Neue Studie zeigt
Wegen Corona ernähren wir uns nachhaltiger und gesünder

Die Pandemie hat unser Konsumverhalten verändert. Das belegt eine Studie der Einkaufslisten-App Bring!, die zeigt, dass Corona sowohl Einkauf als auch Ernährung der Schweizerinnen und Schweizer positiv beeinflusst hat.
Publiziert: 23.04.2022 um 12:18 Uhr
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Bei vielen Menschen hat das Coronavirus für einen Denkanstoss gesorgt – auch, wenn es um die Ernährung geht.
Foto: Getty Images/EyeEm
Sarah Riberzani

Während der Corona-Pandemie hatten wir viel Zeit, um nachzudenken – auch über unsere Essgewohnheiten. Wie sehr sich diese dadurch verändert haben, interessiert auch das Bring!-Team: Die Einkaufslisten-App hat etwa 1000 Nutzerinnen und Nutzer gefragt, wie sich ihr Einkaufs- und Konsumverhalten durch Corona verändert hat. Die Erhebung hat gezeigt, dass viele Schweizerinnen und Schweizer seit Beginn der Pandemie mehr auf Nachhaltigkeit, Regionalität, Saisonalität und Bio-Produkte setzen. Ausserdem belegt die Umfrage, dass sich die Teilnehmenden heute gesünder und mit weniger Fleisch ernähren.

Erheblicher Einfluss auf Planung und Einkauf

35 Prozent aller Befragten geben an, ihren Einkauf nun intensiver zu planen als vor Corona. Dabei erstellen 30 Prozent von allen Teilnehmenden häufiger Einkaufslisten. Dies wirkt sich auch auf den eigentlichen Einkauf aus: 22 Prozent der Befragten gehen seltener in den Supermarkt, während 18 Prozent von allen mehr auf Vorrat einkaufen.

Jeder Achte der Befragten kauft andere Produkte als zuvor. Bei der Produktauswahl achten die Konsumentinnen und Konsumenten jetzt besonders stark auf dessen Herkunft. Für 79 Prozent der Teilnehmenden hat sie den höchsten Stellenwert. Daneben werfen die Befragten aber auch noch ein Auge auf andere Kriterien: 52 Prozent von ihnen achten bei der Kaufentscheidung auf die Haltbarkeit, während der Preis und die Herstellung für 47 Prozent wichtig sind. Für 46 Prozent der Befragten sind auch die Inhaltsstoffe ausschlaggebend.

Das Umdenken der Konsumentinnen und Konsumenten färbt sich auch auf ihre Ernährungsgewohnheiten ab. Knapp die Hälfte der Teilnehmenden isst gesünder als zuvor. Auch der Fleischkonsum hat sich reduziert: 43 Prozent der Befragten nehmen weniger oder sogar gar kein Fleisch mehr zu sich. Acht Prozent achten öfters darauf, gar keine Tierprodukte mehr zu verzehren.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass für viele der Trend zu mehr Nachhaltigkeit auch in Zukunft eine grosse Rolle spielen wird. Regionalität, Saisonalität, Nachhaltigkeit und Bio werden laut der Studie langfristig das Einkaufsverhalten beeinflussen. 24 Prozent der Befragten wollen laut eigenen Angaben in Zukunft weiterhin auf den Kauf von vegetarischen und veganen Lebensmitteln achten.

Woher kommt das Umdenken?

Ernährungspsychologische Beraterin Valeria Dickenmann (42) kann sich vorstellen, warum sich das Einkaufs- und Konsumverhalten verändert hat. «Es gibt einige Menschen, die Zeit hatten oder sich Zeit nahmen, um in sich zu kehren. Dabei merkten sie, dass sie so manches ändern möchten – auch ihr Essverhalten», so die Expertin zu Blick. Dieser bewusstere und achtsamere Lebensstil führt laut Dickenmann wiederum dazu, dass man sich ausgewogener und gesünder ernähren möchte. «Hier steht die vollwertige und vegetarische Küche im Fokus. Sich und der Umwelt etwas Gutes zu tun, ist für mehr Menschen zentral geworden», führt die Ernährungsberaterin an.

Die Schattenseite

Trotz der positiven Entwicklung darf man natürlich nicht vergessen, dass sich nicht bei allen das Essverhalten verbessert hat. Laut der Ernährungsberaterin gibt es auch Menschen, bei denen die Pandemie eher das Gegenteil bewirkt hat. «Viele Menschen haben seit Corona einige Kilos zugelegt, dies vorwiegend wegen Bewegungsmangel oder Frustessen und nicht zuletzt, weil oft gesnackt wurde», sagt Dickenmann.

Immer wieder ist zu hören, dass die Menschen sich ohnmächtig fühlen und dem Geschehen rund um Corona ausgeliefert sind, was sie träge und antriebslos gemacht hat. Darin sieht die Ernährungsberaterin die Hauptursache für den Bewegungsmangel. «Oft höre ich auch von meinen Klienten, dass sie nicht gerne kochen. Während der Homeofficephase oder der Zertifikatspflicht wurden sie gezwungen, mehr für sich zu Hause zu kochen, was für viele eine zusätzliche Herausforderung darstellte.»

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