Die Schweiz geriet mit ihrer Sanktionspolitik in eine Zerreissprobe – ist es richtig, Massnahmen gegen schwerreiche Russen zu treffen, die für das System von Kriegstreiber Wladimir Putin (71) existenziell wichtig sind? Oder gibt die Eidgenossenschaft damit ihre Neutralität auf, die einen wesentlichen Anteil am Erfolgsmodell Schweiz hat?
Ins Visier der europäischen und der hiesigen Behörden geriet auch Andrei Melnitschenko (52). Der Dünger-Unternehmer belegt auf der Reichsten-Liste von Forbes Platz 97 und hatte seinen Wohnsitz jahrelang in St. Moritz GR, verliess 2022 mit seiner Familie aber das Land in Richtung Persischer Golf, nachdem Bundesbern die EU-Sanktionen gegen ihn übernommen hatte.
Mehr über Andrei Melnitschenko
Heute besitzt er neben der russischen auch die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Arabischen Emirate. In der Schweiz ist noch immer ein Verfahren um seine C-Niederlassungsbewilligung hängig. Melnitschenko wehrt sich überdies juristisch gegen die verhängten Sanktionen.
Jetzt geht ein anderer bekannter Oligarch einen Schritt weiter: Michail Fridman (60), russisch-israelischer Finanzmagnat (Platzt 151 auf der Forbes-Liste), verklagt den Staat Luxemburg wegen der Sanktionen gegen ihn auf 15 Milliarden Euro Schadenersatz, wie die «Financial Times» am Samstag berichtete.
Gegenüber Blick schlägt sich Melnitschenko in einem Exklusiv-Statement auf Fridmans Seite und sieht diesen auch als Opfer einer Politik, die sich gezielt gegen Menschen anderer Nationalitäten richte: «In früheren Perioden der europäischen Geschichte dauerte es Jahrzehnte, bis jüdische Menschen für ihre Verluste entschädigt wurden», so Melnitschenko. «Jetzt werden Gerechtigkeit und Fairness schneller anerkannt.» Fridman sei – «genau wie ich» – nicht dafür bestraft worden, was er getan habe. «Er wurde dafür bestraft, wer er ist: wohlhabend und russisch.»