Vor einem Jahr hat Andrea Caveltis (26) die Waschtrommel gewechselt. Aus ihrem Elternhaus ist sie nach Winterthur ZH gezogen. «Vorher hatten wir eine eigene Waschmaschine», erzählt die PR-Managerin. In der Waschküche ihres neuen Wohnblocks hängt ein Waschplan. Jetzt ist Cavelti nur noch alle zwei Wochen dran.
«Das war schon eine Umstellung», sagt sie. Sie macht vier Mal die Woche Sport, konnte zuvor waschen, wann immer sie wollte. Unterdessen hat sie ihr Waschverhalten drastisch verändert. Auch der Umwelt zuliebe, wie sie sagt.
Wie Cavelti geht es derzeit vielen Schweizerinnen und Schweizern. Knapp über achtzig Prozent haben im vergangenen Jahr versucht, den Energieverbrauch in der eigenen Waschküche zu senken. Das zeigt die neue Studie der schwedischen Haushaltsgerätefirma Electrolux, die 14'000 Menschen in Europa befragt hat – und in die Blick exklusiv Einsicht hatte.
Klimakrise und steigende Energiekosten
Dürren, Gletscherschwund, brausende Stürme und andere Wetterextreme: «Einerseits ist die Bereitschaft gestiegen, einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten», schreiben die Studienautorinnen und Autoren vom Marktforschungsunternehmen OnePoll. Andererseits hatten die gestiegenen Energiekosten einen erheblichen Einfluss.
Jeder zweite Mensch in der Schweiz hat in den vergangenen zwölf Monaten seine Waschgewohnheiten geändert. Wuschen 2020 erst 26 Prozent bei 30°C, sind es heute bereits 36 Prozent – das sind 1,4 Millionen Haushalte von schweizweit 3,9 Millionen. Auch wurde vermehrt nachts gewaschen, um Energie zu sparen.
Ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer hat im vergangenen Jahr grundsätzlich mehr über den eigenen Energieverbrauch nachgedacht. Besonders die Westschweizer und Tessinerinnen legten sich ins Zeug, um den Energieverbrauch zu senken. Schlusslichter sind gemäss Studie die Zürcherinnen und Zürcher.
Das schlechte Gewissen in der Waschküche
Auch Andrea Cavelti wäscht bei 30°C, nur bei Frottee- und Bettwäsche sind es 60°C. Weil sie nur alle zwei Wochen wäscht, ist die Trommel jeweils voll. Kochwäsche oder Tumbler: Fehlanzeige. Ihre Kleider hängt sie in der Waschküche oder auf dem Balkon zum Trocknen auf. «Ich will keine unnötige Energie verschwenden, ausserdem ist das viel besser für die Textilien – ich möchte meine Kleider schliesslich möglichst lange tragen.»
Trotzdem plagt Cavelti hin und wieder das schlechte Gewissen. «Zum Beispiel, wenn ich nach den Ferien Kleider wasche, die zwar nach Koffer und Reisen riechen, ich aber nicht getragen habe», sagt sie.
Gemäss Studie kennen dieses Gefühl viele: Jeder Zweite fühlt sich beim Wäschewaschen schuldig wegen der Auswirkungen auf die Umwelt. Gemäss Studie besonders die Generation Z, die zwischen 1995 und 2010 geboren ist.
Die Macht der Gewohnheit
Unterdessen hat sich Cavelti gut in ihrer Wohnung eingewöhnt. «Ich wasche heute viel bewusster», sagt sie. Jeden zweiten Montag kann sie an ihrem Waschtag Homeoffice machen. Ihre Sportkleider hängt sie zum Auslüften jeweils auf den Balkon, sobald sie nach Hause kommt – so kann sie sie mehrmals tragen.
Besonders nach den Ferien sei der Waschplan schon etwas mühsam. Doch eine eigene Waschmaschine in der Wohnung vermisst sie schon lange nicht mehr. Heute weiss Cavelti: «Das ist alles nur Gewöhnungssache.» Sie fühlt sich nachhaltiger, ist froh, dass sie diese Erfahrung gemacht hat. Und notfalls könne ja man den Waschtag ja auch mal mit den Nachbarn abtauschen.