Sie waren zur Eröffnung auf der Piazza Grande, haben Sie sich den Film «Bullet Train» mit Brad Pitt zu Ende angeschaut?
Alain Berset: Ja, natürlich, warum nicht?
Das war ein ziemlich wilder Actionfilm, mögen Sie das?
Absolut, ich schaue mir gerne unterschiedliche Arten von Filmen an, und das war sehr unterhaltsam.
Wie oft schauen Sie Filme im Kino, wie oft auf streamen Sie?
In den letzten Wochen bin ich zwei, drei Mal ins Kino gegangen, das mache ich oft. Aber ich streame auch oft. Ein Teil meiner Freizeit ist der Familie gewidmet, dazu gehören auch Filme, die wir uns gemeinsam anschauen. Das machen wir gerne, es ist eine schöne Abwechslung.
Die Kinos haben in der Pandemie gelitten, wie schaut es jetzt aus?
Jetzt zeigt sich, wie wichtig es war, dass wir die Kinos und die Filmbranche in dieser schwierigen Zeit unterstützt haben, damit wir nicht ein bedeutendes Stück Kultur verlieren. Natürlich leidet die Branche auch unter der Konkurrenz der neuen Kanäle, auf denen Filme angeschaut werden.
Ist in dieser Zeit nicht gerade die junge Generation endgültig auf Streamingdienste abgewandert?
Diesen Frühling war ich ein paar Mal im Kino, und der Saal war nicht so voll wie vor der Pandemie. Aber es hatte durchaus auch junge Leute im Publikum. Man kann nicht grundsätzlich sagen, dass sich junge Leute nicht fürs Kino interessieren. Vielleicht sind es auch die älteren, die ab und zu lieber einen Film daheim auf dem Sofa schauen.
Sie haben sich stark für die Lex Netflix engagiert. Warum?
Man darf nicht vergessen, dass es diese Investitionspflicht fürs Fernsehen schon lange gibt. Aber nicht für diese neuen Streamingdienste, die bis vor 20 Jahren gar nicht existiert haben. Wir wollten einfach gleich lange Spiesse für alle, das ist nur gerecht. Ein grosser Teil meines Netflix-Abonnements ist bisher immer ins Ausland geflossen. Nun ist es gut, dass neu auch Netflix-Gelder zu uns gelangen und unsere Filmproduktion damit unterstützt wird. Das ist ein sehr positives Signal für unsere Kultur und unseren Film.
Die letzten mit grossen Erwartungen gestarteten Schweizer Filme «Und morgen seid ihr tot», «Stürm» oder «Soul of a Beast» liefen in den Kinos mässig. Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Filme zu machen ist ein Risiko und ich bewundere jene Menschen, die dieses Wagnis auf sich nehmen und so viel Leidenschaft investieren. Es gibt Filme, die sehr gut funktionieren, andere weniger. Es ist schwierig, den Erfolg vorherzusehen. Wer vor dem Scheitern Angst hat, braucht gar nicht erst anzufangen. Nicht nur hier, auch in Hollywood ist das so. Wir sollten dankbar sein, dass immer wieder Leute dieses Risiko eingehen. Und es gibt nicht nur die nackten Kinozahlen. Wir hatten zum Beispiel elf Schweizer Filme an der Berlinale und drei in Cannes.
Ein starker Player im CH-Filmgeschäft ist das SRF als Co-Produzent. Die Halbierungsinitiative würde auch dieses Engagement schmälern. Macht Ihnen die Initiative diesbezüglich Sorgen?
Es gab die No-Billag-Initiative, die klar abgelehnt worden ist. Jetzt kommen wieder neue Diskussionen. Wie sich eine Halbierung auf die Filmproduktion auswirken würde, kann ich nur schwer abschätzen. Aber sie hätte sicher Auswirkungen für den medialen Service Public, der für die Schweiz und ihre direkte Demokratie von zentraler Bedeutung ist.
Kino ist eine Ihrer Leidenschaften. Sie haben selber eine etwas turbulente Zeit hinter sich. Was für Filme schauen Sie sich zur Entspannung an?Ganz klar Actionfilme. Gestern war für mich in Locarno mit «Bullet Train» also ein perfekter Abend.
Haben Sie auch Top Gun gesehen?
(schmunzelt) Ich weiss, worauf Sie hinaus wollen. Ja, ich habe auch «Top Gun» gesehen, den neuen, den alten leider noch nie. Deshalb kann ich auch keinen Vergleich ziehen. Aber der neue gefällt mir sehr.
Locarno Film Festival