Weltklimagipfel
Die Zahl der Fossil-Lobbyisten explodiert

Noch bis Dienstag dauert die Uno-Klimakonferenz in Dubai. Auffällig ist: Gegenüber Vorjahr ist die Zahl der Lobbyisten explodiert. Ihre Arbeitgeber – Erdöl-, Kohle-, Gas- oder Rohstoffunternehmen – profitieren von hohen CO₂-Emissionen.
Publiziert: 10.12.2023 um 09:49 Uhr
An einer Plenarsitzung an der Weltklimakonferenz in Dubai spricht der Vorsitzende Sultan Al Jaber.
Foto: keystone-sda.ch
Sonia I. Seneviratne

Jedes Jahr vor Weihnachten findet der Uno-Weltklimagipfel statt, auch Vertragsstaatenkonferenz («Conference of the Parties») oder «Weltklimakonferenz» genannt. Während der Weltklimarat das Sprachrohr der Klimawissenschaft ist und die «politisch relevanten» Erkenntnisse aus der Wissenschaft zusammenfasst, ist der Uno-Weltklimagipfel die Veranstaltung, wo Regierungen aus der ganzen Welt gemeinsame Entscheidungen zur Klimapolitik fällen.

Hier können sich Regierungen gemeinsame Ziele für den Ausstieg aus den fossilen Energien setzen. Das ist enorm wichtig, denn das meistverwendete Argument gegen eine wirksame Klimapolitik lautet «aber die Chinesen/Amerikaner/Europäer/reichen Länder/Entwicklungsländer». 

Ein gemeinsames Klimaziel haben sich die Staaten, inklusive der Schweiz, an der Pariser Klimakonferenz 2015 gegeben: die globale Erwärmung deutlich unterhalb von 2 °C zu begrenzen, wenn möglich auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau. Leider sind wir gar nicht auf Kurs, auch nicht in der Schweiz. 

Für eine Stabilisierung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C müssten die globalen CO₂-Emissionen bis 2030 halbiert werden. Stattdessen haben die Emissionen seit 2015 zugenommen. Die Flugindustrie plant mehr Flugzeuge und Flugreisen. Die Auto-Lobby will mehr Autobahnen und baut mehr SUVs. Die Erdöl- und Gasheizungen bleiben in vielen Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie in Industrie- und Verwaltungsgebäuden in Betrieb.

Die Konsequenzen haben wir dieses Jahr erlebt: Zum ersten Mal wurde eine globale Erwärmung von 1,5 °C während einzelnen Monaten überschritten. Das heisst noch nicht, dass die langzeitige globale Erwärmung 1,5 °C erreicht hat, aber wohl, dass wir uns dieser Limite immer mehr annähern.

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Wer profitiert von dieser Lage? Nicht der Normalbürger oder die Normalbürgerin der Schweiz, sondern die Erdöl-, Gas- und Kohle-Lobby und die Rohstofffirmen. Die Kosten für die Schäden von Dürren, Hang-Instabilität und Todesfälle während Hitzewellen werden dagegen von der Allgemeinheit getragen, heute und morgen. Auch hier in der Schweiz.

Es ist offensichtlich, dass die Fossil-Lobby dafür sorgen will, dass der klimaschädliche CO₂-Ausstoss so lange wie möglich stattfinden kann. Die Anzahl von Erdöl-, Gas- und Kohle-Lobbyisten am Weltklimagipfel war nie so hoch wie dieses Jahr. Der Weltklimagipfel findet ausserdem in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt, einem Erdölland.

Wladimir Putin ist auch zum Gipfel gekommen. Russland finanziert ja den Ukraine-Krieg mit dem Verkauf von Gas und Erdöl. Auch angesichts dieser Tatsache liegt es im Interesse der Schweiz, eine möglichst schnelle Dekarbonisierung der Gesellschaft zu vollziehen. Sonst wird die Zukunft unserer Kinder den Fossil-Lobbyisten ausgeliefert sein.

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