Trickfilm: Tex Avery, «Die Hasenfalle» (1940)
«What's up, Doc?» – Was geht ab? Diese freche Frage stellt der berühmteste Trickfilmhase jeweils nonchalant seinen Widersachern und knabbert keck an einer Karotte. Der Mümmelmann (oder sollte man ihn eher Lümmelmann nennen?) zieht allen die Ohren lang: Neben Bugs Bunny sieht Daffy Duck doof und Hasenjäger Elmer J. Fudd frustriert aus. Zeichentrickfilmer Tex Avery (1908–1980) präsentierte den Rammler erstmals 1940 in «Die Hasenfalle» so, wie wir ihn kennen, ein Jahr später bekam der funny Bunny seinen Namen.
Bringts als Osterhase: OO
Literatur: Märzhase aus Lewis Carroll, «Alice im Wunderland» (1865)
«Vor dem Haus unter einem Baum stand ein Tisch, und der Märzhase und der Hutmacher sassen daran und tranken Tee.» Alice gesellt sich dazu, doch die Gespräche geben keinen Sinn, der Märzhase wirft mit Dingen um sich und stopft mit dem Hutmacher eine Haselmaus in die Teekanne. «Mad as a March hare», verrückt wie ein Märzhase, ist eine englische Redewendung, die auf das Gebaren der Hasen während der Paarungszeit im März zurückgeht. Entsprechend beschrieb der Engländer Lewis Carroll (1832–1898) seine Figur.
Bringts als Osterhase: Ο
Kunst: Albrecht Dürer, «Feldhase» (1502)
Der berühmteste Feldhase harrt seit über 500 Jahren auf einem annähernd A4-grossen Blatt Papier: das Aquarell des deutschen Malers Albrecht Dürer (1471–1528). Es ist das prominenteste Objekt der Albertina in Wien, die eine der bedeutendsten grafischen Sammlungen der Welt beherbergt. Doch scheu wie der Osterhase meidet das Kunstwerk die Öffentlichkeit: Das Original ist nach Absprache mit dem österreichischen Denkmalamt nur zweimal alle fünf Jahre in einer kurzen Ausstellung zu sehen.
Bringts als Osterhase: ΟΟΟΟΟ
Musik: Stiller Has, «Stiller Has» (1989)
Es braucht Mut, wenn eine Band namens Stiller Has einen Sänger namens Anaconda hat. Aber vielleicht fiel der Hase nie der Schlange zum Opfer, weil er still hielt. Ausgerechnet besagter Sänger – mit bürgerlichem Namen Andreas Flückiger (1955–2022) – war es, der der Schweizer Mundartband mit einem Gedicht zum Namen verhalf: «Wenn Oster dann ins Inland rumpelt / Stiller Has, heiliger Has / Zu Sankt Eiermampf / Ein Stinkschink / Schmuchtelt / Und Krenn / Viel Krennwurz / Stilles Hasi! / Heiliges Hasi!»
Bringts als Osterhase: ΟΟΟ
Mythologie: Khoikhoi, «Ursprung des Todes»
Auferstehung nach dem Tod: Diese Geschichte ist nicht nur im Christentum verwurzelt, sondern auch in einer Fabel der südwestafrikanischen Völkerfamilie der Khoikhoi. Der zufolge schickte der Mond den Hasen mit einer Botschaft auf die Erde: Wie der Mond ab- und zunehme, so sterbe jeder Mensch und werde wieder lebendig. Doch der Hase erzählte es andersrum. Der Mond wollte aus Rache dem Tier mit einem Beil den Schädel einschlagen, spaltete aber nur die Lippe – der Ursprung der Hasenscharte.
Bringts als Osterhase: ΟΟΟΟ
Theater: Coline Serreau, «Hase Hase» (1986)
Die Titelfigur in der Komödie der französischen Filmemacherin und Schriftstellerin Coline Serreau (76, «Drei Männer und ein Baby») ist ein Ausserirdischer: Hase Hase ist auf Erdmission, um zu schauen, ob die Menschheit noch zu retten ist. Er landet bei einer Arbeiterfamilie in einem kleinen Loch. Hase Hase fliegt bald von der Schule, der Vater verliert den Job. Sie küssen und schlagen sich, halten aber zusammen wie Pech und Schwefel und verlieren nie den Witz und Lebensmut – eine richtige Familie an Ostern.
Bringts als Osterhase: ΟΟ
Kunst: Joseph Beuys, «Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt» (1965)
Diese Ausstellung markiert den Beginn der Künstlerkarriere des Deutschen Joseph Beuys (1921–1986): In einer kleinen Galerie in Düsseldorf (D) erklärt Beuys während Stunden einem toten Hasen in seinen Armen 38 Zeichnungen und Objekte. Das spektakulärste Objekt ist aber der Künstler selber, der seinen Kopf mit Honig und Blattgold beschichtet hat – alles beobachtet vom Vernissagepublikum durch die Fenster. «Für mich ist der Hase das Symbol für die Inkarnation», sagt Beuys später über seine berühmte Aktion.
Bringts als Osterhase: Ο
Literatur: Irene Dische & Hans Magnus Enzensberger, «Esterhazy» (1993)
Irene Dische (72) und Hans Magnus Enzensberger (1929–2022) machen auf der ersten Seite klar, wie der Name des ungarischen Adelsgeschlechts auszusprechen ist: «ESSTER-HAASIE!» Es ist denn auch eine edle Hasengeschichte für Kinder: Als der Enkel in den Papierkorb fällt und allein nicht mehr herauskommt, weil die Esterhazy von Generation zu Generation immer kleiner werden, beschliesst Fürst Esterhazy, den jüngsten Hasen in die Welt zu schicken – auf dass er eine lange Häsin finde. Das Abenteuer beginnt.
Bringts als Osterhase: ΟΟΟΟΟ
Film: Will Gluck, «Peter Hase» (2018)
Flopsi, Mopsi und Wuschelpuschel heissen die drei Schwestern von Peter Hase. Gemeinsam mit Cousin Benjamin sind sie eine Diebesbande, die im Garten von Mister McGregor regelmässig Gemüse stiehlt. Als er stirbt, erbt sein Neffe Thomas aus London das Land und nimmt es mit den Hasen auf. Doch dann verliebt sich Thomas in die tierliebende Nachbarin Bea. Verändert das seine Einstellung zu den Hasen? Das Werk von US-Regisseur Will Gluck (45) schaffte es in die Top 10 der erfolgreichsten Filme 2018.
Bringts als Osterhase: ΟΟΟΟ
Musik: Werner Heider, «Fünf Hasen-Tänze für Bläser-Quartett» (2013)
Dem Osterhasen den Marsch blasen – wer das schon immer mal machen wollte, der kann es nach Noten tun: Der deutsche Pianist und Dirigent Werner Heider (94) komponierte 2013 im Auftrag des deutschen Historikers und Kurators Jürgen Sandweg (1942–2017) fünf Hasen-Tänze für Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott. 2015 kam die klassische Komposition in Sandwegs Kunstmuseum Erlangen zur Uraufführung. Und Heider hat durchaus einen österlichen Anspruch, wenn er sagt: «Eigentlich komponiere ich für die Ewigkeit!»
Bringts als Osterhase: ΟΟΟ