Beautytrend Gesichtsyoga
Mit Ziege und Gecko zu frischem Aussehen

Mit Gesichtsyoga zu strafferer Haut: Tamara Golliez aus Zürich erklärt, wie regelmässige Übungen gegen Falten und müde Gesichtszüge wirken. Der Trend begeistert weltweit.
Publiziert: 12:14 Uhr
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Aktualisiert: 12:20 Uhr
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Die Schweizer Gesichtsyoga-Pionierin heisst Tamara Golliez. Die 63-Jährige hat ihre Ausbildung bei der japanischen Erfinderin vom Gesichtsyoga absolviert.
Foto: Claudia Brandenberger

Auf einen Blick

  • Trend-Thema dank Apps, Youtube-Tutorials und Social-Media-Beiträgen
  • Studie: Gesichtsyoga kann das Gesicht um drei Jahre verjüngen
  • Tamara Golliez integriert Übungen in den Alltag, nur fünf Minuten täglich
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ravena FrommeltRedaktorin Gesellschaft

Mit rausgestreckter, leicht nach oben gerichteter Zunge versuche ich zu lächeln, sodass sich der Unterkiefer nicht anspannt. Ich stelle mir vor, ich würde mit meiner Zungenspitze einen Eiszapfen antippen, der von einer Dachrinne herunterhängt. Auf diese Weise trainiere ich die Muskeln vorne am Hals – bei regelmässiger Wiederholung über den Tag verteilt soll dies meinem Ansatz zum Doppelkinn entgegenwirken. 

Millionen Menschen auf der Welt machen regelmässig Gesichtsmuskelübungen wie diese und wirken damit Zornesfalten, Schlupflidern oder hängenden Mundwinkeln entgegen. Sie tragen Namen wie Ziege, Krähe oder Gecko. Sogenanntes Gesichtsyoga ist dank Apps, Youtube-Tutorials und einer Flut von Social-Media-Beiträgen ein Trend-Thema im Beauty-Bereich. So hat ein einziges Face-Yoga-Video von Yogalehrerin Mady Morrison aus Berlin innert elf Monaten 2,6 Millionen Views gesammelt. Und sie ist nur eine unter Tausenden von Menschen, die auf allen möglichen Kanälen Übungen zeigen. Immer wieder gibt es Neues zu lernen, zum Beispiel, wie sich Gesichtsyoga mit Gesichtsrollern oder Gua-Sha-Steinen – eine Art herzförmiger Schaber meist aus Jade oder Quarz – kombinieren lässt.

Eine Japanerin hat Gesichtsyoga erfunden

Ich ziehe meine Zunge zurück, schliesse den Mund und die Übung nach zehn Wiederholungen ab. Mir gegenüber am Bildschirm sitzt eine Pionierin des Gesichtsyogas in der Schweiz, Tamara Golliez (63). Sie ist seit fünf Jahren diplomierte Face-Yoga-Lehrerin. In ihrem Studio in Zürich oder online über Zoom verhilft sie Menschen mit Gesichtsmuskelübungen zu strafferer Haut und mehr Ausstrahlung.

Sie selbst stiess über einen Umweg auf Gesichtsyoga. Als sie ihren Gesichtsausdruck mit Mitte 50 als «einfach nur müde» empfand, liess sie sich zuerst Botox spritzen. Doch der Effekt der für sie schmerzhaften Behandlung liess spätestens nach etwa zehn Wochen nach. Die Prozedur so häufig zu wiederholen, wollte sie sich nicht leisten. Beim Googeln nach Alternativen stiess Golliez auf die in den USA lebende Japanerin, die Face Yoga im Jahr 2004 entwickelt hat: Fumiko Takatsu (56). Bei Takatsu besuchte Tamara Golliez zwei Kurse. «Ich fand die Übungen so lustig. Natürlich habe ich die ganze Zeit gekichert», erzählt sie. Dennoch machte die Zürcherin diszipliniert mit den Gesichtsübungen weiter. Ihre Haut veränderte sich, fühlte sich anders an. Golliez war begeistert und absolvierte bei der Gesichtsyoga-Erfinderin eine Ausbildung. 

