Ohne russische und chinesische Unterstützung wäre Nordkoreas Atomprogramm unmöglich
Kims heimliche Helfer

Nordkoreas Diktator Kim Jong Un provoziert mit seinem Atomprogramm die Welt. Eine falsche Entscheidung – und die Welt steht in Flammen.
Publiziert: 09.08.2017 um 20:10 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:28 Uhr
1/7
Er führt einen Raketentest nach dem anderen durch: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un mit seinen Generälen.
Foto: AP
Johannes von Dohnanyi

Der Ton zwischen den USA und Nordkorea hat sich letzte Nacht massiv verschärft. US-Präsident Donald Trump drohte zunächst mit «Feuer, Zorn und Macht, wie die Welt es so noch nicht gesehen hat», falls Nordkorea weiter mit militärischer Gewalt drohe. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un konterte prompt: Die Streitkräfte zögen einen Raketenangriff auf die US-Pazifikinsel Guam «ernsthaft in Erwägung».

Auch vor der chinesischen Ostküste im Gelben Meer wird es eng. Chinas Aussenminister Wang Yi bestätigt den Beginn umfangreicher militärischer Seemanöver. Teile des Gelben Meers sind vorübergehend für zivile Schiffe und Flugzeuge gesperrt. Weiter südlich ist, zusammen mit amerikanischen Einheiten, auch Südkoreas Kriegsmarine im Einsatz. Und irgendwo zwischen Japan und Taiwan kreuzt noch eine Flugzeugträgergruppe der USA.

Die Botschaft dieser schlagkräftigen Armada: Kim Jong Un solle sein Atomwaffenprogramm beenden – solange noch Zeit ist.

Der diplomatische Druck auf den unberechenbaren Staatschef steigt. Der Uno-Sicherheitsrat verschärfte einstimmig die Wirtschaftssanktionen gegen Pjöngjang. Mit dem Ausfuhrverbot von Kohle, Eisen und Blei verliert der Paria-Staat ein Drittel seiner Exporterlöse. Doch Kim Jong Un zeigt sich unbeeindruckt.

Kim hat Los Angeles im Visier

Seit 2006 zündete Nordkorea fünf Atombomben und testet Mittel- und Langstreckenraketen in immer kürzeren Abständen. Ob die erst Ende Juli abgefeuerte Hwasong-14-Rakete gar Los Angeles erreichen könnte, ist unter Experten zumindest umstritten – für das US-Festland dürfte es aber reichen. 

«Wir sind in der Lage, die USA in Schutt und Asche zu legen», erklärte Kim Jong Un im nordkoreanischen Staatsfernsehen. Das ist wohl übertrieben. Nach ein oder zwei erfolgreichen Tests ist die Hwasong-14 noch lang nicht einsatzbereit ist. Auch die für einen Langstreckeneinsatz erforderliche Miniaturisierung des nuklearen Gefechtskopfs haben die Nordkoreaner noch nicht geschafft. Noch nicht! Aber sie sind nicht auf sich selbst gestellt.

Der Treibstoff stammt aus China

Angesichts der Fortschritte glauben immer mehr westliche Experten, dass die Steinzeitkommunisten heimlich Hilfe von Russen und Chinesen erhalten. Moskau und Peking dementieren – natürlich. Aber es gilt als sicher, dass die A-Bombenzünder aus China stammen. Ebenso wie der Festtreibstoff für Kims U-Boot-Raketen. Die mit flüssigem Treibstoff betankten Langstreckenraketen wiederum erkannte der amerikanische Raketenbauingenieur Robert Schmucker wieder: «Alle wesentlichen Teile der Hwasong-14 stammen aus Russland.»

Schmucker vermutet, dass Raketenspezialisten der untergegangenen Sowjetunion als Technologiesöldner in Nordkorea anheuerten – und gleich ganze oder zumindest wichtige Teile von Langstreckenraketen aus den 60er-Jahren mitbrachten.

Alle, USA, China, Russland, Südkorea, Japan, fürchten sie Kims Sprunghaftigkeit, aber sie ziehen nicht an einem Strick. Peking hilft dem Diktator mit Geld und Waren. Denn Nordkorea gilt als wichtiger Puffer zum von den USA unterstützten Südkorea. Wladimir Putin wiederum nutzt die nordkoreanische Gefahr, um seinen Einfluss im Pazifik auszudehnen. Und mit Donald Trump sitzt ein unerfahrener aber impulsiver Präsident im Weissen Haus.

Japan will aufrüsten

Gleichzeitig sind Sechs-Parteien-Gespräche seit 2009 eingefroren. Kim sieht seine Bomben als Lebensversicherung für sein Regime. Und zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg munkelt Japans Regierung, man könne von einer Defensivarmee auch umrüsten auf Angriff, mit neuen Kampf- und Tankflugzeugen sowie einer Flotte von Langstreckenbombern.

Die Rüstungsspirale dreht sich. In einer Region, wo eine falsche Entscheidung eine Katastrophe auslösen kann.

Wie gefährlich ist das Waffenarsenal von Kim Jong Un wirklich?

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?