Einstieg ist beim Tinguely-Museum, zusammen mit gefühlt hundert andern Schwimmern will ich es auch einmal erleben: In den Rhein steigen und mich 20 Minuten lang gemütlich im Fluss mitten durch Basel treiben lassen. Aber was so beschaulich losgeht, verwandelt sich nach wenigen Metern in Action: Zwei Speedboote rasen auf uns zu, auf der Brücke steht ein Rettungswagen bereit. Was genau los ist, bekomme ich nicht mehr mit – der Fluss hat mich bereits weitergezogen.
Flussschwimmen – mit der Rettung auf dem Rhein
Im Sommer wagen sich Hunderte, manchmal Tausende zum Schwimmen in eine der meistbefahrenen Wasserstrassen Europas: «Dann herrscht eigentlich immer Ausnahmezustand», erklärt mir Polizeisprecher Stefan Schmitt einige Tage später. «Zum Ernstfall kommt es aber zum Glück nicht so oft, pro Saison gibt es zwischen zehn und dreissig Einsätze.» Prävention ist den Behörden beim Badespass wichtig, Blick kann darum bei einem Übungseinsatz mit der Berufsfeuerwehr Basel dabei sein.
Gefahr Wickelfisch
Ausgangsort ist das Feuerlöschboot Christophorus. Dort nimmt uns Schiffsführer Urban Grossholz (61) mit freundlichem Händedruck in Empfang. Seit vierzig Jahren ist er auf dem Rhein in der Schifffahrt unterwegs, davon zeugen die Tattoos mit Anker auf seinen kräftigen Unterarmen. Heute ist er einer von acht Schiffsführern bei der Berufsfeuerwehr Basel und Ausbildner. Was ich bei meinem ersten Rheinschwumm zufällig beobachtet habe, sei ein typischer Unfall. «Eine Schwimmerin hat sich in der Boje mit ihrem Wickelfisch verfangen», erklärt Grossholz. Das könne passieren, wenn es den Schwimmsack auf der anderen Seite der Boje durchziehe: «Darum ist oberstes Gebot, den Sack nie um den Körper oder das Handgelenk zu binden.»
Der Unfall wird für die Übung nachgestellt. Eine Rettungspuppe namens «Ruth Lee» hängt bereits an der Boje fest, als wir mit dem Speedboot losfahren. Bei einem echten Notfall müsste es schneller gehen. Eine Minute braucht es beim Alarm, bis neun ausgerüstete Feuerwehrleute im Transporter sitzen, eine Minute dauert die Fahrt zum Rhein, und noch eine Minute später sind alle verfügbaren Schiffe auf dem Fluss. «Die Strömung zieht einen derart stark unter Wasser, da kommt auch der sportlichste Schwimmer nicht mehr aus eigener Kraft hoch», erklärt Grossholz: «Jede Sekunde zählt.»
Bergung per Boot
Für die Bergung wird vorne am Boot die Klappe geöffnet, von dort wird als Erstes die Person gesichert, sodass der Kopf über der Wasseroberfläche bleibt. Gleichzeitig wird das Boot an der Boje festgebunden und der Motor abgestellt – eine zusätzliche Sicherheitsmassnahme. «Denn in dem Moment, in dem wir die Leine zum Schwimmsack durchschneiden, könnte die Person auch abrutschen und unters Boot und in die Schiffsschraube gelangen», erklärt Grossholz. Dann heben zwei Feuerwehrleute Ruth Lee mit dem Spineboard aufs Boot. Selber steigen die Retter nicht mit ins Wasser: «Es würde sie nur selber mit runterziehen.»
Darum sei es heikel, bei einem Unfall selber einzugreifen. «Dafür muss man mindestens ausgebildeter Rettungsschwimmer sein, damit man sich nicht selber in Gefahr bringt», erklärt der Sprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt. Beim Unfall, den ich kurz beobachtet habe, war es tatsächlich ein Schwimmer, der am schnellsten zur Stelle war. Schmitt: «Er hat die Boje runtergedrückt und so das Seil gelöst.» Das solle man aber nicht nachmachen, wenn man nicht sicher sei, dass man dazu in der Lage sei.«Besser ist es, sofort Alarm zu schlagen. Die Rettung ist in kürzester Zeit vor Ort und kann professionell helfen.»