Hilfreich oder Humbug?
So nützlich sind Anti-Aging-Produkte wirklich

Hersteller von Kosmetikprodukten werden nicht müde zu betonen, dass sie wieder einmal die Formel für ewig junge Haut entdeckt haben. Arzt und Experte für Anti-Aging Robert G. Koch erklärt, was wirklich stimmt.
Publiziert: 28.10.2020 um 09:02 Uhr
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Von Seren über Cremes bis hin zu Strahlentherapien: Kosmetikfirmen lassen sich immer wieder neue Produkte einfallen, die die Haut angeblich verjüngen sollen.
Foto: Getty Images
Anne Grimshaw

Fältchen und etwas schlaffere Haut gehören zum natürlichen Alterungsprozess des menschlichen Körpers dazu. «Im Alter schwindet sowohl das straffende Bindegewebe, als auch das Fett in der menschlichen Unterhaut. Zudem fahren auch Talgdrüsen ihre Produktion herunter, so dass das Hautbild dünner und trockener wird», erklärt Arzt und Anti-Aging-Experte Robert G. Koch (66) den Prozess.

Doch das alles entspricht nicht den menschlichen Schönheitsidealen. Kein Wunder, erfinden Kosmetikhersteller immer wieder ein neues Mittelchen, das ewig jugendliche Haut verspricht.

Cremes und Seren

«Viele Anti-Aging-Cremes versprechen wahre Wunder, halten aber wenig bis gar nichts», weiss Koch. In Untersuchungen konnten keine Veränderungen in der Haut durch Cremes festgestellt werden, die von blossem Auge sichtbar sind. Eine leichte Wirkung stellt der Arzt aber fest: «Bei den meisten Cremes wird die oberste Hautschicht immerhin kurzfristig mit Feuchtigkeit aufgepolstert.» Ob man dafür eine teure Antifaltencreme benutzt oder eine günstige Gesichtscreme verwendet, sei unerheblich.

Bei vielen Cremes wird Hyaluronsäure als Wirkstoff gegen Falten angepriesen. Dabei handelt es sich um eine natürlich im Körper vorkommendes Substanz, die den Flüssigkeitsgehalt im Gewebe steuert. Im Alter nimmt die Menge an Hyaluronsäure im Körper ab. Unter anderem deswegen wird die Haut trockener. Aber: «Trägt man die Substanz in einer Creme auf die Haut auf, dringt sie nur sehr schlecht in die Haut ein und ist wenig effektiv», weiss der Experte.

Eine Spritze voll Jugend?

Will man die Haut mit Hyaluronsäure tatsächlich glätten, muss man sich die Substanz als Filler unter die Haut spritzen lassen. Auch da sollte man sich aber nicht zu früh freuen, erklärt Koch: «Mit Fillern können Falten zwar unterspritzt und vorübergehend geglättet werden, tiefe Falten verschwinden aber nicht permanent.»

Überhaupt ist bei grösseren Eingriffen Vorsicht geboten: «Der Titel ‹Schönheitschirurg› ist nicht geschützt», warnt Koch. Daher sollte man sich vor einer Behandlung immer gut informieren und sicherstellen, dass es sich auch wirklich um eine Fachperson handelt.

Wer ist Robert G. Koch?

Robert G. Koch (66) ist Facharzt für Allgemeinmedizin und spezialisiert auf Anti-Aging und Akupunktur. Er war jahrelang Leiter der Ausbildungskommission der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Akupunktur und Referent für Traditionelle Chinesische Medizin an der Universität Zürich. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit ist er auch Autor des Anti-Aging-Ratgebers «Mein Anti-Aging-Coach».

Robert G. Koch (66) ist Facharzt für Allgemeinmedizin und spezialisiert auf Anti-Aging und Akupunktur. Er war jahrelang Leiter der Ausbildungskommission der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Akupunktur und Referent für Traditionelle Chinesische Medizin an der Universität Zürich. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit ist er auch Autor des Anti-Aging-Ratgebers «Mein Anti-Aging-Coach».

Natürlich jung bleiben

Facharzt Koch weiss: «Die beste Anti-Aging-Kur haben wir selbst in den Händen.» Denn der Alterungsprozess der Haut wird zu einem grossen Teil von unserer Lebensweise bestimmt. Vermeiden sollte man demnach einseitige Ernährung, Bewegungsmangel, anhaltenden Stress, Schlafmangel, Rauchen, übermässigen Alkoholkonsum und Vereinsamung. «Diese Faktoren beschleunigen den körperlichen und geistigen Abbau.»

Für etwa 80 Prozent der Hautalterung sind laut Koch aber UV-Strahlen verantwortlich. «Eine gesunde Bräune gibt es nicht. Dunklere Pigmente sind bereits eine Reaktion auf entstandenen Zellschaden», sagt er dazu. Für die Produktion von Vitamin D sei zwar Sonnenlicht erforderlich, jedoch reiche es im Sommer für eine natürliche Produktion aus, sich etwa zehn bis 15 Minuten in der Sonne aufzuhalten.

Freie Sauerstoffradikale im Körper beschleunigen den Alterungsprozess ebenfalls, weil sie Zell- und Organschäden provozieren. «Dagegen hilft eine reichliche Versorgung des Körpers mit Antioxidantien, zum Beispiel den Vitaminen A, C, D, E, Zink und Selen», empfiehlt Koch.

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