Mächtige Bäume sind sie beide: die Esskastanie und die Rosskastanie. «Da hört die Gemeinsamkeit aber auch schon auf», erklärt Umweltwissenschaftler Luis Muheim (31), während er auf den ältesten Esskastanienbaum der Stadt Zürich im Rieterpark zugeht. Seine Schritte knirschen, die Wiese unter dem 123-jährigen Baum ist mit Stachelkugeln übersät, die an Seeigel erinnern. Es sind die piksigen Fruchtbecher der Maroni.
Luis Muheim tritt gezielt auf eine der braunen Stachelkugeln im Gras. Er geht in die Hocke und zieht drei matte Esskastanien ans Licht. «Maroni haben im Gegensatz zu Rosskastanien einen Spitz und sind flacher», sagt er. Auch die Fruchtbecher von Rosskastanien sind anders. Sie haben viel weniger Stacheln und sind meist grüner sowie grösser und darin liegt nur eine einzige Frucht.
Karte mit Maronibäumen
Urbane Menschen für Esskastanien zu begeistern, das ist das Ziel von Luis Muheim. Zusammen mit seinem ehemaligen Studienkollegen Luca Bronzini (31) hat er das Projekt Zürcher Stadtmaroni ins Leben gerufen. Auf ihrer Homepage findet man eine Karte, auf der alle Esskastanienbäume der Stadt Zürich eingezeichnet sind. Sie bieten Workshops an und haben mit der Stadt dafür gesorgt, dass mehr Maronibäume gepflanzt werden.
Ernten kann man Maroni von Ende September bis Mitte November. Reif sind die Maroni, sobald die Stachelkugeln unter den Bäumen liegen. Manchmal platzen die Kugeln von alleine auf und man muss nicht auf sie treten. Ein Baum trägt 50 bis 100 Kilogramm Maroni, je nachdem, wie alt er ist.
Neuer Kastanienhain am Hönggerberg
Im Waldlabor am Hönggerberg wachsen die ersten Bäumchen für einen öffentlich zugänglichen Kastanienhain. «Maroni waren in der Schweiz lange ein Grundnahrungsmittel und die heutige Stadtbevölkerung möchte nachhaltig produzierte Lebensmittel essen. Da passt es, Maronibäume und das Wissen über die Maroniernte zu fördern», sagt Luca Bronzini, der im Bündner Tal Puschlav einen Edelkastanienhain besitzt. Auch seien Edelkastanien Zukunftsbäume: «Edelkastanien dürften der zunehmenden Hitze in Schweizer Städten im Gegensatz zu Baumarten wie Buchen gut standhalten», sagt Bronzini.
Essen kann man geschälte Maroni genau wie Buchennüsschen auch roh. Die Umweltwissenschaftler rösten die Maroni aber lieber. Am besten angeschnitzt im Ofen mit einem Schälchen Wasser oder über einer Feuerstelle. Um sicherzugehen, dass keine Würmer in den Maroni sind, kann man sie in Wasser einlegen und die Maroni, die aufschwimmen, aussortieren.