Auf einen Blick
Der US-amerikanische Schriftsteller und Schauspieler Truman Capote (1924–1984) war nie ganz hundert: Bei 1,6 Meter Körpergrösse war er ein Leichtgewicht, wog wohl kaum mehr als 60 Kilogramm in jungen Jahren, war Verfasser von nur rund einem Dutzend Büchern, im Umgang mit anderen Menschen war nie 100-prozentig Verlass auf ihn, und er starb schon im 60. Lebensjahr einen einsamen Tod.
Jetzt ist er hundert, zumindest an Jahren: Capote kommt am 30. September 1924 als Truman Streckfus Persons in New Orleans zur Welt. Er bleibt Einzelkind, seine Eltern Julian Archulus Persons (1897–1981) und Lillie Mae Faulk (1905–1954) lassen sich scheiden, als Truman vier Jahre alt ist. Später übernimmt er den Nachnamen vom neuen Mann der Mutter, dem Kubaner Joseph Capote (1900–1982).
Durch die zerrütteten Familienverhältnisse verbringt Truman einen Grossteil seiner Kindheit bei den Grosseltern mütterlicherseits in Monroeville im US-Südstaat Alabama. Dort freundet er sich mit dem Nachbarsmädchen Harper Lee (1926–2016) an, das später ebenfalls eine berühmte Autorin wird und mit «To Kill a Mockingbird» («Wer die Nachtigall stört», 1960) einen Weltbestseller landen wird.
1934 zieht Truman zur Mutter, die nun in New York lebt. Dort besucht er die Highschool. Die Schülerzeitung druckt 1940 mit «Parting of the Way» («Am Scheideweg») die erste Geschichte von ihm ab. Durch Oona O’Neill (1925–1991) – die spätere Ehefrau von Charlie Chaplin (1889–1977) – und Eisenbahnerbin Gloria Vanderbilt (1924–2019) findet Truman Capote Eintritt in die High Society.
1948 veröffentlicht Capote sein Romandebüt «Other Voices, Other Rooms» («Andere Stimmen, andere Räume»). Das Buch gilt als literarische Sensation, ist in den USA und Europa das meistdiskutierte Buch des Jahres, doch die Kritik ist gespalten: Während es von der «New York Herald Tribune» Lob bekommt, erscheint in der «New York Times» ein Verriss.
Bereits Capotes zweiter Roman «The Grass Harp» («Die Grasharfe», 1951) erntet Lob von allen Seiten. Die Kritiker vergleichen den Schriftsteller mit anderen Südstaatenautorinnen und -autoren wie Carson McCullers (1917–1967) und Literaturnobelpreisträger William Faulkner (1897–1962) – die literarische Karriere von Truman Capote ist lanciert.
Mit diesem ersten Satz aus dem Roman «Breakfast at Tiffany’s» («Frühstück bei Tiffany», 1958) feiert Capote den ersten Welterfolg. Die Story handelt vom Partygirl Holy Goligthly – «go ligthly» heisst zu Deutsch etwa «nimms leicht» –, das mit seinem Charme Männer um den Finger wickelt und wieder fallen lässt. Capote schöpft dabei unverblümt aus seinen Erlebnissen in der Welt der Schönen und Reichen.
Unsterblich macht «Breakfast at Tiffany’s» nicht zuletzt die ikonische Darstellung der Holy Golightly durch Audrey Hepburn (1929–1993) in der Roman-Verfilmung von 1961. Dabei hätte Capote lieber Marilyn Monroe (1926–1962) in der Hauptrolle gesehen, und er hätte auch auf das Happy End im Film verzichtet – in der Romanvorlage gibt es nämlich keines.
Am 15. November 1959 erschüttert ein Vierfachmord die USA, begangen an der Farmerfamilie Clutter in Holcomb (Kansas). Die Mörder, zwei ehemalige Häftlinge, sind bald gefasst: Sie überfielen die Familie, weil sie dort viel Geld vermuteten. Doch sie erbeuteten bloss 40 Dollar und löschten die Zeugen aus. Für ihre Tat werden die Mörder 1965 an den Strang kommen.
Capote reist 1959 mit seiner Jugendfreundin Harper Lee vor Ort und recherchiert sechs Jahre lang, redet auch mit den Mördern. Nachdem sie gehängt wurden, veröffentlicht Capote den Tatsachenroman «In Cold Blood» («Kaltblütig», 1966) und begründet damit das Genre New Journalism. Das Buch ist ein Weltbestseller, der Autor wird reich und schmeisst in New York eine Riesenparty mit der Prominenz jener Zeit.
Capote ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere – von nun an gehts bergab. Ausgelaugt von der jahrelangen Arbeit an «In Cold Blood», tourt er 1972 mit den Rolling Stones als Korrespondent für das Musikmagazin «Rolling Stone» durch die USA. Er schreibt erfolglos an Drehbüchern, versinkt in Alkohol- und Drogensucht und verstrickt sich in zahllose Affären.
All das führt zu einer Krise in der Beziehung zwischen Truman Capote und seinem langjährigen Lebenspartner Jack Dunphy (1914–1992) – die beiden leben sich auseinander und pflegen bloss noch eine platonische Beziehung. «Truman und ich waren nie so zusammen wie andere Paare», schreibt Dunphy später über die Beziehung. «Solche Nähe hätte uns umgebracht.»
Erst 1975 veröffentlicht Capote wieder einen Text: Im Magazin «Esquire» erscheint ein Vorabdruck aus dem lange angekündigten, noch unfertigen Sittenpamphlet «Answered Prayers» («Erhörte Gebete»). In den Auszügen des geplanten Schlüsselromans enthüllt er persönliche Geheimnisse der High Society, zu der er als Exzentriker über ein Vierteljahrhundert Zugang hatte.
Zu lesen ist etwa von einer anonymisierten Frau – unschwer als Millionärswitwe Ann Woodward (1915–1975) zu entschlüsseln –, die beschuldigt sei, ihren Mann umgebracht zu haben. Tage vor der Publikation im «Esquire» nimmt sich Woodward mit Gift das Leben. Auch wenn die Hintergründe ungeklärt bleiben, führen sie die meisten aus ihrem Umfeld auf Capotes Indiskretionen zurück.
Viele Freundschaften zerbrechen – Capote ist fortan ein geächteter und einsamer Mann. Ihm bleiben nur Halluzinationen, die ihn wegen der langjährigen Drogensucht verfolgen und zu langen Aufenthalten in Spitälern und Sanatorien zwingen. Am 25. August 1984 stirbt Truman Capote zu Hause bei seiner letzten Vertrauten Joanne Carson (1931–2015) in Los Angeles.
Nach ihrem Tod findet man in ihrer Hinterlassenschaft ein schmuckes Holzkästchen mit der Asche des Schriftstellers. «Truman wollte nicht, dass es auf einem Regal verstaubt», soll Carson vor ihrem Tod gesagt haben und gab die Einwilligung zu einer Versteigerung. Am 24. September 2016 kommt die Asche unter den Hammer und erreicht 45’000 Dollar – wer Käufer oder Käuferin ist, bleibt unbekannt.
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.