10 Traditionen, die neu offiziell Schweizer Kulturerbe sind
Mit diesem Schweizer Kulturgut punktet Glarus in der Hip-Hop-Szene

Das Bundesamt für Kultur hat das nationale Inventar der lebendigen Traditionen um 29 Gepflogenheiten erweitert. Vorschläge aus der Bevölkerung wurden dabei auch berücksichtigt. Blick zeigt eine Auswahl von zehn Bräuchen, die neu Schweizer Kulturgut sind.
Publiziert: 23.08.2023 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2023 um 09:47 Uhr
Natasa Mitrovic

Bandella (TI)

Bandella folgt nicht Noten, sondern dem Gehör.
Foto: Keystone

Hierbei handelt es sich um eine aus Norditalien weiterentwickelte Musikrichtung – weltweit einzigartig im Tessin. Müsste man Bandella beschreiben, dann würde man am ehesten an eine kleine Blaskapelle denken. Das Besondere an dieser Form praktizierter populärer Musik im Tessin ist, dass sie nicht in Vereinen organisiert ist und lediglich «nach dem Gehör» gespielt wird. Die Bandelle sind Teil der Tessiner Identität und Kultur, weil sie häufig eine wichtige Rolle beim authentischen Dorffest, der Hochzeit oder sogar bei Beerdigungen spielen.

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Demoszene und digitale Kreativität (CH)

Keine Spur von Demonstration. Eine Szene aus einem digitalen Kunstwerk.
Foto: Screenshot der Demo „4k Intro – Then and Before“ des Entwickler:innenteams von Altair.

Nein, es geht nicht um Demonstrationen. In diesem Fall steht «Demo» für digitale Kunstwerke. Sogenannte Demoszenerinnen und Demoszener kreieren mit Kreativität und EDV-Skills digitale Kunst-Animationen. Deshalb sind auch viele Programmiererinnen und Programmierer in dieser Szene engagiert. Die Ergebnisse erinnern an Science-Fiction-Filme, futuristische Musikvideos und Szenen aus Computerspielen.

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Galgenfischerei (BS, BL, AG)

Früher war die Ausbeute beim Galgenfischen um einiges grösser. Trotzdem – Petri Heil.
Foto: Stefan Bohrer

Wer schon mal in Basel am Rhein war, der kennt die kleinen Holzhäuschen mit Fischerbalken – im Volksmund Galgen genannt. Die erste Erwähnung von den sogenannten Galgen in Basel geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Damals, als den Rhein noch viele Fische bewohnten, wurde unter anderem Lachs mit einem grossen Fischernetz, der sogenannten «Salmenwaage», gefischt. Daraus entwickelte sich der Fischerbalken. Aufgrund des tiefen Fischbestands wird heute nur noch hobbymässig gefischt. Seit einigen Jahren kann aber die Rückkehr des Lachses in den Rhein beobachtet werden, in diesem Sinne – Petri Heil.

Filiera della lana in Val Verzasca (TI)

Die Wollverarbeitung im Verzascatal ist nationales Kulturgut.
Foto: © Ti-Press / Ti-Press

Alles begann mit einer schweren Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren. Damals sahen sich viele Familien in ihrer Existenz bedroht. Deshalb beschloss eine Gruppe Einheimischer, den «Verein für Heimarbeit» zu gründen. Ihr Ziel war es, die traditionelle Heimarbeit, die Wollverarbeitung, das Färben, Spinnen, Weben und Stricken im Verzascatal zu fördern. Seither gilt die Verarbeitung der Tessiner Schafwolle als Tradition.

Glarner Muster und Tücher (GL)

Das Paisley-Muster auf den Glarner Tüechli hat die Herzen vieler Hip-Hopper im Sturm erobert.
Foto: Keystone

Schon 1740 wurden im Glarnerland Textilien bedruckt. Unschwer ist die Quelle der Inspiration für die Muster zu erkennen, die kam aus dem fernen Indien. Während die Glarner Edelweiss-Tücher als typisch schweizerisch gelten, sind die Glarner Tücher mit dem Paisley-Muster in der Hip-Hop Szene sehr beliebt. Hier sind sie aber besser unter der Bezeichnung «Bandanas» bekannt.

Nage en hiver et Coupe de Noël (GE)

Beim Weihnachtscup in Genf gehts um die Überwindung des inneren Schweinehunds und der Kälte natürlich.
Foto: Keystone

Der sogenannte Weihnachtscup wurde 1934 in Genf gegründet und gilt als der älteste Sportwettkampf des Kantons. Der Wettkampf besteht darin, sich selber, die Kälte und eine Strecke von 100 Metern (schwimmend) zu überwinden. Vor dem Sprung ins Wasser erfrischt man sich mit einem grossen Eimer Eiswasser, den man sich über den Kopf leert. Im eiskalten Wasser kann entweder im einfachen Badeanzug oder in einem ausgefalleneren Outfit gebadet werden.

Métairies (JU)

Die verstreut liegenden Bauernhöfe im Jura laden zum Verweilen und Essen ein.

Wer schon mal im Jura unterwegs war, dem sind bestimmt die Bauernhöfe, die sogenannten «Métairies» aufgefallen. Diese zählen nun zum Schweizer Kulturgut. In diesen Berggasthöfen werden Gäste empfangen und typisch jurassisch bewirtet mit herzhaften und schmackhaften Gerichten. Die Gastwirte der «Métairies» sind umtriebig; nebst der Bewirtschaftung ihrer Gäste und der Landwirtschaft produzieren sie auch eigene Produkte, wie Käse. Ausserdem profitieren Wanderer und Velofahrerinnen von ihrer exzellenten Ortskunde. 

Wandern (CH)

Endlich, endlich ist es offiziell! Wandern ist Schweizer Kulturgut.
Foto: Getty Images

Jetzt ist es amtlich. Das Wandern gehört zur Schweiz wie der Käse, Schoggi und die Berge. Eigentlich logisch: Wo Berge sind, da sind auch wanderfreudige Menschen nicht weit. Ob zum Schweizer Kulturerbe «Wandern» auch eine spezifische Wanderausrüstung mit teuren Wanderschuhen und Wanderstöcken gehört, ist nicht vom Bund festgeschrieben.

Wybermahl in Hettiswil (BE)

Männer sind am Hettiswiler Wybermahl nicht willkommen.

Dass man sich mit den Hettiswiler Frauen nicht anlegen sollte, das bekamen die übergriffigen Soldaten während des Guglerkrieges 1375 zu spüren. Damals verteidigten die mutigen Frauen ihr Dorf und das Gluniazenserkloster erfolgreich. An diesen Erfolg erinnern die Frauen von Hettiswil alle zwei Jahre mit einem grossen Wybermahl im Mai – Zutritt nur für Hettiswiler Frauen.

Teffli-Rally in Ennetmoos (NW)

Die Teilnehmenden der Teffli-Rally in Ennetmoos werden nicht umsonst auch «Höllenhunde» genannt.
Foto: Keystone

Weil ein paar «Tefflibuebe» vor 23 Jahren nicht akzeptieren wollten, dass es sich nun «ausgeknattert» hat, wurde kurzerhand die Teffli-Rally in Nidwalden ins Leben gerufen. Hier treten verschiedene Teams mit ihren frisierten «Teffli» gegeneinander an. Die Teilnehmenden werden übrigens auch «Höllenhunde» genannt – sympathisch.

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