Er spielt in Bellinzona – «bin richtig aufgeregt»
Iskander Matesic (11) hat die Volksmusik im Blut

Harfen-Talent Iskander Matesic (11) tritt am Eidgenössischen Volksmusikfestival in Bellinzona auf, das heute Abend beginnt. Wie oft er übt, was seine Freunde dazu sagen und wie er zur Harfe gekommen ist.
Publiziert: 21.09.2023 um 00:08 Uhr
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Harfen-Talent Iskander Matesic (11) tritt am Eidgenössischen Volksmusikfestival mit Tessiner Liedermacher und Grossvater Marco Zappa auf.
Foto: Linda Käsbohrer
Lea Ernst und Natasa Mitrovic

Draussen im Nebel prasseln dicke Tropfen in den Rhein, drinnen prasseln verträumte Harfenklänge durch die Wohnung. Iskander Matesic (11) sitzt in Kaiserstuhl AG am riesigen Instrument aus Holz. Hinter ihm ragen die Bücherregale, Gemälde und Steinbüsten bis zur Decke, durch das Fenster geht der Blick direkt auf die Burg Rotwasserstelz. 

Blitzschnell greifen Iskanders Finger über die Saiten. Seit über fünf Jahren spielt er Harfe. Dass er am Donnerstagabend am Eidgenössischen Volksmusikfest in Bellinzona TI auf der Bühne stehen wird, bedeutet ihm viel: «Das ist ein wirklich wichtiges Konzert für mich.» Seine Augen leuchten. «Ich bin schon richtig aufgeregt und so gespannt, wie viele Leute kommen.»

Eine musikalische Familie

Iskander stammt aus einer Musikerfamilie. In Bellinzona wird er zusammen mit seiner Mutter und seinem Grossvater auftreten: Violinistin Daria Zappa (47) und Tessiner Liedermacher Marco Zappa (74), der bereits mehr als 30 Alben produziert hat. Iskanders Vater ist der Komponist und Dirigent Massimiliano Matesic (53). Er erinnert sich an ein Familienfest im 2019: «Mama spielte Geige, Papa Klavier, mein Onkel Cello und ich habe gesungen.» 

Iskander kennt die Tessiner Volkslieder, seit er klein ist. Er ist im Tessin geboren, hat schon früh Musik gemacht. Bisher war die Tessiner Volksmusik untervertreten an den Eidgenössischen Volksmusikfestivals. Deshalb steht sie dieses Jahr im Fokus: 60 der 250 Musikformationen kommen aus dem Tessin. 

In Bellinzona wird Iskander einen Mix aus Tessiner Volksliedern und anderen Stücken seines Grossvaters auf der Harfe begleiten. Als er noch ganz klein war, spielte er die Lieder seines Grossvaters auf dem Schlagzeug nach. «Das bestand aus Schüsseln und Töpfen aus der Küche», sagt Iskander und lacht. 

Seine Mutter riet ihm, mit der Geige anzufangen. «Aber das gefiel mir nicht richtig», sagt Iskander. Stattdessen faszinierte ihn die Harfe, er kannte sie aus dem Disney-Film «Fantasia». «Als ich sie das erste Mal spielte, fühlte es sich total richtig an – es macht einfach so viel Spass.» Seither übt er viel: vor Auftritten täglich, ansonsten etwas weniger. 

Konzerte in Albanien

Fragt man Iskander nach seiner Lieblingsmusik, kann er sich fast nicht entscheiden. «Mir gefällt so viel», sagt er mit klarer Stimme. Es überrascht nicht, dass er seit zwei Jahren bei den Zürcher Sängerknaben singt. Für seine Freundinnen und Freunde sei es vollkommen normal, dass er Harfe spiele und hin und wieder Konzerte gebe. «Manchmal kommen sie auch zu meinen Auftritten.» 

Diesen Sommer war Iskander drei Wochen in Albanien. «Wir haben meinen Geburtstag gefeiert und sind ans Meer gefahren.» Mit seiner Mutter und seinem Grossvater hat er Lieder eingeübt und sie daraufhin in Restaurants gespielt. Er sagt: «Ich war ziemlich aufgeregt – diese kleinen Konzerte waren sozusagen unsere Hauptprobe für Bellinzona.»

Einen einzigen Nachteil hat Iskanders Lieblingsinstrument: Es ist gross und sperrig. Nach Bellinzona wird er deshalb seine blaue Reiseharfe mitnehmen. «Die ist kleiner und mobiler.» Ob er noch ein paar Tage im Tessin bleiben und andere Konzerte hören wird? Wahrscheinlich nicht: «Ich muss am nächsten Tag wieder in die Schule!» 

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