Superhelden erobern Basel
Darum ist Marvel so erfolgreich

Wolverine oder Deadpool liessen jüngst die Kinokassen klingeln. Doch schon lange zuvor prägen Captain America, Spiderman und unzählige andere Marvel-Helden die Populärkultur. Originalzeichnungen und Scripts und viel mehr sind jetzt in der Messe Basel zu bestaunen.
Publiziert: 23.03.2024 um 13:06 Uhr
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Schon im Lift der Messe Basel erwarten einen die ersten Superhelden.
Foto: keystone-sda.ch
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Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

29,75 Milliarden US-Dollar. Das ist der absurd hohe Betrag, den die gesamten Marvel-Filme bis heute eingespielt haben – die erfolgreichste Filmreihe der Geschichte. Die vielen Helden des Marvel-Universums – Captain America, Thor, Daredevil, Wolverine, um nur einige zu nennen – sind jetzt ab diesem Wochenende in der Europapremiere der grossen Ausstellung «Marvel: Universe of Superheroes» in der Messe Basel zu sehen.

Die Ausstellung liefert Antworten auf die Frage, warum Marvel mit Spider-Man, Dr. Strange, Daredevil, den Fantastischen Vier und vielen weiteren derart abräumt – zum Beispiel im Vergleich zum schärfsten Konkurrenten, dem DC-Comic-Universum. Dessen Helden wie Superman und Batman fallen im Vergleich mit einem Gesamteinspielergebnis an den Kinokassen von 7 Milliarden schwer ab.

Marvel scheint in die Zukunft sehen zu können

Für Marvels Erfolg gibt es gleich mehrere Gründe: Zum einen zeichnen sich die Macher ganz von Anfang an dadurch aus, die Zeichen der Zeit zu lesen: 1940 erscheint der allererste Band von «Captain America». Auf dem Titelbild, gezeichnet von Jack Kirby, haut der titelgebende Held dem deutschen Diktator Adolf Hitler mit Schmackes auf den Kiefer – ein Jahr, bevor die USA nach dem Angriff auf Pearl Harbor aufseiten der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg eingreifen. Das Cover mutet im Rückblick beinahe prophetisch an. Genauso wie das Spider-Man-Plakat von 2001, auf dem die New Yorker Twin Tower abgebildet sind. Kurz darauf fliegen Terroristen ins World Trade Center. Die Poster werden sofort zurückgezogen und sind heute begehrte Sammlerobjekte.

Captain America, das zeigt eines der vielen Exponate der Ausstellung, ist übrigens eine Art historisches Gewissen der USA: Dank der «Einfrierung» über Jahrzehnte in einem Eisblock und späterem Auftauen hat er im Marvel-Universum fast alle amerikanischen US-Präsidenten bis hin zu Barack Obama «getroffen». Ausstellungskurator Ben Saunders, Professor für Cartoon und Comic Studies (ja, das gibt es!) an der Universität Oregon, sagt es so: «Da Captain America noch Werte aus den 1940er-Jahren vertritt, kann er sozusagen die Rolle eines aus der Zeit gefallenen Helden einnehmen. Er ist eine Art moralisches Gewissen der USA.»

In den 50ern drohte der Niedergang

Moral bedeutete indes fast das Aus für den beginnenden Comic-Boom in den USA: Besorgte Bürger riefen wegen der teilweise drastischen Gewaltdarstellungen in den 1950er-Jahren zu einem Comic-Verbot auf, in mehreren US-Städten wurden Comics öffentlich verbrannt. Übrig blieben brav-antiseptische Familien-Comicstrips wie etwa «Archie». Superhelden sind out. Da hat Anfang der 1960er-Jahre der Publizist Martin Goodman eine zündende Idee: Superhelden nicht nur super sein zu lassen, sondern als ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen darzustellen, die zufälligerweise, durch einen seltsamen Unfall oder – später – auch angeboren, über Superkräfte verfügen. Erstes Exponat dieses Konzepts, erschaffen vom Autor Stan Lee und dem Zeichner Jack Kirby: «Die Fantastischen Vier», die untereinander familiäre Beziehungen pflegen und teilweise sehr unter ihrem Superheldendasein leiden. Schon ab der ersten Ausgabe im Jahr 1961 erhielt der Verlag massenweise Fan-Post – und Marvel war gerettet.

Wie vorausschauend Marvel immer wieder agierte, zeigt auch Folgendes: 1966, inmitten der Rassenunruhen, erschuf Zeichner Jack Kirby mit dem Black Panther den ersten afrikastämmigen Superhelden, noch bevor Bürgerrechtler im Oktober desselben Jahres die Black-Panther-Partei schufen und bevor 1968 Bürgerrechtler Martin Luther King erschossen wurde – und setzte so ganz selbstverständlich ein Zeichen für Toleranz und Diversität. 1979 führt Marvel mit Northstar den ersten offen homosexuellen Superhelden ein – zehn Jahre vor der Konkurrenz DC. Diese Voraussicht gilt bis heute: Neben Kassenschlagern wie Daredevil und Wolverine hat Marvel letztes Jahr die erste muslimische Superheldenfigur eingeführt: Miss Marvel, mit bürgerlichem Namen Kamala Khan, ist die neuste Schöpfung des Marvel-Universums.

Sie alle sowie oscarprämierte Kostüme des Films «Black Panther – Wakanda Forever», unzählige Originalzeichnungen mit Millionenwert und vieles mehr sieht man ab diesem Wochenende in der Messe Basel.

Ausstellung «Marvel: Universe of Superheroes», 23. März bis 31. August 2024, Messe Basel, Tickets ab 28.30 Franken. 

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