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Trauer um Sphen:Abschiedsvideo des Aquariums für schwulen Pinguin

So queer ist die Natur
Pinguin-Papas und Geschlechter wechselnde Fische

Die Natur kennt keine starren Geschlechterrollen: Von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften bis zu faszinierenden Geschlechtswechseln. Josh L. Davis zeigt in seinem Buch «Queer – Sex und Geschlecht in der Welt der Tiere und Pflanzen», wie vielfältig die Natur ist.
Publiziert: 06.03.2025 um 23:49 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2025 um 15:47 Uhr

Auf einen Blick

  • LGBTQ in der Natur: Vielfalt von Geschlecht und Sexualität bei Tieren
  • Geschlechterwechsel bei Fischen, vier Geschlechter bei Weisskehlammern, Intersex bei Kröten
  • Sieben eindrucksvolle Beispiele aus der Tierwelt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ramona RosatiRedaktorin Gesellschaft

LGBTQ ist keine reine Menschensache: In der Natur gibt es weit mehr als nur die klassischen Kategorien «männlich» und «weiblich». Geschlecht und Sexualität zeigen sich in der Tierwelt in einer grossen Vielfalt – von wechselnden Geschlechtern über gleichgeschlechtliche Partnerschaften bis hin zu Wesen, die sich jeder Einordnung entziehen.

Der britische Wissenschaftsjournalist Josh L. Davis beleuchtet in seinem Buch «Queer – Sex und Geschlecht in der Welt der Tiere und Pflanzen», dass die Natur keine starren Regeln kennt. Er öffnet die Augen für eine Welt, in der Vielfalt die Norm ist, nicht die Ausnahme.

Während das Buch auch spannende Einblicke in die Pflanzenwelt gibt, haben wir sieben eindrucksvolle Beispiele aus der Tierwelt ausgewählt.

Adeliepinguine – Liebe kennt kein Geschlecht

Gleichgeschlechtliche Männchen-Paare bei Adeliepinguinen übernehmen die Aufgaben heterosexueller Paare und kümmern sich gemeinsam um die Brut.
Foto: imago/robertharding

In der Antarktis brüten nicht nur heterosexuelle Pinguinpaare. Auch gleichgeschlechtliche, vorwiegend männliche Paare, finden sich zusammen, um gemeinsam Eier auszubrüten und Küken aufzuziehen. Besonders in Kolonien mit einem Überschuss an Männchen ist dieses Verhalten verbreitet. Die Pinguin-Väter übernehmen dabei alle Aufgaben heterosexueller Paare: Sie bauen Nester, verteidigen ihr Revier und kümmern sich um ihren Nachwuchs.

Giraffe – Zärtlichkeit unter Männchen

Giraffenmännchen zeigen regelmässig homosexuelles Verhalten und stärken so ihre sozialen Bindungen.
Foto: imago/Panthermedia

Giraffenmännchen zeigen häufig homosexuelles Verhalten. Sie reiben ihre Körper aneinander, um sich gegenseitig zur Paarung zu animieren. Solche Zärtlichkeiten sind weit verbreitet und ein normaler Bestandteil ihres Soziallebens.

Grosse Tümmler – Sexuelle Vielfalt im Meer

Sowohl männliche als auch weibliche Delfine pflegen gleichgeschlechtliche Beziehungen, um soziale Bindungen zu fördern und Spannungen abzubauen.
Foto: IMAGO/imageBROKER/David & Micha Sheldo

Sowohl männliche als auch weibliche Delfine haben regelmässig gleichgeschlechtlichen Sex. Diese Interaktionen dienen vermutlich der Stärkung sozialer Bindungen und dem Abbau von Spannungen innerhalb der komplexen Delfingesellschaft.

