Adventsfenster – ein junger Schweizer Brauch
Die Aargauer habens erfunden

Es ist wie ein begehbarer Adventskalender: In einem Quartier laden die Bewohner mit einem hell erleuchteten Fenster die Nachbarn ein.
Publiziert: 04.12.2023 um 10:03 Uhr
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Adventsfenster im Quartier: Eine Schweizer Erfindung.
Foto: Zvg

Statt ein Türchen jeden Abend ein Fenster. Der begehbare Adventskalender bringt die Menschen zusammen: In einem Dorf oder Quartier schmücken 24 Anwohner eines ihrer Fenster. Start ist am 1. Dezember und jeden Abend wird ein weiteres Fenster im Quartier erleuchtet. So können die Adventsfenster abends auf einem Spaziergang entdeckt werden und bleiben meist bis am Dreikönigstag am 6. Januar offen.

Es ist eine lokale Tradition, die vor allem in den Nordwestschweizer Kantonen Aargau, Solothurn, Basel-Stadt, Baselland und Bern gepflegt wird und dank Freiwilligenarbeit und Quartiervereinen zustande kommt. Der Ethnologe Dominik Wunderlin (70) hat sich in seinem Buch «’s isch heiligi Wiehnachtszyt» mit den Advents- und Weihnachtsbräuchen der Schweiz auseinandergesetzt. Laut ihm ist das Phänomen des begehbaren Adventskalendrs noch ein junger Brauch: «Bisher haben wir keine Belege, die weiter als 1985 zurückreichen.» Und erfunden haben es wohl die Aargauer. Ein früher Beleg stammt aus Othmarsingen, wo es bereits 1986 Adventsfenster gab. In den Jahren darauf übernahmen im unteren Freiamt und im östlichen Aargau viele Orte die Idee.

Begehbarer Adventskalender

Laut Wunderlin haben wir es beim begehbaren Dorf-Adventskalender offensichtlich mit einer schweizerischen Erfindung zu tun: «Unsere Nachforschungen weisen darauf hin, dass konkret das aargauische Mittelland als Innovationszentrum des begehbaren Adventskalenders zu betrachten ist.» Die Idee mit den Adventsfenstern hat sich ausgebreitet: Heute findet man sie in allen Kantonen der Deutschschweiz. In der Westschweiz und im Tessin, nur vereinzelt. Als Export-Schlager sind sie inzwischen auch in Teilen Frankreichs und Österreichs sowie in ganz Deutschland zu finden.

Der Zweck der Adventsfenster stimmt den Volkskundler hoffnungsvoll: «Damit wurde eine neue Form geschaffen, die der Begegnung zwischen den Menschen dient und zugleich ein Beitrag gegen das anonyme Nebeneinanderleben ist.»

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