Erna Blinova wartet vor der Clinique de la Lignière in Gland VD, einem Zentrum für kardiovaskuläre Rehabilitation mit Blick auf den See. Ihre gute Laune und ihre Energie fallen sofort auf. Erst auf den zweiten Blick lässt sich ein kleines, tragbares Gerät in ihrer rechten Hand erkennen. Die kleine Batterie bringt Blinovas Herz zum Schlagen. Seit dem 17. März 2024 hängt ihr Leben von der kleinen Maschine ab.
«Rettet mich!»
«Das war der Tag, an dem alles auf den Kopf gestellt wurde», erzählt sie. «Es war Sonntag, und ich wollte mir die Zeit nehmen, in Ruhe aufzustehen. Mein Mann Alain war bereits mit den Kindern nach unten gegangen. Ich streckte mich im Bett, ging ins Bad, und dann begann sich mein Kopf zu drehen. Ich fragte mich, ob ich einfach nur zu schnell aufgestanden war, aber das Schwindelgefühl wurde immer stärker. Ein Kältegefühl erfasste meinen Körper, als würde das Leben aus mir weichen. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, und rief meinen Mann, der sofort zu mir eilte.»
Als er seine Frau in diesem hilflosen Zustand und mit violetter Hautfarbe sieht, zögert er keinen Moment: «Er blieb ruhig und reagierte sofort, er rief direkt den Krankenwagen», erzählt Blinova. Die Sanitäter kamen nach ein paar Minuten und legten mich auf eine Trage, während ich immer wieder sagte: ‹Rettet mich!›»
Zehn Tage später erwacht sie auf der Intensivstation. «Niemand hatte gewusst, ob ich es schaffen würde», sagt sie schaudernd. «Es kam alles sehr unerwartet, nicht nur wegen meines jungen Alters, sondern auch, weil ich keine Warnsignale verspürte und immer sehr gesund gelebt habe. Ich ass gesund, trieb Sport und achtete auf mich. Mit 35 Jahren denkt man doch nicht daran, dass so etwas passieren könnte.»
In der Schweiz sterben jährlich ca. 15’000 Menschen an einem Herzinfarkt oder Hirnschlag. Herzinfarkte bei Menschen unter 40 Jahren sind grundsätzlich eher selten. Aber keine Besonderheit, sagt Christian Schmied, Facharzt für Kardiologie an der Hirslanden Klinik im Park in Zürich, vor allem bei Männern. Auffallend: Das Durchschnittsalter für Herzinfarkte in den letzten 20 Jahren ist gesunken. Schmied begründet das mit zunehmendem Stress in der Gesellschaft und dem erhöhten Druck, der auf den Jungen lastet. Chronischer Stress führt zu einer Entzündung im Körper, die dann wiederum zu Arterienverkalkung führt. Männer und Frauen sind unterschiedlich stark betroffen: Während weibliche Hormone wie Östrogen und Progesteron den Körper eher vor Herzinfarkten schützen, erhöht Testosteron das Risiko tendenziell. Bei Frauen wird ein Herzinfarkt dafür häufig zu spät erkannt oder nicht adäquat behandelt. Die gute Nachricht: Neben drei bis vier unbeeinflussbaren Faktoren, wie genetischen und psychischen Krankheiten gibt es acht beeinflussbare Faktoren, die das Risiko für einen Herzinfarkt erheblich senken. Dazu gehören beispielsweise Übergewicht, Rauchen und Stress. «Würden diese acht Faktoren kontrolliert werden, könnte das Risiko für einen Herzinfarkt bei Männern um 90% und bei Frauen um 94% gesenkt werden», sagt Schmied. «Das ist enorm.»