Masken-Papageienfisch – Geschlechtswechsel nach Bedarf

Der Masken-Papageienfisch kann sein Geschlecht im Laufe seines Lebens wechseln, wobei soziale Faktoren wie der Verlust eines dominanten Männchens eine Rolle spielen.
Foto: IMAGO/dreamstime

Der Masken-Papageienfisch ist ein Meister der Verwandlung: Er startet sein Leben als Weibchen und kann im Laufe seines Lebens zum Männchen werden. Dabei verändert er nicht nur sein Geschlecht, sondern auch sein Aussehen. Aus einem unscheinbaren Weibchen wird ein leuchtend buntes Männchen, das grösser ist und eine steilere Stirn hat. Auslöser für diesen Geschlechtswechsel sind oft soziale Faktoren, wie beispielsweise der Verlust des dominanten Männchens in der Gruppe.

Morphofalter – Schillernde Vielfalt

Einige Morphofalter zeigen eine ungewöhnliche Vielfalt an Farbmustern, die nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden können, was durch den Gynandromorphismus bedingt ist.
Foto: IMAGO/Pond5 Images

Morphofalter faszinieren mit ihren leuchtenden Flügeln. Doch die Geschlechterbestimmung ist nicht immer eindeutig: Einige Arten zeigen eine erstaunliche Vielfalt an Farbmustern, die sich nicht klar in männlich oder weiblich einordnen lassen. Dieses Phänomen, Gynandromorphismus genannt, entsteht durch eine ungewöhnliche Teilung der Geschlechtschromosomen.

Weisskehlammer – Vier Geschlechter, ein Vogel

Die Weisskehlammer hat vier verschiedene Geschlechtertypen, die sich in Aussehen und Verhalten unterscheiden und für eine einzigartige soziale Struktur sorgen.
Foto: IMAGO/Wirestock

Die Weisskehlammer stellt unser Verständnis von Geschlecht auf den Kopf, denn diese unscheinbare Vogelart hat vier verschiedene «Geschlechter» entwickelt. Die Weisskehlammern gibt es in zwei Farbvarianten: weiss gestreift und hellbraun gestreift. Diese beeinflussen nicht nur das Aussehen, sondern auch das Verhalten der Vögel. Weiss gestreifte Männchen sind aktiv, verteidigen ihr Revier und haben viele Partnerinnen, während hellbraun gestreifte Männchen eher ruhiger und monogam sind. Ähnlich verhält es sich bei den Weibchen: Weiss gestreifte Weibchen sind dominant, hellbraun gestreifte, eher zurückhaltend. Das Besondere: Die Vögel paaren sich fast immer nur mit einer Morphe des anderen Typs. Eine genetische Mutation verhindert die Vermischung bestimmter Gene und sorgt so für diese einzigartige Vielfalt.

Aga-Kröte – Intersex-Tier

Die Aga-Kröte besitzt das Biddersche Organ, das bei Kastration eines Männchens aktiv wird und sich in Eierstockgewebe umwandeln kann.
Foto: imago/Scherf

Die Aga-Kröte ist eine grosse Krötenart aus Mittel- und Südamerika. Sie besitzt das Biddersche Organ, das eine Rolle bei der Geschlechtsentwicklung spielt. Weibchen haben normale Eierstöcke, während Männchen neben ihren Hoden ein inaktives Biddersches Organ besitzen. Forscher haben herausgefunden, falls ein Männchen kastriert wird, kann dieses Organ aktiv werden und sich in Eierstockgewebe umwandeln.

«Queer - Sex und Geschlecht in der Welt der Tiere und Pflanzen»

Josh L. Davis: «Queer - Sex und Geschlecht in der Welt der Tiere und Pflanzen», Haupt Verlag

Das Buch zeigt, dass die Natur nicht in schwarz-weiss denkt, sondern in allen Farben des Regenbogens.

Haupt Verlag

Josh L. Davis: «Queer - Sex und Geschlecht in der Welt der Tiere und Pflanzen», Haupt Verlag

Das Buch zeigt, dass die Natur nicht in schwarz-weiss denkt, sondern in allen Farben des Regenbogens.


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