Wegen moderner Technik
Millionen leiden unter Halb-Schlaflosigkeit

Forscher haben eine neue Form der Schlaflosigkeit entdeckt. Auslöser ist unser Umgang mit Handys und Internet.
Publiziert: 20.04.2017 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2018 um 23:35 Uhr
Frauen sind häufiger betroffen als Männer - weil ihre Hormone anders ticken.
Foto: iStockphotos

Was ist Semisomnie?

Das Phänomen heisst Semisomnie, also Halb-Schlaflosigkeit. Und wie seine grosse Schwester, die Insomnie oder Schlaflosigkeit, schwächt es das Immunsystem, fördert Depressionen, hohen Blutdruck und Herzkrankheiten. Wer an Semisomnie leidet, wacht jede Nacht auf, weil die Gedanken rasen. Wiedereinschlafen dauert von einer halben bis zu einer Stunde. Manche Betroffenen berichten auch von einem diffusen Schlaf, bei dem sie schlafen, sich aber nicht erholen.

Moderne Schlafstörungen

«Meistens wachte ich am Morgen so auf, als ob ich zu viel Kaffee getrunken hätte. Mein Kopf fühlte sich geschwollen an», erzählt eine inzwischen kurierte Patientin in der «Daily Mail».

Schuld an der neuen Form der Schlaflosigkeit ist die moderne Technik. Das haben britische Forscher festgestellt, die im Auftrag von «The Energy Project», einer Beratungsfirma für Menschen mit Erschöpfungsproblemen, 30'000 Probanden fünf Jahre lang beobachteten.

Erstes Problem: Durch die ständige Erreichbarkeit sind Arbeitsort und Zuhause nicht mehr getrennt wie früher. Anstatt deshalb daheim abschalten zu können, werden am Feierband noch Mails beantwortet und Firmenprobleme gewälzt.

Modernes Relaxen ist nicht relaxen

Zweites Problem: Auch wenn wir abends nicht arbeiten, relaxen wir nur vermeintlich. Wir kaufen online ein, surfen auf Facebook und twittern, während wir fernsehen – alles Dinge, die unser Gehirn aktivieren statt es zu beruhigen.

«Der Teil des Gehirns, der Informationen verarbeitet, ist relativ klein. Er kann den riesigen Berg an Input, der heutzutage anfällt, nicht bewältigen», so die britische Schlafexpertin Dr. Nerina Ramlakhan.

Als Folge davon verbringt das Gehirn mehr Zeit in den Schlafphasen, in denen Informationen verarbeitet werden und weniger Zeit in den Schlafphasen, in denen der Mensch sich regenerieren kann. Das führt dazu, dass man sich morgens wie zerschlagen fühlt.

Tipps zum Einschlafen und Relaxen

Alle 90 Minuten eine Minipause machen, in der man weder telefoniert, noch mailt, noch liest. Stattdessen den Blick einfach frei wandern lassen.

Ist man in den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs oder steht in der Warteschlange, aufs Handy oder die Zeitung verzichten und stattdessen ebenfalls eine Input-Pause machen.

Abends auf alle Internetseiten verzichten, bei denen Informationen mit Höchstgeschwindigkeit serviert werden, wie zum Beispiel bei Twitter.

Und der wichtigste Tipp: Eine Stunde, bevor man zu Bett geht, sollten sämtliche Geräte ausgeschaltet sein. Die Experten nennen das den elektronischen Sonnenuntergang. So hat unser körpereigenes Schlafsystem die Möglichkeit, in Aktion zu treten.

Weiter Tipps für gesunden Schlaf finden Sie hier.

So schlafen Sie richtig

Melatonin

Für einen gesunden Schlaf braucht es vor allem eines: Melatonin. Um dieses Hormon zu produzieren, braucht unser Körper Dunkelheit und Eiweiss. Zucker und Kohlenhydrate sind eher hinderlich. Also: Zum Nachtessen Eiweiss statt Süssigkeiten, Fensterläden und Vorhänge zu und, falls nötig, eine Schlafbrille aufsetzten.

Trinken

Ferner sollte man abends nicht zu viel trinken. Mit einer vollen Blase schläft sichs schlecht. Wichtig sind auch Ruhe und kühle Raumtemperaturen von 17 bis 20 Grad Celsius. Elektronische Geräte sollten ausgeschaltet bzw. aus dem Schlafzimmer entfernt werden.

