Geschüttelt und geschwenkt – das Beste der Naturfotografie
«Man muss nicht weit reisen – spannende Motive gibt es überall»

Die 100 besten Naturbilder aus dem Fotowettbewerb Wildlife Photographer of the Year 2024 sind jetzt im Naturhistorischen Museum in Basel zu sehen. Jiri Hrebicek, ein Basel wohnhafter Hobbyfotograf, hat die Kategorie Form und Komposition gewonnen.
Publiziert: 09.11.2024 um 01:40 Uhr
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Dank seines malerischen Stils gewann Jiri Hrebicek (46) in der Kategorie Form und Komposition.
Foto: Jiri Hrebicek / Wildlife Photographer of the Year

Auf einen Blick

  • Jiri Hrebicek gewinnt Wildlife Photographer of the Year in der Kategorie Form und Komposition
  • Hrebicek fotografierte eine Krähe im Park im Grünen in Münchenstein BL
  • 60’000 Bilder aus 117 Ländern wurden eingereicht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Dennis BaumannRedaktor Gesellschaft

Sie gilt als wichtigster Preis unter Naturfotografen: die Auszeichnung Wildlife Photographer of the Year. Der in Basel lebende Hobbyfotograf Jiri Hrebicek (46) träumte schon lange davon, mit einer Wettbewerbseingabe unter die 100 besten Bilder zu kommen. Nun hat sein Bild sogar die Kategorie Form und Komposition gewonnen.

«Es ist eine grosse Ehre für mich, diesen Preis zu erhalten und mein Bild hier ausstellen zu dürfen», sagt Jiri Hrebicek beim Treffen im Naturhistorischen Museum Basel. Seine Gewinnchancen schätzte er als gering ein. Denn aus den acht Bildern, die er im Vorjahr eingereicht hatte, nahm die Jury des Wettbewerbs vom Natural History Museum in London keines in die engere Auswahl. 

Die Vielfalt der Natur zeigen

Der Konkurrenzdruck um die Verleihung des Wildlife Photographer of the Year ist gross. Knapp 60’000 Bilder aus 117 Ländern wurden für den diesjährigen Wettbewerb eingereicht. Die Motive reichen von exotischen Tieren im Dschungel über spektakuläre Naturlandschaften bis hin zur Nahaufnahme von Insekten im nächstgelegenen Wald. 

Im Mittelpunkt stehen die Schönheit und Vielfalt der Natur. «Wir wollen nicht nur die Fotografinnen und Fotografen ehren, sondern auch zeigen, wie schön und schützenswert die Natur um uns herum ist», sagt Anna Pevzner, Kuratorin für Sonderausstellungen am Naturhistorischen Museum.

Die Teilnehmenden messen sich in 13 Kategorien. In den beiden Hauptkategorien der Grand Title Winners gewann der kanadische Fotograf Shane Gross mit seinem Bild eines Kaulquappenschwarms im Cedar Lake auf Vancouver Island. Der Preis für den besten Nachwuchsfotografen unter 18 Jahren ging an Alexis Tinker-Tsavalas aus Deutschland für die Nahaufnahme eines Käfers, eines Springschwanzes.

Die Jury berücksichtigte mehrere Bewertungskriterien, darunter Originalität, Kunstfertigkeit, Komposition und die Hintergrundgeschichte des Bilds. Denn jeder Wettbewerbsteilnehmer musste auch angeben, wie das Bild entstanden ist. 

Wenn Monet Fotograf wäre

Es war ein kalter und ruhiger Winterabend im Januar 2022, als Jiri Hrebicek fünf Minuten entfernt von seiner Wohnung im Park im Grünen, auch bekannt als «Grün 80», in Münchenstein BL auf einem Spaziergang den Krähen lauschte. Ausgerüstet mit seiner Kamera beobachtete er, wie eine der Krähen auf einem Ast landete. Das war seine Chance: Er richtete seine Linse Richtung Baum, drückte den Auslöser, schwenkte währenddessen seine Kamera leicht und schüttelte sie. Das Ergebnis: ein Motiv wie aus einem Gemälde.

Knapp vier Monate brauchte er, um diesen Moment einzufangen. «Ich war mit den Motiven nicht zufrieden und bin deshalb immer wieder hierher zurückgekehrt», erzählt Hrebicek. Das Gedicht «Der Rabe» von Edgar Allan Poe (1809–1849) habe ihn inspiriert, die mystische Stimmung der Krähen einzufangen.

Fast wäre das Bild nie entstanden. Denn eigentlich fotografiert er vor allem in den Ferien und hat im Alltag kaum Zeit dafür. «Vor zwei Jahren war ich längere Zeit krankgeschrieben und hatte dadurch mehr Zeit zum Fotografieren. So konnte ich fast jeden Abend die Grün 80 besuchen», erzählt Hrebicek.

«Spannende Motive gibt es überall»

Jiri Hrebicek stammt aus Tschechien und kam aufgrund eines Jobangebots in die Schweiz. Inzwischen wieder berufstätig, bleibt die Fotografie für ihn ein Hobby, das er aber mit hohem Anspruch pflegt. Er nimmt regelmässig an Fotowettbewerben teil und hat schon einige gewonnen. «Für mich ist es der beste Weg, Feedback auf meine Bilder zu bekommen», erklärt er. 

Für seinen Stil mit den bewusst unscharfen Motiven erhielt er vor allem aus dem Freundeskreis Kritik. Oft wird von Naturfotografie erwartet, dass die Bilder gestochen scharf sind, doch Hrebicek verfolgt seinen eigenen Ansatz: «Ich möchte die Atmosphäre so einfangen, wie ich sie wahrnehme. Dank dieser Technik kann ich mehr zeigen, als man von blossem Auge sehen kann.»

Die Fotografie ist Hrebiceks Art, sich auszudrücken. Mit seinen Bildern will er zeigen, dass interessante Bilder selbst vor der eigenen Haustür entstehen können: «Man muss nicht weit reisen. Spannende Motive gibt es überall.»

Naturhistorisches Museum Basel, Sonderausstellung «Wildlife Photographer of the Year», 8. November 2024 bis 29. Juni 2025

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