Wer das grosse Volksfest um das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Pratteln besucht hat, brauchte nicht einmal in die Arena zu gehen, um eine Portion Swissness serviert zu bekommen. Zahlreiche Besucher liefen in Edelweisshemden herum. Und wer noch nicht passend angezogen war, konnte sich am Stand von Samuel Jenni (37) eindecken: Seine Familie produziert und verkauft die original Edelweisshemden aus Meiringen BE. «Das hellblaue Kurzarm-Shirt läuft bei diesem Wetter am besten», erzählt Jenni. «Auch das Stucki-Rot ist sehr beliebt.»
Keinen Bedarf hatte Tabita (15 Monate), denn sie war mit ihrem blauen Baby-Trachtenkleidchen schon passend eingekleidet. Papa Lukas Senn erzählt: «Sie ist natürlich zum ersten Mal am Schwingfest. Ich arbeite hier am Stand von Radio Basilisk und schnitze mit der Motorsäge ihr Logo aus einem Eichenstamm.»
Viel Fleisch – und auch ein veganer Food-Stand
An den Ständen war vor allem Fleisch ein Renner. Luca (34) vom Flammengrill hat in drei Tagen 500 Kilogramm Fleisch gebraten! Auch beliebt waren die Schwingerspiesse ein paar Stände weiter, wo sich Fabio De Giacinto (25) mit Vater Carlo De Giacinto (57) aus Therwil BL eingedeckt haben. «Der Schwingerspiess hat uns schon von Anfang an angelacht, als wir aufs Gelände kamen.»
Fleisch gab es am ESAF in allen Formen: als Bratwurst, vom Oklahoma-Grill und sogar in veganer Variante beim Food-Stand Garden Gourmet von Silvano Nobs (38). «Wir haben tolle Rückmeldungen erhalten», sagt er über seine Burger, die mit Fleischersatz zubereitet werden.
Auch für die Kinder war das Schwingfest ein Ereignis. Die Geschwister Maxim (6), Juna (8) und Len Steger (10) aus Münchenstein BL mit Schulkollege Luc (10) besuchten das Fest gemeinsam mit den Eltern. «Uns gefällt die Schaukel», sagt Juna. Und Bruder Len ergänzt: «Auch das Glücksrad war cool. Aber vor allem den Schwingern zuzusehen, ist super.» Ebenfalls beliebt bei den kleinen Besuchern – insbesondere bei den Mädchen – war der Frisurenstand. Tina (5) aus Riken AG bekam von Patricia (29) und Lisa (27) zwei Zöpfe geflochten.
Kuhbilder kamen beim Publikum gut an
Geballte Folklore gab es am Stand von Tom Eisenhut (47). Der Kunstmaler aus Herbligen BE präsentierte seine Bilder mit Kühen, Geissen und Wildtieren aus den Schweizer Bergen. «Meine Motive kommen bei diesem Publikum besonders gut an», sagt Eisenhut. «Es ist eine Ehre, hier sein zu dürfen.»
Ein grosser Teil des Festes machte das Camping aus. Denn eingefleischte ESAF-Fans besuchen das Schwingspektakel nicht nur an einem, sondern gleich mehreren Tagen. «Wir sind am Donnerstag angereist und bleiben bis Montag», sagt Roman (26) aus Ebnat-Kappel SG, der mit seinem Freund Walter (31) auf einem Selfmade-Turm-Sitzplatz posierte. Sie sind als 20-köpfige Gruppe angereist. Das Konstrukt bauten Freunde. «Wir hatten es schon am letzten Schwingfest in Zug dabei», so Roman.
Luzerner Freunde trinken 15 Bier pro Tag
Feuchtfröhlich zu und her ging es bei der Camper-Gruppe von Pesche (26) aus dem Luzerner Seetal. Sie sind am Freitag angereist und bleiben bis Montag. Roman (41) erzählt: «Wir trinken pro Person etwa 15 Bier am Tag. Wir stehen ja früh auf.» Peter (32) ergänzt: «Die Ärzte sagen ja, man solle viel trinken. Aber keiner sagt, wovon.»
Adrian Führer (30) und Sandro Giger (28) aus Chur GR haben dagegen nur eine Nacht lang campiert. Am Sonntagmittag räumten sie bereits den Platz. «Wir haben unser Zelt jetzt schon abgebaut, damit wir nach dem Schlussgang gleich heimkehren können.»
Stimmung war während des Schlussgangs grandios
Zurück auf dem Gelände, zog am Sonntagnachmittag die Stimmung nochmals richtig an. Während des Schlussgangs war das Public Viewing, wo die Zuschauer das Geschehen in der daneben liegenden Arena am Bildschirm mitverfolgen konnten, zum Bersten voll.
Immer wieder erklangen «ui» und «ou». Als Joel Wicki (25) Matthias Aeschbacher (30) besiegte, brachen alle Dämme: Die Frauen und Männer sprangen auf, jubelten, klatschten. Und sogar die Alten stiegen auf die Tische!
An den Ständen bekamen es auch die Mitarbeiter mit, doch gleichzeitig hiess es nochmals: Crêpes und Spiesse braten. Denn die Schwingfans strömten bald darauf in Scharen heimwärts – und nahmen noch etwas Feines mit auf den Weg.