Was ist das für eine Frage: «Noch wach?» heisst das neue Buch des deutschen Journalisten und Schriftstellers Benjamin von Stuckrad-Barre (48), auf das in seiner Heimat alle in heller Aufregung warteten. Am Mittwoch ist der neue Roman endlich erschienen, nachdem der Verlag mit Argusaugen darauf geachtet hatte, dass niemand vorzeitig darüber berichten konnte.
Und nun ziehen sich alle den neuen Stoff rein, der wie ein Aufputschmittel wirkt: Ist der Ich-Erzähler Stuckrad-Barre selber? Ist der Boss der TV-Station der frühere «Bild»-Chefredaktor Julian Reichelt (42)? Und der als «Freund» beschriebene Besitzer des Senders der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner (60)?
«Fast alle waren nackt»
Fest steht, dass der schillernde und schrille von Stuckrad-Barre von 2008 bis 2018 für die Zeitungen des Springer-Verlags schrieb und dass er in dieser Zeit eine enge Beziehung zu Döpfner pflegte. Diese Männerfreundschaft zerbrach spätestens in der Folge der Corona-Pandemie und des mutmasslichen Machtmissbrauchs von Reichelt auf seiner Redaktion.
Ist «Noch wach?» die Rache des Schriftstellers? Von Stuckrad-Barre wehrt sich bei jeder Gelegenheit, die Fiktion als Faktenbeschrieb zu sehen, den Roman als Schlüsselroman zu bezeichnen. «Dieser Roman ist in Teilen inspiriert von verschiedenen realen Ereignissen, er ist eine hiervon losgelöste und unabhängige fiktionale Geschichte», steht im Vorspann.
«Fast alle waren nackt», beginnt das Kapitel «City of Star». «Und es war ja eh schon dunkel.» Der Ich-Erzähler ist an einer Poolparty in Hollywood, an der auch eine Schauspielerin namens Rose anwesend ist. Und alle anderen sagen über sie: «Rose ist irgendwie ein bisschen ANSTRENGEND geworden.»
Hautnah beim Weinstein-Skandal dabei
Rose ist ziemlich unverschlüsselt die Schauspielerin Rose McGowan (49), die 2017 mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung an Film-Produzent Harvey Weinstein (71) die MeToo-Debatte auslöste. Von Stuckrad-Barre war damals für die Springer-Medien in Los Angeles und erlebte den Skandal-Beginn hautnah mit.
Dass die Wogen in die «Bild»-Redaktion schwappen, konnte der Bret Easton Ellis (59) der deutschen Literatur nicht ahnen. Der Ich-Erzähler im Roman landet am Schluss auf einer «FEINDESLISTE (…), die mein Ex-Freund und der Chefredakteur (…) erstellt hatten». Und der Ex-Freund verbreitet die Nachricht, der Ich-Erzähler habe einen «ERSCHÜTTERNDEN DROGENRÜCKFALL». Genauso schreiend in Grossbuchstaben geschrieben.
Fest steht: Dieser Roman wird Deutschland noch manche Nacht wach halten. Und Benjamin von Stuckrad-Barre wird wie ein Popstar auf Tour durchs Land gehen.
«Noch wach?», Kiepenheuer & Witsch
«Noch wach?», Kiepenheuer & Witsch