Es gibt Dinge, für die geniessen wir Schweizer einen hervorragenden Weltruf: Uhren, Schokolade und Käse. Wenn es um Mode geht, sind wir eher bescheiden. Einer, der das heimische Modeschaffen ins Rampenlicht rückt, ist Yannick Aellen (48) mit der Mode Suisse.
Seit der Gründung 2011 hat Aellen die Plattform für Schweizer Modetalente zu einem reichhaltigen Event entwickelt, der diesen Montag erneut im Kunsthaus-Neubau stattfindet. «Ein wunderbarer Austragungsort, der Publikum weit über die Branche hinaus anzieht», so Aellen. Zuvor ging die Mode Suisse unter anderem im Landesmuseum, im Migros Museum und im Museum für Gestaltung über die Bühne. Orte der Kunst für ein kreatives Kunsthandwerk. An drei völlig verschiedenen Shows mit je sechs bis sieben Défilés präsentieren Modeschul-Absolventinnen aus Basel und Genf, Newcomer sowie etablierte Modemacher ihre Kollektionen. Zudem wird jede Show von einem Musiker live begleitet, darunter auch der britische Superstar Patrick Wolf (41).
Newcomer neben Etabliertem
So zeigt sich das bekannte Zürcher Haus enSoie nach ein paar Jahren Laufsteg-Pause wieder an der Mode Suisse & Friends. «Was uns sehr freut, sie feiern dieses Jahr ihr 130. Jubiläum. Derartige Langlebigkeit ist in der Branche, für unabhängige Labels, auch wenn im Familienbetrieb, bravourös», so Aellen. Zu den heiss erwarteten Newcomern gehören Samantha Graber (30) und Reto Emmenegger (29). Nach ihrem Masterstudium in Modedesign haben die beiden ihr Label Emmber gelauncht. Bereits als Bub hat Emmenegger Kleider entworfen, inzwischen werden die Designs von Stars wie Doja Cat und Paris Hilton getragen.
Was bereits letztes Jahr für positives Aufsehen sorgte, wird dieses Jahr fortgeführt: die Adapt-Kollektion der Schweizer Paraplegiker-Stiftung für Menschen mit Querschnittlähmung. Denn für Rollstuhlfahrer ist Kleidung ab Stange oft unpraktisch. «Sie wird dieses Jahr vom Kollektiv um Victor Prieux aus Genf designt», so Aellen. «Sie steht für die Wichtigkeit und Tiefe modischer Themen.» Ein Projekt, das zeigt, wie wichtig es Aellen ist, über den schönen Schein der Oberfläche im schnelllebigen Modezirkus hinauszukommen.
Förderung neuer Talente
«Unsere Plattform ist stark in der Entdeckung und Förderung neuer Talente. Eine soziale und nachhaltige Haltung sind uns selbstverständlich.» Aber wie bringt man die Leute dazu, statt auf günstige Fast Fashion auf heimische Mode zu setzen? «Es ist doch viel spannender, etwas zu tragen, das nicht alle haben und zu dem ich eine Geschichte erzählen kann. Wer etwas für die Umwelt und gegen die Ausbeutung von billigen Arbeitskräften tun will, kauft lieber bloss ein paar Stücke im Jahr, dafür ausgewählt von lokalen Brands», so Aellen.
Allerdings fallen die Designs oft extravagant aus und scheinen nicht immer für den Alltag geeignet. Dazu der Mode-Kurator: «Der Laufsteg muss und darf etwas lauter sein. Es ist oft etwas überzeichnet, überspitzt und soll eine Botschaft rüberbringen. Es ist das Theatralische, bevor die Sachen im Laden hängen.» Insbesondere die Abschlusskollektionen sind modische Würfe von Designstudentinnen und -studenten, die nicht für die Stange konzipiert werden.
Neue Wege an die Spitze
Wer Lust auf Schweizer Mode bekommt, kann auch direkt vor Ort shoppen, so in den Showrooms. Zahlbares findet man laut Aellen bei den Labels Nina Yuun, aporeei, Abri und auch Adam Brody. Was aber braucht es, damit man es mit Mode an die internationale Spitze bringt so wie das St. Galler Label Akris? «Nebst Talent und Netzwerken, Visionen und viel Durchhaltewillen braucht es, seien wir ehrlich, auch Geld, Strukturen und Businesspläne», sagt Aellen. Spannend seien aber auch neue Wege, so wie der von Yannik Zamboni (37), der mit seinem Label maison blanche grosse Erfolge feiert, sich über Crowdfunding finanziert und dieses Jahr mit dem «Miele x Mode Suisse Award for Positive Impact» ausgezeichnet wird. So wie Roland Rahal (50) letztes Jahr. «Er hat sich mit Mourjjan auf eine Couture-Klientel ausgerichtet», so Aellen.
Mode Suisse, Kunsthaus Zürich, Chipperfield-Bau, Montag, 2. September, ab 17 Uhr
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