« Ich musste über 15 Monate auf ein Herz warten»
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Natascha Coppola brauchte OP:« Ich musste über 15 Monate auf ein Herz warten»

Zehn Jahre nach Herztransplantation
«Ich glaubte schon gar nicht mehr an ein Spenderherz»

Natascha Coppola (46) kam mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Eine Herztransplantation rettete ihr das Leben. Jetzt erzählt sie Blick, wie es ihr zehn Jahre nach der Operation geht und welcher Leidenschaft sie endlich wieder nachgehen kann.
Publiziert: 28.02.2022 um 11:09 Uhr
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Natascha Coppola litt an einem schweren Herzfehler. Das Herz verlor mit den Jahren immer mehr Leistung.
Foto: STEFAN BOHRER
Vanessa Nyfeler

Natascha Coppola (46) steigt auf ihr Lieblingspferd. Ein Isländer, der auf den Namen Blossi hört. Auf seinem Rücken spaziert sie durch den Schnee. Wieder reiten zu können, ist für die Frau aus Wattwil SG nicht selbstverständlich. Denn Coppola kam mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Das Herz leistete immer weniger – am Ende nur noch 40 Prozent eines normalen Herzens. Alltägliches wie Treppenlaufen oder Arbeiten wurde mit der Zeit unmöglich. Lange würde es so nicht mehr weitergehen, teilte ihr der Arzt vor zehn Jahren mit. Der einzige Ausweg: eine Herztransplantation. SonntagsBlick begleitete Coppola dabei.

Das elende Warten auf ein geeignetes Spenderherz begann. «Ich habe mir immer gesagt, dass ich höchstens ein Jahr lang warte», erzählt die St. Gallerin. Als nach zwölf Monaten jegliche Spur von einem passenden Herz fehlte, verzweifelte Coppola. Es ging ihr psychisch und vor allem physisch immer schlechter: «Es war eine anstrengende Zeit. Ich habe mich oft gefragt, ob da überhaupt noch ein Herz kommt.»

Weitere drei Monate vergingen. Die damals 36-Jährige erledigte alles, was ihr noch wichtig war: «Meine Verwandten haben mich nochmals besucht. Und obwohl ich nicht mehr reiten konnte, ging ich wieder auf den Reithof Neckertal in Brunnadern.» Dieser gab Natascha Coppola, besonders an harten Tagen, viel Kraft.

Um 19.10 Uhr kam der entscheidende Anruf

Obwohl sie schon gar nicht mehr an ein Spenderherz glaubte, kam plötzlich der entscheidende Anruf. Es war Donnerstagabend, 19.10 Uhr: «Die Ärzte sagten mir, dass sie ein tolles Herz für mich haben.» Sie wurde gefragt, ob sie gesund sei. «15 Minuten später wurde ich von der Ambulanz abgeholt.» Es ging alles blitzschnell. Coppola war erleichtert, hatte zugleich aber grosse Angst vor der Operation. Im Krankenwagen informierte sie rasch Familie und Bekannte. Es sei so weit.

Die Herztransplantation dauerte acht Stunden. Das ist doppelt so lange als üblich, erzählt Natascha Coppola. Trotz Startschwierigkeiten und einem siebenwöchigen Spitalaufenthalt verlief der restliche Verlauf relativ gut. Nach und nach gewann die Ostschweizerin an Lebensqualität zurück. Sieben Monate nach der Operation fasste Coppola erstmals wieder Fuss in der Arbeitswelt. Zwar erlaubt ihre Krankheit bis heute nur ein Arbeitspensum von circa 40 Prozent, doch sie sei froh, überhaupt wieder arbeitstätig zu sein.

Wer ihr das Herz spendete, weiss sie nicht: «Ich habe mich oft gefragt, ob ich die Spenderfamilie über Swiss Transplant kontaktieren soll.» Sie tat es nicht. «Ich wollte mich nicht zu sehr mit der Person meines Herzens identifizieren», sagt sie. «Ich stelle mir aber vor, dass das Organ einem jungen, verunglückten Mann gehörte.»

Zweite Hiobsbotschaft

Auch zehn Jahre nach der Herztransplantation muss Coppola zu regelmässigen Arztkontrollen. Dabei wurde bei ihr vor fünf Jahren ein Parasit im Gehirn gefunden. Eine Folge ihres geschwächten Immunsystems. Für die St. Gallerin war das ein grosser Schock. Der Parasit wurde mittlerweile mit einer Antibiotikum-Therapie ausgeschaltet.

Nach all den Hindernissen lässt sich Natascha Coppola jetzt ordentlich zu ihrem zehnten Herz-Geburtstag feiern. «Ich bin zufrieden, wie es ist. Klar gibt es immer wieder Tage, an denen es mir schlechter geht. Aber im Grossen und Ganzen kann ich mich überhaupt nicht beklagen!»

Fakten zur Organspende

Laut dem BAG dürfen in der Schweiz einer verstorbenen Person nur dann Organe, Gewebe oder Zellen entnommen werden, wenn das Einverständnis dazu gegeben wurde. In vielen anderen Ländern gilt die Widerspruchslösung, bei der ein Schweigen als Zustimmung gewertet wird. Bald könnte dies auch in der Schweiz der Fall sein. Denn an Spenderorganen mangelt es enorm: 2021 standen 1434 Patienten auf der Warteliste. Während des vergangenen Jahrs starben 72 Personen, während sie auf der Liste für ein passendes Organ standen. Durchgeführt wurden im Jahr 2021 587 Transplantationen, wie Swiss Transplant berichtet. Über die Organspenden-Lösung stimmt das Volk am 15. Mai 2022 ab.

Laut dem BAG dürfen in der Schweiz einer verstorbenen Person nur dann Organe, Gewebe oder Zellen entnommen werden, wenn das Einverständnis dazu gegeben wurde. In vielen anderen Ländern gilt die Widerspruchslösung, bei der ein Schweigen als Zustimmung gewertet wird. Bald könnte dies auch in der Schweiz der Fall sein. Denn an Spenderorganen mangelt es enorm: 2021 standen 1434 Patienten auf der Warteliste. Während des vergangenen Jahrs starben 72 Personen, während sie auf der Liste für ein passendes Organ standen. Durchgeführt wurden im Jahr 2021 587 Transplantationen, wie Swiss Transplant berichtet. Über die Organspenden-Lösung stimmt das Volk am 15. Mai 2022 ab.


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