Die Diskussion um den Namen bei der Heirat führt bei vielen Paaren zu Konflikten. Insbesondere, wenn das erste Kind zur Welt kommt. Für Margareta Hofmann von Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich ist das eine erste Probe für die Beziehung.
Die Abschaffung der Doppelnamen hat sein Ziel verfehlt, kaum ein Mann nimmt den Namen seiner Frau an. Warum?
Margareta Hofmann: Der Mann exponiert sich damit viel stärker, denn es geht gegen die gesellschaftlichen Erwartungen. Für viele ist das ein Gesichtsverlust, insbesondere auch aus beruflicher Sicht. Ein Mann, der seinen Namen aufgibt, dem traut man weniger Führungsstärke zu. Er wird belächelt, weil er unter dem Pantoffel seiner Frau steht. Diese Stigmatisierung ist sich glücklicherweise am Verändern.
Aber warum lässt sich das eine emanzipierte Frau gefallen?
Weil sie sich auch nach gesellschaftlichen Konventionen richtet. Wenn man heiratet und eine Familie gründet, besinnen sich viele auf traditionelle Werte. Auch die wirtschaftliche Sicherheit spielt eine wichtige Rolle. Wenn der Mann punkto Karriere einen Schritt weiter ist und finanziell die grössere Last übernimmt, will man das nicht gefährden. Das bedeutet aber nicht, dass eine Frau nicht unter diesem Identitätsverlust leidet.
Vor allem, weil man heute ja nicht mit 20, sondern eher mit 35 heiratet?
Genau, darum behalten Frauen ja auch oft ihren Namen. Die Diskussion um den Familiennamen eskaliert meistens, sobald ein Kind zur Welt kommt. Das kann eine Beziehung auf die Probe stellen und zeigt die Paardynamik. Also, wer folgt wem und wie geht man mit Konflikten um.
Warum ist der Name eine solche Herausforderung?
Weil es eine Entscheidung ist, die man nicht alleine trifft. Wir nehmen uns heutzutage stark als Individuum wahr, das frei über sich bestimmen kann. Aber das stimmt so nicht ganz. Jeder hat eine kulturelle Prägung und eine Familie im Hintergrund. Da sind plötzlich innere und äussere Stimmen, die mitreden.
Was für Stimmen?
Da sind Eltern und Grosseltern, oft seitens des Mannes, die wollen, dass ihr Familienname weitergeführt wird. Das hat eine lange Tradition, die man nicht von einem Tag auf den andern abschaffen kann. Dann ist auch die innere Stimme wichtig. Also wo komme ich her, was ist meine Identität und was bedeutet mir mein Name? Das sind wichtige Fragen, die sich ein Paar stellen sollte. Das gibt eine gute Basis für eine konstruktive Diskussion.
Was raten Sie einem Paar, das sich nicht einig wird?
Wichtig ist, dass man sich nicht in einem Machtkampf verkeilt. Wenn es darum geht, wer sich durchsetzt, dann ist das kein guter Start für eine Ehe und Familiengründung. Es ist auch eine Chance, seine Kommunikationsfähigkeit auszutesten und zu lernen, miteinander zu verhandeln. Also wer zahlt was und wie viel in das Beziehungskonto ein. Damit stellt man die Weichen für das künftige Zusammenleben.
Künftig sollen Eheleute wieder mehr Wahlmöglichkeiten bekommen, auch wenn es um die Namen der Kinder geht. Wird es damit einfacher?
Ich sehe darin eine Chance, es kann aber auch ein Minenfeld für neue Konflikte sein. Wichtig finde ich, dass Kinder den Namen, den sie bei der Geburt bekommen, auch behalten können. Ein Kind sollte nie zum Spielball im Konflikt der Eltern werden.
Was halten Sie von Doppelnamen?
Ich finde das eine gute Sache. Insbesondere bei binationalen Ehen. So kann jede und jeder ein Stück seiner Identität mitnehmen. Das ist auch für die Kinder wichtig, weil sie beide Kulturen in sich tragen und sich das in ihrem Namen zeigt.