Innere Uhr

Ginge es nach unserer inneren Uhr, müssten wir kurz nach Sonnenuntergang ins Bett gehen, spätestens aber eine Stunde vor Mitternacht. Regelmässigkeit ist auch wichtig. Vor dem Einschlafen entspannt ein heisses Bad mehr als ein spannender Krimi. Hilft alles nichts, kann man Melatonin auch als Pille einnehmen. Vorsicht vor Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten!

Werner Vontobel, Wirtschaftspublizist.
Von Fitness-Experte Werner Vontobel

Melatonin

Für einen gesunden Schlaf braucht es vor allem eines: Melatonin. Um dieses Hormon zu produzieren, braucht unser Körper Dunkelheit und Eiweiss. Zucker und Kohlenhydrate sind eher hinderlich. Also: Zum Nachtessen Eiweiss statt Süssigkeiten, Fensterläden und Vorhänge zu und, falls nötig, eine Schlafbrille aufsetzten.

Trinken

Ferner sollte man abends nicht zu viel trinken. Mit einer vollen Blase schläft sichs schlecht. Wichtig sind auch Ruhe und kühle Raumtemperaturen von 17 bis 20 Grad Celsius. Elektronische Geräte sollten ausgeschaltet bzw. aus dem Schlafzimmer entfernt werden.

Innere Uhr

Ginge es nach unserer inneren Uhr, müssten wir kurz nach Sonnenuntergang ins Bett gehen, spätestens aber eine Stunde vor Mitternacht. Regelmässigkeit ist auch wichtig. Vor dem Einschlafen entspannt ein heisses Bad mehr als ein spannender Krimi. Hilft alles nichts, kann man Melatonin auch als Pille einnehmen. Vorsicht vor Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten!

10 Schlaf-Tipps der Experten gegen Schlaflosigkeit
  1. Herausfinden, ob man eine Lerche ist (früh ins Bett, früh aufstehen) oder eine Eule (spät ins Bett, spät aufstehen). Wann immer möglich, nach diesem Rhythmus leben. Welcher Typ man ist, ist genetisch bedingt.
  2. Körperliche Tätigkeit und Sport fördern die Müdigkeit. Aber: Keine Spitzenleistungen nach 19 Uhr, das kurbelt an! Lieber ein ausgiebiger Abendspaziergang.
  3. Ausreichend schlafen, Schlafdefizite meiden.
  4. Abends nur leichte Kost essen.
  5. Keine Arbeit mit ins Bett nehmen.
  6. Kein Stress oder Streit vor dem Schlafengehen. Stress ist eine der Hauptursachen für Einschlafstörungen.
  7. Kaffee und Schwarztee abends meiden. Akohol hilft zwar beim Einschlafen, beeinträchtigt aber den Schlafrhythmus.
  8. Möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen.
  9. Yoga, Autogenes Training, warme Kräuter- oder Salzbäder entspannen und verstärken die Müdigkeit.
  10. Anstatt wachzuliegen lieber aufstehen und lesen.
  1. Herausfinden, ob man eine Lerche ist (früh ins Bett, früh aufstehen) oder eine Eule (spät ins Bett, spät aufstehen). Wann immer möglich, nach diesem Rhythmus leben. Welcher Typ man ist, ist genetisch bedingt.
  2. Körperliche Tätigkeit und Sport fördern die Müdigkeit. Aber: Keine Spitzenleistungen nach 19 Uhr, das kurbelt an! Lieber ein ausgiebiger Abendspaziergang.
  3. Ausreichend schlafen, Schlafdefizite meiden.
  4. Abends nur leichte Kost essen.
  5. Keine Arbeit mit ins Bett nehmen.
  6. Kein Stress oder Streit vor dem Schlafengehen. Stress ist eine der Hauptursachen für Einschlafstörungen.
  7. Kaffee und Schwarztee abends meiden. Akohol hilft zwar beim Einschlafen, beeinträchtigt aber den Schlafrhythmus.
  8. Möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen.
  9. Yoga, Autogenes Training, warme Kräuter- oder Salzbäder entspannen und verstärken die Müdigkeit.
  10. Anstatt wachzuliegen lieber aufstehen und lesen.

(gsc)

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