Mit der ganzen Familie Weihnachten feiern. Was vor einem Jahr viele Schweizerinnen und Schweizer schweren Herzens ausfallen liessen, ist dieses Jahr dank der Impfung wieder vorstellbar. Doch was, wenn die fünfjährige Lieblingsenkelin der 86-jährigen Grossmutter an Heiligabend plötzlich hustet?
Wie einfach wäre es, in solchen Fällen einfach eine Maschine aufzustellen, die alle bösen Viren einsaugt und tötet wie ein schwarzes Loch. Luftreiniger der neuen Generation versprechen genau das. Es gibt inzwischen sogar Geräte in der Grösse von PET-Flaschen. Sie würden neben der Tischdekoration aus Tannenzweigen gar nicht gross auffallen. Wer die Verpackungen studiert, staunt: Manche Modelle merzen laut Hersteller 99,9 Prozent der Partikel aus, die ihnen zu nahe kommen. Indem sie sie zum Beispiel mit UV-C-Strahlung verbrennen wie Haut bei einem Sonnenbrand.
UV-Strahlen können das Covid-19-Virus mutieren lassen
Wer sich für einen Luftreiniger interessiere, sollte sich nicht von gut klingenden Angaben täuschen lassen, sagt Ernest Weingartner, Professor für Sensortechnik an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Spezialist für Aerosole. Es könne schon sein, dass ein Gerät 99,9 Prozent der Partikel filtere. «Doch welche es sind, ist bei vielen Geräteangaben unklar. Ich vermute, es sind oftmals die grösseren Partikel gemeint als die kleineren, zu denen die virenhaltigen Aerosole gehören.»
Kritisch gegenüber steht Weingartner Luftreinigern mit UV-C, weil es relativ viel dieser Strahlung braucht und lange dauert, um damit Viren zu inaktivieren. «Ob ein Gerät in der Grösse eines Luftreinigers dazu imstande ist, ist unklar.» Hinzu komme, dass die UV-Strahlung gasförmige Schadstoffe wie Ozon oder Peroxyradikale in der Luft erzeugen könne. Ausserdem können Viren, wenn man sie nicht genug stark und lange bestrahlt, mutieren anstatt inaktiviert zu werden. «Ich denke nicht, dass ein Luftreiniger so schnell eine gefährliche Mutation des Covid-19-Virus erzeugen wird, aber rein hypothetisch ist es möglich.»
Wichtig ist, wie schnell ein Gerät die Luft filtert
Weingartner empfiehlt Geräte mit möglichst grossen Hepa-Filtern und starken Ventilatoren. Genauso wichtig wie die Leistung des Filters sei nämlich das Tempo, mit der das Gerät ein Luftvolumen filtern kann. Diese Geschwindigkeit wird mit der sogenannten CADR (Clean Air Delivery Rate) angegeben. «Wer sich ein Gerät kauft, achtet am besten auf diesen Wert.»
Fürs Familienfest empfiehlt Weingartner, dass möglichst alle Anwesenden geimpft sind, so gut wie möglich Abstand halten und dass auf das Singen verzichtet wird. Werde das alles eingehalten, könne ein guter Luftreiniger als zusätzliche Massnahme durchaus Sinn machen. Kerzen hätten übrigens fast keinen reinigenden Effekt, fügt er an. «Im Gegenteil: Sie erzeugen Russ, der in die Atemwege gelangt.»