20 gButterfett
60 gCashew, geröstet
20 gPeterli, gehackt
 Salz und Pfeffer

 

Rotkrautfond 
500 gRotkraut, fixfertig gekocht
20 gMinze
60 gButter, kalt
 Salz und Pfeffer


 

Zubereitung

Maroni-Espuma
Grob geschnittene Maroni, gehackte Zwiebel und Knoblauch anziehen, Kartoffelwürfel zufügen. Mit Weisswein ablöschen. Gemüsefond dazugeben. Alles kochen, bis die Kartoffelwürfel zerfallen. Rahm und Melisse zufügen. Masse aufkochen, mixen und passieren. Abschmecken. In Kisagbläser füllen, diesem mit zwei Patronen Druck geben, danach warm stellen.

Quitten-Maroni
Quitten- und Maroniwürfel in Butterfett anziehen. Kräuterhäksel dazugeben. Abschmecken.

Strudel
Grob gewürfelten Rosenkohl anziehen, abschmecken. Birnenwürfel zugeben. Knapp garen. Gemahlene Nüsse und Peterli zugeben. Backofen auf 200 Grad vorheizen. Teig auslegen und mit flüssiger Butter bestreichen. An unterer Längsseite Rosenkohlfüllung auslegen (ca. 4 cm hohes Band). Beidseitig die Teigenden freihalten. Teig vorsichtig einrollen. Enden einschlagen. Auf ein mit flüssiger Butter bestrichenes Backblech legen, ca. 20 Minuten backen. Abschmecken.

Rehcarré
Gut gewürzt braten. Im 160 Grad heissen Bratofen auf Gitterunterlage garen, bis das Fleischthermometer 54 Grad zeigt. Locker bedeckt ruhen lassen.

Rotkraut
Samt Kochfond pürieren. Passieren. Aufkochen. Fond mit Butter binden. Minze zufügen und abschmecken. Anrichten u Boden eines tiefen Tellers mit Rotkrautfond ausgiessen. Strudelstück von ca. 2,5 cm Breite einsetzen. Quitten- und Maroniwürfel rundum ausgelegen. Ein Stück Rehcarré, etwas Maronischaum und Kräuter dazugeben.

Rehcarré mit Maroni, Quitten und Rosenkohl-Birnenstrudel auf Rotkrautfond

Einst stieg die Hausfrau in den Winterwochen in den Keller, betrachtete stolz die Reihen der eingemachten Früchte, kontrollierte das eingelagerte Obst und das Gemüse, griff hier einen faulen Apfel heraus, sammelte dort sichtbar reife Birnen, um sie dann in die Küche zurückzutragen. Im dunklen Erdkeller mit seinem feuchten Klima lagerten damals zudem Kartoffeln, Sellerieknollen und mächtige Karotten.

Winter, das war und ist die Küche der Lagergenüsse. Dazu gehört auch die Quitte mit ihrem unverwechselbar sanften Duft. Oder Maroni, die getrocknet im Küchenschrank lagern, um später eingeweicht zu herzhaftem Geschmack auszukochen. Schliesslich ist da noch Rotkohl, der durch langes, langes Köcheln zu süss-saurer und saftiger Köstlichkeit heranschmort. Und, nicht zu vergessen: Draussen in der eisigen Kälte des Gartens wartet geduldig der Rosenkohl auf seine Ernte. Erst der erste Frost macht ihn zum wohlschmeckenden Gemüse ohne Bitternoten.

Althergebrachte Gemüse ergeben ein neues Gericht

Bei solch gemüsiger Herrlichkeit: Braucht es da noch Fleisch? Durchaus. Denn zeitgleich kommt jenes Wild auf den Tisch, das den Winter nicht überleben kann. Hege und Pflege nennt der Wildhüter seine Arbeit – und dazu gehört eben auch der Abschuss schwacher Tiere.

Daran hat sich offenbar auch der Koch Damian Fry (36) von der Krone in Wassen UR erinnert, als er sich sein Gericht einfallen liess: Rehcarré mit Maroni, Quitten und Rosenkohl-Birnenstrudel auf Rot krautfond. Auf jeden Fall versammelt er darin alle denkbaren Köstlichkeiten eines traditionellen Lagerkellers – auch wenn es diesen wohl kaum noch so gibt.

Da wären: Maroni, die einstige Armenspeise, die mittlerweile rar sind und wohl auch deshalb in den Küchen in neuem Glanz erstrahlen. Genauso die Quitte, die uns nach Aprikosen und Erdbeeren die meistgeliebte Frühstücks-Konfitüre liefert. In Frys Komposition begleitet deren Hauch von Frucht das Rehcarré ganz fabelhaft. Dann der Rotkohl, der nur dann seine besten Seiten ausspielt, wenn er durch und durch zu fabulöser Matschigkeit gekocht auf unseren Tellern liegt. Weshalb also nicht gleich als saucige Beilage? Schliesslich ein raffinierter Strudel mit Rosenkohl und Maroni: In der Form neu, im Geschmack eine gute alte Bekannte.

Einst stieg die Hausfrau in den Winterwochen in den Keller, betrachtete stolz die Reihen der eingemachten Früchte, kontrollierte das eingelagerte Obst und das Gemüse, griff hier einen faulen Apfel heraus, sammelte dort sichtbar reife Birnen, um sie dann in die Küche zurückzutragen. Im dunklen Erdkeller mit seinem feuchten Klima lagerten damals zudem Kartoffeln, Sellerieknollen und mächtige Karotten.