In der Schweiz sterben jährlich ca. 15’000 Menschen an einem Herzinfarkt oder Hirnschlag. Herzinfarkte bei Menschen unter 40 Jahren sind grundsätzlich eher selten. Aber keine Besonderheit, sagt Christian Schmied, Facharzt für Kardiologie an der Hirslanden Klinik im Park in Zürich, vor allem bei Männern. Auffallend: Das Durchschnittsalter für Herzinfarkte in den letzten 20 Jahren ist gesunken. Schmied begründet das mit zunehmendem Stress in der Gesellschaft und dem erhöhten Druck, der auf den Jungen lastet. Chronischer Stress führt zu einer Entzündung im Körper, die dann wiederum zu Arterienverkalkung führt. Männer und Frauen sind unterschiedlich stark betroffen: Während weibliche Hormone wie Östrogen und Progesteron den Körper eher vor Herzinfarkten schützen, erhöht Testosteron das Risiko tendenziell. Bei Frauen wird ein Herzinfarkt dafür häufig zu spät erkannt oder nicht adäquat behandelt. Die gute Nachricht: Neben drei bis vier unbeeinflussbaren Faktoren, wie genetischen und psychischen Krankheiten gibt es acht beeinflussbare Faktoren, die das Risiko für einen Herzinfarkt erheblich senken. Dazu gehören beispielsweise Übergewicht, Rauchen und Stress. «Würden diese acht Faktoren kontrolliert werden, könnte das Risiko für einen Herzinfarkt bei Männern um 90% und bei Frauen um 94% gesenkt werden», sagt Schmied. «Das ist enorm.»
Kurz nachdem sie aus dem Koma erwacht war, stellten die Ärzte fest, dass sie einen Herzinfarkt erlitten hatte, der wahrscheinlich auf eine seltene Herzfehlstellung zurückzuführen war, die durch eine Schwangerschaft verursacht werden kann: «Aber sie haben nicht genau verstanden, was passiert ist und wie die Gerinnsel in diesen Teil meines Herzens gelangen konnte», sagt Blinova.
Während der Phase des künstlichen Komas war die junge Frau nach einer ersten Operation auf die Unterstützung einer ECMO angewiesen, eine Notfallmaschine, die die Herz- und Lungenfunktion sicherstellt. «Als meine beiden Söhne Arthur (7) und Piotr (4) sahen, dass ich intubiert und überall angeschlossen war, waren sie zunächst sehr beeindruckt», erzählt sie. «Ich hatte mir Sorgen gemacht, wie sie reagieren würden. Ich glaube, sie hatten vor allem Angst, mir wehzutun. Zum Glück haben sie aber gut verstanden, was vor sich ging, Alain hatte viel mit ihnen gesprochen.»
Ein Herz zum Mitnehmen
Da der Einsatz der ECMO-Maschine auf wenige Wochen begrenzt werden muss, wechselte Blinova schnell zu einer LVAD, einem Gerät, das mit einer externen Batterie ins Herz implantiert wird, um die Herzarbeit zu entlasten. Seither trägt sie das Gerät, das über eine Pumpe verfügt, die an ihrer Herzkammer hängt, immer mit sich herum. Der nächste Schritt, sobald Erna wieder bei Kräften ist, wird die Transplantation eines neuen Herzens sein.
«Ich hatte immer die Gewissheit, dass alles gut gehen wird»
Wie behält man in einer solchen Situation den Mut? Erna zuckt mit den Schultern und antwortet bescheiden: «Alle sagen mir, dass ich stark bin, aber ich weiss nicht, ob das wirklich der Fall ist. Ich hatte immer ein ruhiges Leben geführt und noch nie etwas erlebt, das so viel tiefe Resilienz erfordert. Aber tief in meinem Inneren habe ich immer die Gewissheit gespürt, dass alles gut gehen wird. Und ich konzentriere mich vor allem darauf, wie viel Glück ich habe, dass ich heute am Leben bin.»
Sie und ihr Mann denken darüber nach, eine Stiftung zu gründen, um andere Menschen in der gleichen Situation zu unterstützen und Familien mit einem Elternteil im Krankenhaus zu helfen.
Erna hat die Klinik inzwischen verlassen und ist wieder zu Hause bei ihren Kindern und ihrem Ehemann. Sie freut sich darauf, nach vorne zu blicken, Pläne zu schmieden und ihren Beruf als Kulturvermittlerin wieder aufzunehmen: «Ich habe ein wenig Angst vor der Rückkehr ins Krankenhaus und vor der langen Genesungszeit nach der Transplantation», gibt sie jedoch zu. Aber es wird die letzte Etappe des Marathons sein. «Ich habe Vertrauen, ich weiss, dass mein neues Herz im richtigen Moment kommen wird.»
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