Was machst du so an Silvester?
Diese Anekdoten zeigen, was eine Party erinnerungswürdig macht

Silvester ist die wichtigste Party des Jahres – wer Gäste einlädt, will ein besonders gelungenes Fest ausrichten. Doch was macht eine Party erinnerungswürdig? Party-Anekdoten unserer Autorin zeigen: Perfektionismus ist es nicht.
Publiziert: 31.12.2024 um 14:36 Uhr
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Feiern die Gäste ausgelassen, dürfte die Party gelungen sein.
Foto: Shutterstock

Auf einen Blick

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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

In zwei Tagen ist Silvester. Ich gehe in der Annahme, dass du schon Pläne hast? Schliesslich ist es die wichtigste Party des Jahres. An diesem Abend muss man feiern, so die weitverbreitete Meinung. Zumindest etwas vorhaben, einen Plan haben. «Was machst du an Silvester?», wird man seit Tagen, wenn nicht seit Wochen gefragt.

Silvester ist nicht gleich Silvester: Als Kind will man vor allem eins: bis zum Jahreswechsel aufbleiben. Auch wenn man die Eltern überredet hat, schafft man es dann halt trotzdem meist nicht. Dafür gibts Feuerwerk-Vulkane und Rimuss à discrétion.

Bloss nicht mit den Eltern

Als Teenie ist das Wichtigste: Bloss nicht mit den Eltern feiern. Danach folgen «romantische» Silvester in den Bergen, Partys mit Motto, Partys, zu denen man nicht eingeladen ist, Partys, an die man sich nicht erinnert. Abende mit Tränen, Zweifeln oder Druck auf der Brust.

Dann wird es wieder ruhiger um den 31. Dezember, man zieht sich zurück ins Heim, macht ein wenig auf Anti, findet den Abend sowas von überbewertet. Wenn die Verweigerung vorübergezogen ist, kann es sein, dass einem plötzlich wieder mal nach Party zumute ist.

Party? Wie geht das nochmal? Gibts dafür eine Bedienungsanleitung?

Die Sorgen der Hosts

Während es als Gast darum geht, das Passende anzuziehen, das Passende mitzubringen, und ja nicht zu tief ins Glas zu schauen, hat man als Gastgeber, als Gastgeberin ganz andere Sorgen. Wen lädt man ein? Bleiben die Gäste dann aber schon nicht zu lange, oder? Hoffentlich bringen sie etwas Gescheites mit!

Auf keinen Fall: Café de Paris oder Moscato d’Asti! Dann lieber kostenpflichtige Abfallsäcke, die vergisst man doch immer zu kaufen, wenn man an der Kasse steht. Reichen die Häppchen? Was, wenn keine Stimmung aufkommt? Und wenn alle zweigleisig fahren und zur nächsten Party weiter eilen, weil man das ja heute so macht – alle Optionen offenlassen? Wachen die Kinder auch nicht auf und machen Drama? Die Schuhe sollten sie ausziehen. Ja, aber gehören sie nicht zum Ensemble mit dem Outfit? Und während man sich diese Gedanken macht, fragt man sich, ob man eigentlich schon immer so spiessig war – und möchte die Party am liebsten abblasen.

Was eine Party erinnerungswürdig macht

Durchatmen. Eine Portion Gelassenheit muss her, sonst richtet keiner mehr eine Feier aus. Man kann nicht alles planen. Und welche Partys sind dir am meisten in Erinnerung geblieben? Vermutlich nicht die, bei denen alles glattlief. Die reibungslos dahin plätscherten. Sondern die anderen. Die aus dem Ruder laufenden, die stillen-leisen, die unerwarteten, die Partys, die andauern bis die Wolken wieder lila sind.

Es gibt verschiedene Gründe, warum Partys in Erinnerung bleiben. In meinen Anekdoten spielt mal Scham eine Rolle, mal Exzess, mal ein unerwarteter Abgang … Fünf Party-Erinnerungen.

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Wenn das Licht angeht

Als ich Teenager war, fuhren wir immer in dieselbe Disco. Es gab ja auch nur die. Freitag, Samstag und Mittwoch war geöffnet. Ich weiss nicht mehr, ob ich jemals unter der Woche hin durfte. Aber auf jeden Fall war ich stets ab Mittwoch nervös auf das Wochenende. Schliesslich stand ich schon mit 14 Jahren in der Schlange. Die Disco war ab 16. Wir tranken Bier mit Red Bull (gar nicht so übel!), suchten alle Räume nach unserem Schwarm ab und tanzten zu «I’ll Be Missing You» von P. Diddy (da war der noch bloss als Rapper bekannt und nicht hinter Gittern).

