Er hat aus Marco Odermatt (26) ein geschmeidiges Kraftpaket gemacht: Kurt Kothbauer (56) war bis vor kurzem der Konditions-Erfolgstrainer des Skistars, sieben Jahre lang hat der Österreicher Odermatt auf Top-Niveau gebracht. Dabei schwört Kothbauer auf die Feldenkrais-Methode. «Durch eine Verbesserung der Bewegungsqualität bringt Marco eine höhere Leistung mit weniger Anstrengung.»
Bei der Methode geht es primär nicht um Sport, sondern um mehr Bewusstheit bei jeglichem Handeln. «Wenn du weisst, was du tust, kannst du tun, was du willst», zitiert Kothbauer den Feldenkrais-Begründer. Das gilt für einen Spitzensportler genauso wie für einen Sportmuffel. Kothbauer: «Man kann damit nicht nur Trainingsübungen verbessern. Es geht darum, dass man besser und variantenreicher liegt, sitzt, geht, tanzt oder eben Ski fährt.» Fürs Skifahren bedeutet das, dass man sich auf bei allen Schneebedingungen genauso sicher fühlt. «Man bekommt durch die FK-Methode eine grössere Bandbreite, sowohl körperlich als auch als Mensch», so Kothbauer. «Sich selbst in all seinen Nuancen als Rennläufer bewusster einschätzen zu können, hilft auch in einer Situation wie bei Olympischen Spielen, wo Millionen Menschen zuschauen.»
Mehr Spielraum in jeder Lebenssituation
Aber warum kommts dann auch aufs Liegen an? Schliesslich kann das jeder, meint man. «Ein Spitzenathlet wie Odermatt schläft in einem Jahr 220 Nächte in Hotels und jedes Bett ist anders», so Kothbauer. «Eines ist hart, das andere weich. Ein Zimmer ist beheizt, das andere kühl. Darum ist eine gewisse Bandbreite wichtig, damit er sich in jeder Lage optimal erholen kann.» Das gilt nicht nur im Spitzensport, sondern auch für jeden Normalo daheim. «Wer zum Beispiel wegen Schnarchen oder Schmerzen nur noch in einer bestimmten Lage liegt, ist in seiner Nachtruhe eingeschränkt», so Kothbauer. Feldenkrais sei ein Tool, das in jeder Lebenssituation mehr Spielraum gibt. Sei es beim Singen, weil sich die Atemräume öffnen. Beim Sitzen am Computer oder beim Gehen, weil es die Aufrichtung verbessert.
Populär wurde die Methode von Moshé Feldenkrais (1904–1984), die er auch als «Muskulatur der Seele» bezeichnete, in den 1950er-Jahren. Der israelische Physiker und Ingenieur arbeitete als Nukleartechniker in Frankreich und begeisterte sich für den Kampfsport Judo. Er erlangte als einer der ersten Europäer 1936 den «Schwarzen Gürtel». Während des Zweiten Weltkriegs lebte er in Schottland im Exil. Wegen einer alten Knieverletzung beschäftigte er sich intensiv mit funktionaler Anatomie und erkannte, wie stark Bewegungsmuster und Denkweisen miteinander verbunden sind. Daraus entwickelte er seine Methode für körperliches und geistiges Lernen, die bis heute aktuell ist.
Populär wurde die Methode von Moshé Feldenkrais (1904–1984), die er auch als «Muskulatur der Seele» bezeichnete, in den 1950er-Jahren. Der israelische Physiker und Ingenieur arbeitete als Nukleartechniker in Frankreich und begeisterte sich für den Kampfsport Judo. Er erlangte als einer der ersten Europäer 1936 den «Schwarzen Gürtel». Während des Zweiten Weltkriegs lebte er in Schottland im Exil. Wegen einer alten Knieverletzung beschäftigte er sich intensiv mit funktionaler Anatomie und erkannte, wie stark Bewegungsmuster und Denkweisen miteinander verbunden sind. Daraus entwickelte er seine Methode für körperliches und geistiges Lernen, die bis heute aktuell ist.
Der Kugelstosser und Diskuswerfer Kothbauer war in den 90er-Jahren Trainer beim ÖSV hat dort Ski-Star Hermann Maier (51) gestählt. Als Leichtathlet litt Kothbauer selber an Knie- und Rückenschmerzen, bis er bei einer Sommerakademie die Feldenkrais-Methode entdeckte. «Ich bin als anderer Mensch zurückgekommen. Ohne Schmerzen! Ich habe mich gefühlt wie frisch verliebt.» Er absolvierte die vierjährige Ausbildung und trainiert heute Leistungssportler mit der Methode. Aber wie funktioniert Feldenkrais?
Für Spitzensportler und Senioren
«Es ist eine Art Koordinationstraining, um unser Körperbewusstsein zu verbessern», sagt Bettina Häberlin (52). Die Feldenkrais-Therapeutin kommt aus der Physiotherapie und bietet die Methode in ihrer Praxis im Thurgau seit 12 Jahren an und ist Vorsteherin des Schweizerischen Feldenkrais Verbandes SFV. «Es sind sanfte und langsame Bewegungssequenzen», so Häberlin. Man führt diese im Liegen, Sitzen, Stehen oder Gehen aus, entweder in Einzelsitzungen oder in Gruppen. Ein Beispiel für eine Übung ist das langsame Kippen des Beckens: «Man beobachtet dabei den Bewegungsablauf im ganzen Körper, von den Füssen bis zu den Schultern, Armen bis zum Kopf und den Augen hoch», so Häberlin. «Durch die Wahrnehmung kann man gesündere Abläufe trainieren.»
Das Schöne an der Methode: Auch noch mit 80 Jahren kann man sie anwenden. Denn dank der Neuroplastizität lernt man bis ins hohe Alter Neues. Genau so, wie man als Kleinkind gelernt hat zu gehen oder im Erwachsenenalter das Klavierspielen. Allerdings funktioniert das auch in die andere Richtung. «Jeder von uns hat seine Bewegungsmuster. Manche davon tun uns nicht gut. Das führt zu Fehlbelastungen und schliesslich zu Schmerzen», sagt Häberlin. Für viele der Grund, mit Feldenkrais anzufangen. Der Schweizer Verband feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen und lädt mit kostenlosen Veranstaltungen dazu ein, die Methode für ein harmonisches Körpergefühl auszuprobieren.
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