Winter, das war und ist die Küche der Lagergenüsse. Dazu gehört auch die Quitte mit ihrem unverwechselbar sanften Duft. Oder Maroni, die getrocknet im Küchenschrank lagern, um später eingeweicht zu herzhaftem Geschmack auszukochen. Schliesslich ist da noch Rotkohl, der durch langes, langes Köcheln zu süss-saurer und saftiger Köstlichkeit heranschmort. Und, nicht zu vergessen: Draussen in der eisigen Kälte des Gartens wartet geduldig der Rosenkohl auf seine Ernte. Erst der erste Frost macht ihn zum wohlschmeckenden Gemüse ohne Bitternoten.

Althergebrachte Gemüse ergeben ein neues Gericht

Bei solch gemüsiger Herrlichkeit: Braucht es da noch Fleisch? Durchaus. Denn zeitgleich kommt jenes Wild auf den Tisch, das den Winter nicht überleben kann. Hege und Pflege nennt der Wildhüter seine Arbeit – und dazu gehört eben auch der Abschuss schwacher Tiere.

Daran hat sich offenbar auch der Koch Damian Fry (36) von der Krone in Wassen UR erinnert, als er sich sein Gericht einfallen liess: Rehcarré mit Maroni, Quitten und Rosenkohl-Birnenstrudel auf Rot krautfond. Auf jeden Fall versammelt er darin alle denkbaren Köstlichkeiten eines traditionellen Lagerkellers – auch wenn es diesen wohl kaum noch so gibt.

Da wären: Maroni, die einstige Armenspeise, die mittlerweile rar sind und wohl auch deshalb in den Küchen in neuem Glanz erstrahlen. Genauso die Quitte, die uns nach Aprikosen und Erdbeeren die meistgeliebte Frühstücks-Konfitüre liefert. In Frys Komposition begleitet deren Hauch von Frucht das Rehcarré ganz fabelhaft. Dann der Rotkohl, der nur dann seine besten Seiten ausspielt, wenn er durch und durch zu fabulöser Matschigkeit gekocht auf unseren Tellern liegt. Weshalb also nicht gleich als saucige Beilage? Schliesslich ein raffinierter Strudel mit Rosenkohl und Maroni: In der Form neu, im Geschmack eine gute alte Bekannte.

Fabelhaft und günstig

Auch wenn die Weine des südfranzösischen Lirac seit 1947 ein AOC-Label besitzen – man kennt sie fast nur auf dem Massenmarkt. Die Weine sind günstig, deren Qualität meist Mittelmass. Dabei liegt das Weinbaugebiet auf den Breitengraden des Châteauneufdu-Pape. Selbst die Bodenbeschaffenheit ist die gleiche – und die Rebsorten auch.

Jetzt kommen aus dem Lirac plötzlich bemerkenswerte Weine. Einer davon: der Plateau de Chênes der Famille Bréchet. Er entsteht aus der Grenache, brilliert mit deren vollen Aromen. Dazu stösst die Syrah mit ihren fruchtig-dunklen Herbstnoten. Beide Sorten verwandeln sich bei tiefen Temperaturen sehr sanft in Wein und vollenden sich danach im Betontank. Dass dieser Lirac in gebrauchten, grossen Fässern reift, spürt man bei jenen Aromen, die man Sekundäraromen nennt: Russisch Leder, Süssholz und frischer Kirsch sind auszumachen. Und in den Nachklängen wirken Wildkräuter wie Rosmarin und Lavendel.

Der Plateau de Chênes ist kein ganz grosser Wein, er ist etwas viel Schöneres: Er ist fabelhaft. Er hat einen überaus vernünftigen Preis und lässt sich auch noch in den nächsten paar Jahren mit Vergnügen geniessen. Und ist der Vorrat aus, kann man immer ein paar dieser wunderbaren Flaschen zukaufen.

Plateau de Chênes 2013Lirac, Famille BréchetCarl Studer Vinothek6005 Luzern18.50 Frankenwww.studer-vinothek.ch
Plateau de Chênes 2013Lirac, Famille BréchetCarl Studer Vinothek6005 Luzern18.50 Frankenwww.studer-vinothek.ch

Auch wenn die Weine des südfranzösischen Lirac seit 1947 ein AOC-Label besitzen – man kennt sie fast nur auf dem Massenmarkt. Die Weine sind günstig, deren Qualität meist Mittelmass. Dabei liegt das Weinbaugebiet auf den Breitengraden des Châteauneufdu-Pape. Selbst die Bodenbeschaffenheit ist die gleiche – und die Rebsorten auch.

Jetzt kommen aus dem Lirac plötzlich bemerkenswerte Weine. Einer davon: der Plateau de Chênes der Famille Bréchet. Er entsteht aus der Grenache, brilliert mit deren vollen Aromen. Dazu stösst die Syrah mit ihren fruchtig-dunklen Herbstnoten. Beide Sorten verwandeln sich bei tiefen Temperaturen sehr sanft in Wein und vollenden sich danach im Betontank. Dass dieser Lirac in gebrauchten, grossen Fässern reift, spürt man bei jenen Aromen, die man Sekundäraromen nennt: Russisch Leder, Süssholz und frischer Kirsch sind auszumachen. Und in den Nachklängen wirken Wildkräuter wie Rosmarin und Lavendel.

Der Plateau de Chênes ist kein ganz grosser Wein, er ist etwas viel Schöneres: Er ist fabelhaft. Er hat einen überaus vernünftigen Preis und lässt sich auch noch in den nächsten paar Jahren mit Vergnügen geniessen. Und ist der Vorrat aus, kann man immer ein paar dieser wunderbaren Flaschen zukaufen.

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