Die Gastro-Branche ist verzweifelt. Seit der letzten Verschärfung der Corona-Massnahmen durch den Bundesrat herrscht ein Beizen-Lockdown im Land. Nur Kantone, in welchen es die epidemiologische Situation zulässt, dürfen die Restaurants geöffnet bleiben. Theoretisch. Seit dem 27. Dezember sind – bis auf ganz wenige Ausnahmen in der Romandie – die Gastrobetriebe in der ganzen Schweiz dicht.
Nun wenden sich auch der bekannte Zürcher Gastronom Rudi Bindella (72) mit einem Hilferuf an den Bundesrat. In ganzseitigen Inseraten, die er in diversen Sonntagszeitungen geschaltet hat, reden sie der Regierung ins Gewissen. «Wie würde es Ihnen gehen, wenn innert so kurzer Zeit drei Monatslöhne fehlen?», fragt er in dem offenen Brief, den auch Sohn Rudi Bindella jr. (43) mitunterzeichnet hat, rhetorisch. Und schreibt weiter: «Über allem steht der Schutz der Gesundheit – das respektieren wir. Eine gesunde Bevölkerung braucht auch eine gesunde Wirtschaft.»
«Massnahmen zu einseitig und unverhältnismässig»
Bindellas schreiben dem Bundesrat im Namen der ganzen Branche. «Wir finden diese Massnahmen zu einseitig und zu unverhältnismässig», kritisiert er. Schliesslich würden nur etwa drei Prozent der Ansteckungen auf die Gastronomie entfallen.
Dieses Argument bringt auch Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (58) gern. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass bei über der Hälfte der Fälle der Ansteckungsort nicht bekannt ist – das Ansteckungsrisiko in Restaurants könnte also viel höher liegen.
Kein Rettungsplan für Restaurants
Gastrokönig Bindella und sein Sohn kritisieren aber auch, dass bis heute unklar ist, wie der Bund den Gastronomen unter die Arme greift. Eine Branchenlösung ist im Parlament gescheitert, und einen konkreten Alternativplan, wie man die Gastronomie für die Schliessung entschädigt, hat der Bundesrat bislang nicht präsentiert.
Gastrosuisse fordert eine Lockerung der Anspruchsberechtigung für Härtefallgelder, damit die Restaurants rasch A-fonds-perdu-Beiträge erhalten. In vielen Kantonen wird es allerdings noch Monate dauern, bis Härtefallgelder bei den Empfängern ankommen. Verbandspräsident Platzer rechnet damit, dass der Restaurant-Lockdown einen wirtschaftlichen Schaden von fast 2,5 Milliarden Franken zur Folge habe. (lha)