Globalisierte Spiritualität
Die Magie der dunklen Maria

Sie zieht längst nicht nur Katholiken an: Die Muttergottes aus Einsiedeln SZ fasziniert Gläubige weit über geografische und religiöse Grenzen hinaus.
Publiziert: 18.12.2023 um 10:27 Uhr
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Ein Besuch bei der Schwarzen Madonna im Kloster Einsiedeln.
Foto: Thomas Meier

Sie trägt Gewänder von Hindus, Muslimen und Christen: Allein ihre Kleidung zeigt, dass man die Schwarze Madonna nicht auf die Schweiz oder auf das Katholische beschränken kann: «Sie steht für eine globale Spiritualität», sagt Pater Philipp. 

Die Marienverehrung ist laut ihm über die vergangenen 30 bis 40 Jahre wesentlich internationaler geworden: «Das hat damit zu tun, dass andere Kulturen eine Form der Frömmigkeit mitbringen, die bei uns nicht mehr gleich praktiziert wird.» Regelmässig kommen daher Pilgergruppen aus Sri Lanka, Indien, Vietnam oder von den Philippinen nach Einsiedeln SZ. Genauso wie aus den umliegenden Ländern und aus Ost-Europa oder auch den USA. 

Laut dem Religionswissenschaftler Christoph Uehlinger (65) begünstigt die Schwärze der Madonna, die in ihrem Typus weit über Europa hinaus verbreitet ist, womöglich auch die Bindung von Migrantinnen und Migranten: «Sei es, weil sie an eigene Schwarze Madonnen erinnert, wie es sie etwa in Polen gibt, oder weil man sich der Madonna aufgrund der eigenen Hautfarbe näher und gleichsam verwandt wähnt.»

Begegnung mit dem Göttlichen

Die Wallfahrt aus allen Ländern und Kulturkreisen der Welt prägt die Mönchsgemeinschaft in Einsiedeln seit vielen Jahrhunderten. «Die Offenheit für die Menschen, die das Kloster als Wallfahrtsort aufsuchen, zeichnet uns Mönche besonders aus», sagt Pater Philipp. Es macht das Kloster Einsiedeln nicht nur zu einem Baudenkmal und als Ort der Bildung, Musik und Kunst zum hohen Kulturgut, sondern es ist auch ein lebendiger Ort des Glaubens, der von 40 Mönchen bewohnt wird: «Wir versuchen, einen Ort zu gestalten, an dem die Begegnung von Menschen mit dem Transzendenten und Göttlichen stattfinden kann. Jetzt und in Zukunft.» 

Und wie erklärt der Pater die Faszination der Madonna? «Sie ist primär ein christliches, vielmehr katholisches Kultobjekt. Aber durch die schwarze Hautfarbe ist sie nicht auf einen europäischen Kulturkreis beschränkt, sondern hat etwas Universales. Die Statue stellt eine Mutter und ihr Kind dar, zeigt folglich eine Beziehung, die uns allen vertraut und wichtig ist.» In der katholischen Glaubenspraxis nimmt sie einen Ehrenplatz ein, besonders in einer Zeit, in der so intensiv über die Rolle der Frau in der Kirche diskutiert werde: «Marienwallfahrtsorte wie Einsiedeln zeigen, dass die Frau eine eminent wichtige Rolle innehat.»

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