Gesichtsyoga ist besonders in Japan und den USA sehr verbreitet, doch auch in Europa gewinnt die nicht invasive Anti-Aging-Methode zunehmend an Popularität. «Es gibt inzwischen viele Promis, die es anwenden. Sie wollen etwas Natürliches machen, das man in den Alltag integrieren kann», sagt Tamara Golliez. Bekennende Gesichtsyoga-Fans sind zum Beispiel Jennifer Aniston (55), Meghan Markle (43) oder Kim Kardashian (43). In der Schweiz hat sich Komikerin Stéphanie Berger (46) schon öffentlich begeistert zu den Gesichtsübungen geäussert.

Ärztin: «Das Gesicht wird straffer»

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirksamkeit gibt es kaum. Herangezogen wird deshalb häufig eine Studie der Northwestern University of Chicago aus dem Jahr 2018. Laut dieser Erhebung kann Gesichtsyoga tatsächlich verjüngend wirken. 16 Probandinnen zwischen 40 und 65 Jahren übten während 20 Wochen anfangs täglich und ab der neunten Woche drei- bis viermal pro Woche Gesichtsübungen aus. Ärzte schätzten das Gesicht der Frauen nach dem Übungszeitraum um durchschnittlich drei Jahre jünger ein. Auch Dermatologin Liv Kraemer (46) aus Zürich sagt: «Wenn Sie den Muskel, der hochzieht, trainieren, wird auch die Haut hochgezogen und das Gesicht straffer.» 

Golliez rät dazu, die Übungen zuerst unter fachkundiger Anleitung zu lernen. «Wer sie falsch lernt, kann viel kaputt machen.» So solle man etwa nicht die Schultern hochziehen oder die Stirn runzeln, wenn man mit dem Hals arbeitet. Dermatologin Kraemer bekräftigt die Wichtigkeit eines sorgfältigen Erlernens: «Die meisten Leute finden Gesichtsyoga schwierig, weil sie die vielen Muskeln in ihrem Gesicht gar nicht differenzieren können. Wer die Übungen aber falsch ausübt, verschafft sich vielleicht mehr Falten als vorher. Dann ist Gesichtsyoga kontraproduktiv.» 

An Tamara Golliez wenden sich Menschen mit ganz spezifischen Bedürfnissen. Manche klagen über anhaltende Kopf- oder Nackenschmerzen. Bei anderen beginnen die Augenlider zu hängen, oder sie haben tiefe Falten, die stören. «Dann kann man genau an dieser Stelle die Muskulatur kräftigen», sagt Golliez. Gesichtsyoga sei für jedes Alter, denn: «Es geht nicht darum, nicht mehr alt auszusehen. Sondern darum, eine gute Ausstrahlung zu haben, frisch auszusehen.» Ihr selbst werde häufig gesagt, sie würde mehr strahlen. 

Nur fünf Minuten täglich

Am Laptop-Bildschirm vor mir kneift die 63-Jährige nun ganz langsam die Augen zusammen, um mir zu zeigen, wie ich bei regelmässiger Wiederholung meinem latent müden Gesichtsausdruck entgegenwirken kann. Gemeinsam wiederholen wir das Zusammenkneifen und wieder Öffnen zehnmal. Bestimmt ein merkwürdiger Anblick – doch die Katze bei mir im Homeoffice als einzige Zeugin dürfte es nicht gross irritieren. 

Als besonders aufwendig stellt Tamara Golliez das Training nicht dar. Sie integriert die verschiedenen Übungen in ihren Alltag. So macht sie die Aufwärmübung, die durch ein verbales «Wooooah» begleitet wird und die ganze Gesichtsmuskulatur besser durchbluten soll, oft unter der Dusche oder beim Autofahren, wo sie niemand hört oder sieht. Auf der Toilette oder beim Abschminken biete sich das Augen-Zusammenkneifen an, das für einen wacheren Blick sorgt. Und die Übung mit der rausgestreckten Zunge mache sie immer, wenn sie etwas getrunken habe: «Dann leckst du vielleicht einfach noch den Rand des Glases ab. Ich brauche nicht mehr als fünf Minuten am Tag für all das.»


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