Wir wollten bis zum Ende bleiben, den Abend so lange es geht auskosten. Wäre da nicht dieses Abschlussritual gewesen. Jedes Mal dasselbe Lied («Ice Ice Baby» von Vanilla Ice) und dann Bumm: Licht an! Die gerade noch schummrige Atmosphäre wurde durch einen jähen Lichtkegel durchbrochen. Neonröhren. Wir strichen unsere Haare glatt, schauten verlegen zu Boden, verschwitzt, mit leuchtenden Pickeln im glänzenden Gesicht. Und in der Nähe stand garantiert der Schwarm.

2

Wenn es die Eltern erfahren

Ich war noch sehr jung, wollte aber dennoch auf diese Feier, von der alle seit Wochen sprachen. Meine Eltern waren fort, meine Grossmutter passte auf mich auf. Ich musste ihr sagen, wo die Party ist. Sie wollte sich vergewissern; ich solle da anrufen. Sie stand neben mir. Am Telefon war die Mutter des Fast-Gastgebers. Sie wusste nichts von der geplanten Feier, die in ihrer Abwesenheit hätte stattfinden sollen. Ich hörte sie rumbrüllen, dann legte sie auf. Schnell machte die Runde, dass heute Abend keine Feier stattfinden würde. Irgendein Vollidiot hätte zu Hause angerufen. Der Scheiss-Verräter! Bis heute weiss keiner, dass ich das war. Also eigentlich Oma!

3

Wenn die Polizei kommt

Wenn unsere Eltern weg waren, schmissen wir Partys. (Mama, das wisst ihr, oder?) Wobei ich das «wir» definieren sollte. Wir – das war meine vier Jahre ältere Schwester. Ich durfte dabei sein, musste aber still sein. Das war der Deal. Und den fand ich ganz gut. Die Partys waren der Knaller. Das ganze Haus war voller Leute, die freiwillig nie mit mir geredet hätten – in deren Augen war ich ein Kind, in meinen war ich die Gastgeberin. Eine Party fand ein ernüchterndes Ende, als die Polizei draussen stand. Und der Schwarm meiner Schwester auf einem Motorrad sass. Ohne Helm, dafür mit ordentlich Sprit intus. Er hatte es aus der Garage genommen und ’ne kleine Spritztour gedreht. Passiert ist zum Glück nichts, er kam einfach in Begleitung zurück.

4

Wenn der nächste Tag anbricht

Hauspartys waren während des Studiums beliebt, schliesslich war im Ausgang alles teuer. Unser WG-Gspänli wollte endlich mal eine bei uns daheim schmeissen. Uns war dabei nicht ganz wohl, schliesslich kannte er die halbe Uni. Und die war dann auch bei uns zu Hause. Irgendwann musste die Hälfte der Gäste bei den Nachbarn vis-à-vis weiterfeiern, weil es keinen Platz mehr gab. Wir liessen die Wohnungstüren offen und stellten die Boxen in den Flur. Die Party, grosses Kino. Weniger gross war der nächste Tag. Ich trat in den Gang hinaus. Und musste erst einmal Schuhe anziehen. Der ganze Boden klebte, überall Zigarettenstummel, Erbrochenes. In der Küche sassen noch zwei Partygäste und diskutierten. Ich ging zurück in mein Zimmer, legte mich aufs Bett und dachte darüber nach, einfach aus der Wohnung zu laufen und nie mehr zurückzukehren.

5

Wenn der DJ abhaut

Bei der Hochzeitsplanung muss man sich bei der Musik meistens entscheiden: Band oder DJ. Ich wollte beides. Per Zufall habe ich einen Wunder-DJ kennengelernt, der eigentlich Pianist war (schon klar, dass jetzt jeder «richtige» DJ die Nase rümpft). Er hatte einen Freund, der ganz gut Gitarre spielte. Mein «Wonderwall» von Oasis war gerettet. Später tauschte er das Piano gegen den Laptop aus. Das hat er auch gut gemacht. Bis es eine Poolparty wurde. Alle schubsten einander mit Anzug und Kleid in den Pool. Das Wasser spritzte wie im Alpamare. Er mahnte uns immer wieder zur Vorsicht. Das Wasser! Auf seinem Equipment. Wir hörten ihn nicht. Wir waren ja im Wasser. Irgendwann sah ich aus dem Augenwinkel, dass er seine Siebensachen packte. Er haute ab. Ein Gast rief: «Endlich, die Mucke war ja nicht zum Aushalten.» Und dann übernahm er die musikalische Leitung.

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