Der Garten im Klimawandel
Vom englischen Rasen hin zur Blumenwiese

Ein Zierrasen ist ganz schön eintönig: Wer sich für einen Blumenrasen oder eine Wildblumenwiese entscheidet, hilft der Umwelt und den Insekten.
Publiziert: 11:06 Uhr
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Gut gemeint, aber wenig nachhaltig: Der englische Rasen ist arbeitsintensiv und bietet Insekten und Vögeln keine Nahrung.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Englischer Rasen erfordert hohen Pflegeaufwand, Blumenrasen ist nachhaltiger
  • Wildkräuter bieten Nahrung und Nistplätze für Insekten und Vögel
  • 163 Insektenarten sind in der Schweiz ausgestorben, 40 Prozent gefährdet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Susanne WagnerJournalistin

Es gibt in «Asterix bei den Briten» ein unvergessliches Bild: Ein britischer Hobbygärtner säbelt mit einer Minisichel auf seinem raspelkurzen Rasen einen einzigen überstehenden Grashalm ab. Dumm nur, dass der Rasen gleich danach von einem Fuhrwerk und einer Horde durchrennender Römer traktiert wird. 

Der englische Rasen

Der Kultcomic zeigt mit einem Augenzwinkern, wie heilig der Rasen für manche Gartenliebhaber schon immer war – und wie arbeitsintensiv: Der englische Rasen mit rund 1,5 bis 2,5 cm Höhe erfordert mit bis zu zwei Schnitten pro Woche den höchsten Pflegeaufwand, inklusive Bewässerung und Düngung. Einzig Golfgreens brauchen noch häufigere Schnitte. Schon etwas weniger Arbeit gibt hingegen der sogenannte Spielrasen mit 3 bis 4 cm Höhe. 

Wildkräuter für Insekten

Was jedoch oft vergessen geht: Der englische Rasen und der Spielrasen bieten keine Nahrung für Insekten, Vögel und andere Tiere. Viel nachhaltiger ist der Blumenrasen. Er muss weder gedüngt noch gewässert und nicht häufiger als vier bis acht Mal pro Jahr gemäht werden. Aus Sicht der Nachhaltigkeit ist es erstaunlich, dass dieser blühende Rasen nicht häufiger anzutreffen ist. 

Denn Vögel, Schmetterlinge, Bienen und Käfer brauchen heimische Pflanzen, um Nahrung und Nistplätze zu finden. Bereits 163 Insektenarten sind gemäss Pro Natura in der Schweiz ausgestorben, und 40 Prozent sind gefährdet. Das schadet wiederum den Vögeln, die auf die Insekten angewiesen sind. Löwenzahn oder Klee sind aber bei einigen Gärtnern nicht gern gesehen und werden gejätet oder gar gespritzt.

Der Blumenrasen

Du möchtest mehr für einen nachhaltigeren Garten tun? Mähe den Rasen nur alle zwei, drei Wochen. Lasse den Rasenschnitt nicht liegen, sondern nimm ihn zusammen und kompostiere ihn wenn möglich. Auch Dünger brauchst du von diesem Moment an nicht mehr. So siedeln sich mehr Wildkräuter wie etwa Klee durch den Samenanflug (etwa vom Nachbarsgarten) von allein an. Lass die bestehenden «Unkräuter» beziehungsweise Wildkräuter einfach mal wachsen und beobachte, wie sie Blüten entwickeln. 

Damit das Gras die Wildkräuter nicht immer wieder verdrängt, ist es noch erfolgversprechender, einen Blumenrasen von Grund auf anzulegen. Entferne dazu den Rasen mit den Wurzeln, bereite ein reines Saatbeet vor, lass die Fläche setzen und säe dort eine Samenmischung für Blumenrasen aus dem Fachgeschäft gemäss Anleitung auf der Verpackung. Sie enthalten niedrig wachsende Gräser und Blumen wie etwa Gänseblümchen, Hornklee oder Kriechender Günsel. Noch einfacher, aber etwas teurer ist es, den Blumenrasen vom Profi anlegen zu lassen. 

Die Wildblumenwiese

Noch mehr Lebensräume für Insekten bietet die Wildblumenwiese mit einheimischen Pflanzen. Sie muss nur zweimal im Jahr gemäht werden. Allerdings wird die Blumenwiese bis zu 100 cm hoch und lässt sich nicht als Spielfläche nutzen. Sie eignet darum vor allem für selten betretene Flächen.

Das Anlegen einer Wildblumenwiese ist etwas aufwendiger, wird aber reich belohnt. Am einfachsten ist es, die Wiese durch einen Profi anlegen und säen zu lassen. Möchtest du selbst Hand anlegen? Fräse den Rasen ab, entferne die Grasnarbe, arbeite bei nährstoffreichen Böden Sand ein, lass die Fläche setzen und bewässere sie nach der Saat der Wildblumen bei Trockenheit während zweier Wochen.

Geduld ist gefragt

Bester Saatzeitpunkt ist Mitte April bis Mitte Juni. Es ist aber Geduld gefragt: Bis sich eine Wildblumenwiese richtig entwickelt hat, dauert es drei bis vier Jahre. Sie lässt sich am besten mit einer Sense oder einem hoch eingestellten Mäher schneiden. Wertvolle Informationen zum Anlegen und Mähen der Blumenwiese findest du im Internet.

Kleintiere schonen

Eine Blumenwiese sorgt für Abwechslung und erfreut mit den vielfältigen Formen, Farben und Gerüchen das Auge und die Seele. Nicht zuletzt schonst du damit auch Kleintiere wie Insekten oder Igel. Sie können beim häufigen Rasenmähen mit dem elektrischen Mäher oder Mähroboter unter die Räder kommen. Besonders für Igel sind die Roboter nachts oft eine tödliche Falle, wie Studien zeigen. 

Welche Blumen für welche Fläche?

Bei gekauften Wiesenblumensamenmischungen lohnt sich ein Blick auf die Zusammensetzung. Sie enthalten häufig zu wenig Gräser sowie nicht einheimische Arten, die heimische Pflanzen verdrängen können. Wähle am besten eine möglichst artenreiche und einheimische Wildblumenmischung, die den Tieren und den Insekten nützen.

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