Das Klima profitiert vom Ausnahmezustand. Homeoffice, E-Learning, Videokonferenzen und Online-Shopping verringern die Mobilität massiv. Tatsächlich gibts seit vier Wochen keine Staumeldungen mehr. Auch am Himmel ist es aussergewöhnlich ruhig: Die Kondensstreifen der Flugzeuge fehlen. Fast alle Flieger bleiben am Boden.
Der Ausnahmezustand gilt nicht nur bei uns. Auf der ganzen Welt stellt das Coronavirus unser gewohntes Leben auf den Kopf und legt den Verkehr lahm. Die Forderung «Bleiben Sie zu Hause» wird grossteils befolgt. Wer kann, arbeitet von zu Hause aus. Der Freizeitverkehr ist fast ganz zum Erliegen gekommen.
Lockdown halbiert CO₂-Ausstoss des Verkehrs
Die Folgen sind messbar: Die Treibhausgasemissionen der Mobilität in der Schweiz haben sich mehr als halbiert, wie das Team von South Pole aufgrund der Daten der Swiss Climate Challenge berechnet hat.
Derzeit werden Emissionen praktisch nur noch vom Autoverkehr verursacht. Er hat einen Anteil von 84 Prozent. Beim Flugverkehr ist der Anteil des CO₂-Ausstosses in der ersten Phase des Lockdowns auf circa 10 Prozent und ab der dritten Woche praktisch auf 0 Prozent gefallen.
Beim öffentlichen Verkehr ist es ein Passagierrückgang von rund 83 Prozent. Autofahrten haben um 35 Prozent abgenommen. Also wesentlich weniger stark als die anderen Transportmittel. Wer nach wie vor pendeln muss, steigt derzeit wegen «Social Distancing» wohl lieber aufs Auto um. Nur die mit dem Velo zurückgelegten Distanzen haben sich verdoppelt.
Home Office nützt dem Klima
Wird sich das bei Rückkehr zur Normalität wieder ändern? «Menschen tendieren dazu, Krisen relativ rasch zu vergessen und erstaunlich schnell zur Tagesordnung überzugehen», sagt Renat Heuberger, CEO von South Pole, einem Unternehmen für Klimaschutzlösungen.
Dennoch ist Heuberger überzeugt, dass es nachhaltige Änderungen gibt – vor allem bei Geschäftsreisen. «Mit einem Schlag ist jeder Firma klar geworden, dass die meisten Meetings auch online durchgeführt werden können.»
Auch vermehrtes Homeoffice könnte in Zukunft zur Normalität werden, auch wenn dies «nur einer von vielen Schritten zum Ziel Null CO₂-Emissionen sein kann», wie ETH-Klimaforscher Reto Knutti betont.
Für die Experten von South Pole ist aber klar: «Ein Umdenken bei der Mobilität kann dabei helfen, zukünftigen, klimabedingten Krisen vorzubeugen. Die Coronakrise zeigt in vielfacher Hinsicht, wie viel wir mit unserem individuellen Verhalten verändern können. Die Swiss Climate Challenge kann mit handfesten Daten belegen, dass für viele Schweizerinnen und Schweizer in der gegenwärtigen Krise auch neue Chancen entstehen.»
Die hier genannten Daten wurden aufgrund der Swiss Climate Challenge berechnet. Dabei tracken registrierte Teilnehmer ihr Mobilitätsverhalten. Das in der BLICK App integrierte Programm erkennt neben Distanz auch die Art des Verkehrsmittels. Rund 20'000 Nutzerinnen und Nutzer haben sich bei der App registriert und tracken ihre Mobilität.
Damit soll auf motivierende Art das Mobilitätsverhalten hinterfragt werden. Zudem werden die pseudonymisierten Daten von der ETH Zürich aufbereitet um das Verkehrsangebot und Infrastruktur zu optimieren.
Hineis: Wenn Sie diesen Artikel auf der BLICK App lesen, können Sie hier direkt zur Swiss Climate Challenge wechseln. Andernfalls müssen Sie die aktuellste Version der BLICK App installiert haben oder hier herunterladen:
Die Swiss Climate Challenge ist eine Initiative von Swisscom, Engagement Migros und South Pole mit Unterstützung von Energie Schweiz. Ringier und Bluewin sind Medienpartner.
Für die Swiss Climate Challenge ist ein separates Login notwendig. Den Zugang finden Sie im Menu der BLICK App unten rechts (siehe Bildergalerie unten). Dort können Sie sich unter dem Menupunkt «Climate Challenge» registrieren und anmelden.
Die hier genannten Daten wurden aufgrund der Swiss Climate Challenge berechnet. Dabei tracken registrierte Teilnehmer ihr Mobilitätsverhalten. Das in der BLICK App integrierte Programm erkennt neben Distanz auch die Art des Verkehrsmittels. Rund 20'000 Nutzerinnen und Nutzer haben sich bei der App registriert und tracken ihre Mobilität.
Damit soll auf motivierende Art das Mobilitätsverhalten hinterfragt werden. Zudem werden die pseudonymisierten Daten von der ETH Zürich aufbereitet um das Verkehrsangebot und Infrastruktur zu optimieren.
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Coronakrise als Chance für den Klimaschutz
Wird die durch den Lockdown verursachte Wirtschaftskrise den Umweltschutz in den Hintergrund drängen? Renat Heuberger glaubt das nicht. «Praktisch alle Staaten müssen riesige Summen investieren, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Warum also nicht die Chance nutzen und auf grüne Technologie setzen?»
«Im Prinzip sollte es zu einem Umdenken kommen, aber ich bin skeptisch», sagt dagegen ETH-Klimaforscher Reto Knutti . Dennoch sieht er die Coronakrise auch als Chance: «Wir sind zu enormen Leistungen fähig wenn wir wollen. Entscheidend ist aber, dass wir die richtigen Lehren aus der Krise ziehen. Nicht nur für Flugreisen und Homeoffice, sondern dass man die grossen Risiken analysiert, sich vorbereitet und die Warnungen der Experten ernst nimmt.»
South-Pole-Chef Heuberger bringt noch ein Argument ins Spiel: Aufgrund der Wirtschaftsprogramme müsse die nächste Generation riesige Schulden übernehmen, «wollen wir ihnen obendrauf noch einen zerstörten Planeten hinterlassen?»
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